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Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondlichts - Das Erwachen - Die Fährte - SOMMER-SONDEREDITION (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Bidell
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sinken und verließ die Lichtung.

Dreizehn
     
    Naomi ließ das heiße Wasser über ihren Körper prasseln. Ihre eiskalten Füße begannen zu kribbeln, die Kratzspuren an ihren Beinen brannten. Ihre Gedanken kreisten um die vergangene Nacht, die ihr immer noch surreal vorkam.
    Wie hatte sie ihre Großmutter Leandra verspottet, als diese versucht hatte, ihr die Geschichte zu erklären und sie auf eine solche Situation vorzubereiten. Niemals hätte sie es für möglich gehalten. Ihre Urgroßmutter war ein Katzenmensch; sie selbst war ein Katzenmensch. Und sie war nicht alleine. Sie trocknete sich ab, schlüpfte in den Jogginganzug und die flauschigen Socken. Ihre innere Ruhe befremdete sie. Keinen Moment lang hatte sie sich unwohl in diesem ungewohnten Körper gefühlt. Erschrocken, ja; aber nicht unwohl. Sie warf das Handtuch unter das Waschbecken und ging durch den schmalen Flur ins Wohnzimmer.
    »Besser?« Kai schob ihr über den Couchtisch eine Tasse Tee hinüber.
    Naomi nickte und griff danach. »Meine Oma wollte mich warnen, aber ich habe ihr nicht zugehört.«
    »Deine Oma ist wie wir?«, fragte Kai.
    Naomi schüttelte den Kopf. »Sie nicht. Ihre Mutter.«
    Kai seufzte. »Dann dürfte sie gar nichts wissen. Es ist gefährlich. Für sie und für uns.«
    »Warum? Sie wollte mich schützen. Ihre Mutter wäre beinahe umgekommen, als sie das erste Mal in den Wald lief.« Naomi zog die Beine an und legte ihr Kinn auf den Knien ab.
    Kai beugte sich nach vorn und sah Naomi fest in die Augen. »Deswegen passt immer jemand auf die Neuen auf. Wie viel weiß sie? Was hat sie erzählt?«
    Naomi dachte nach. Leandra hatte nicht viel erzählt. Sie hatte überhaupt kaum zugehört. Sie wusste nichts. »Nicht viel. Leandra folgte ihrer Mutter, also meiner Urgroßmutter Romina, in den Wald. Als kleines Mädchen. Kurz darauf verschwand Romina. Spurlos. Seither war meine Oma eine Überglucke mit merkwürdigen Vorahnungen. Sie hat meine Mutter eingesperrt, bis sie verheiratet und mit mir schwanger war. Als mein Vater ums Leben kam, sind wir umgezogen. Oma hat es dort nicht mehr ausgehalten. Überall witterte sie Gefahr. Sie meinte, unsere Familie sei verflucht. Auch mein Opa starb sehr jung. Das hat sie sehr mitgenommen. Deswegen durfte ich auch nirgendwo hin. Nie woanders übernachten. Regelrecht ausgeflippt ist sie, als ich abgeflogen bin und sie es nicht verhindern konnte.«
    »Kluge Frau. Wann hat sie dir davon erzählt?« Kai lehnte sich in die Polster zurück.
    »Kurz vor meiner Abreise.« Naomi stellte ihre leere Tasse auf den Tisch. »Meiner Meinung nach war Oma über Nacht senil geworden. Eine andere Vermutung war, dass sie solche Märchen erzählt, damit ich nicht weggehe.«
    Kai stand auf und blieb im Türrahmen zur Küche stehen. »Was ist eigentlich heute Nacht passiert? Denk genau nach. Es ist wichtig.«
    Naomi hörte Klappern aus der Küche. Ihr Magen knurrte. Bevor sie aufstand, kam Kai mit einem Korb Brot und einem Glas Marmelade zurück. »Ich hab noch Müsli.«
    »Brot ist schon okay.« Naomi griff nach einer trockenen Scheibe und biss herzhaft hinein. »Ich würde im Moment alles verdrücken.«
    »Also, was war los?« Kai öffnete die Margarine und bestrich eine Scheibe Brot. Nachdem er Kirschmarmelade darauf verteilt hatte, streckte er es Naomi hin.
    Naomi lächelte. »An wirklich viel erinnere ich mich nicht. Schon in meinem Apartment fühlte ich mich nicht wohl. Auf dem Weg zu dieser Veranstaltung wurde es immer schlimmer. Es fiel mir schwer zu atmen. Im Hotel hielt ich es gar nicht mehr aus. Ich bin einfach abgehauen.« Sie biss ein Stück vom Marmeladenbrot ab. »Ich habe Roman einfach sitzen gelassen. Das verzeiht er mir nie.«
    »Ach was, er wird dir schon verzeihen.« Kai schenkte Tee nach und beobachtete Naomi mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. »Wie ging´s weiter?«
    »Ich weiß nicht mehr, wie ich zur Lichtung kam. Und plötzlich war Sammy da.« Sie legte das angebissene Brot auf den Tisch. Der Appetit war ihr vergangen.
    »Er war auf der Lichtung?«, fragte Kai.
    Naomi schüttelte den Kopf. »Sammy war im Wald. Er wollte mich nicht erschrecken. Die Sache mit dem Sprechen hat er mir erklärt, und er wiederholte ständig, es sei nicht sicher auf der Lichtung wegen des feindlichen Clans.«
    Kai sprang auf. Mit einer schwungvollen Handbewegung warf er das Brot auf den Tisch. Die Marmelade spritzte in alle Richtungen. »Diese miese Sau! Die Lichtung ist der einzig sichere Ort für uns. Er hat dich

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