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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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sie sich vor Schreck die Bürste quer über die Wange zog. Genervt nahm sie ein Kosmetiktuch aus der Packung, spuckte darauf und rubbelte sich nicht nur den Strich weg, sondern auch das bereits aufgetragene Make-up. Es klopfte erneut.
    »Herrgott nochmal«, zischte sie. »Ich komme ja schon. Kann ich mich nicht ein Mal in Ruhe fertig machen?«
    »Naomi? Bist du da?«
    In ihr verkrampfte sich alles. Sammy stand vor der Tür. Für ihn hatte sie nun wirklich keine Zeit. »Du hast zwei Minuten«, sagte sie zur geschlossenen Tür, bevor sie ihm aufmachte. »Ich bin ein Wrack, am Ende und, ach egal ... Was gibt´s denn?«
    »Wow, sehr sexy«, entfuhr es Sammy. »Und trotzdem so schlecht gelaunt? Wo klemmt´s denn?«
    »Ich habe das Kleid eingesaut«, murmelte sie auf dem Weg zurück ins Badezimmer. Sie schnappte sich das Make-up, drückte das Schwämmchen hinein und tupfte sich über die abgewischte Wange, bis ihre Haut wieder einen gleichmäßigen Teint hatte. Nachdem sie fertig war, schleuderte sie das Handtuch in die Badewanne, bürstete sich nochmals durchs Haar, bevor sie mit Haarspray die Frisur fixierte. »Also, was gibt´s?«
    Sammy war ihr gefolgt und stand im Türrahmen. »Hat sich erledigt. Ich dachte, ich hole dich zum Essen ab. Beim Italiener hängt schon eine Vermisstenanzeige von dir.«
    Naomi lachte. »Glaub mir, da würde ich jetzt auch lieber hingehen.«
    »Jetzt, wo du lachst, siehst du in dem Kleid unwiderstehlich aus.« Sammy trat drei Schritte zurück. »Komm, lass dich bewundern.«
    Sammy machte ihr Platz und reichte ihr die Hand. Kavaliersmäßig führte er sie in die Mitte der Wohnung. Er musterte sie von oben bis unten und pfiff durch die Zähne. »Da verschlägt es mir die Sprache. Dir stehen solche Kleider, wusstest du das? Ist ganz anders, als dich in Jogginghosen und Turnschuhen zu sehen.«
    »So kann ich kaum über den Campus stöckeln.« Naomi lächelte. Sammys Worte taten ihr gut. Sie drehte eine Pirouette und knickste, bevor sie ihm lachend um den Hals fiel. »Danke. Das Kompliment habe ich gebraucht. Ich bin völlig durch den Wind.«
    »Und wo soll das Kleid versaut sein?«
    Naomi bückte sich und zeigte auf den Fleck. »Hier, siehst du?«
    Sammy lachte. »Wer guckt denn da hin? Derjenige, der das entdeckt, muss in die Klapse. Du in diesem Kleid. Wen stört da schon ein Fleck am Rocksaum?«
    »Mich«, jammerte sie.
    Sammy sah sie merkwürdig an. »Aber es geht dir gut, oder?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin nur nervös. Das ist alles. Glaube ich zumindest.« Sie fand das Schultertuch über der Stuhllehne und legte es sich um. »Fertig. Damit fällt auch meine neueste Kriegsverletzung nicht auf.«
    Sammy runzelte die Stirn.
    »Nichts weiter, ich hab mir nur die Schulter gestoßen. Ich sagte doch, heute läuft nichts normal.« Naomi packte Lippenstift und Puder in ihre Handtasche. »Zeit für dich zu gehen. Wir sehen uns, ja?«
    Sammy nickte und murmelte etwas, als er die Tür hinter sich schloss. Naomi verstand nicht genau, was er sagte. Es klang wie, ja, bis nachher. Naomi ging ans Fenster und sah, wie Sammy in den aufziehenden Nebelschwaden verschwand. Am Straßenrand stand ein dunkler Wagen. Naomi erschrak. Handelte es sich dabei um dasselbe Fahrzeug, was hinter ihr hergefahren war? Sie schüttelte energisch den Kopf und verdrängte den Gedanken daran. Es gab unzählige dunkle Autos.
     
    Ein letzter Blick in den Spiegel zeigte Naomi eine fremde Person. So schön das Kleid war, so unwohl fühlte sie sich darin. In ihren Sportklamotten fühlte sie sich sicher, selbstbewusst und war einfach sie selbst. In diesem Traum aus Seide kam sie sich verkleidet und fremd vor, was ihre innere Unruhe noch steigerte. Wo blieb Roman?
    Sie ging wieder zum Fenster. Der Nebel war dichter geworden. Der Wagen schien verschwunden zu sein. Oder, er stand doch noch an der gleichen Stelle; vom Nebel verschluckt. Es war nur noch der Zugang zu ihrem Apartmentblock erkennbar. Sie wandte sich ab. Auf dem Schreibtisch entdeckte sie ihr Handy. Das Foto. Beinahe hätte sie es vergessen. Oma wäre stinksauer, wenn sie nicht ihr Foto bekäme. Karsten hatte Leandra nicht nur alles über die Umgebung erzählt, sondern auch Roman erwähnt. Leandra hatte sofort zum Telefonhörer gegriffen, um alle Einzelheiten zu erfahren. Leandra fehlte ihr; trotz ihrer übergroßen Angst um sie. Naomis Mutter hatte über den Lautsprecher mitgehört. Leandra hatte zum Schluss nachgebohrt, ob wirklich alles in Ordnung wäre, was

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