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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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gedacht, stattdessen meine Ohren zu quälen. Sie sollten sich auf die Taufe beschränken. Da hört wenigstens keiner hin.«
    »Hatte der Professor einen Spind hier?«, versuchte ich den sich anbahnenden Streit zu unterbinden.
    Der Pfarrer gab die Frage an den Küster weiter.
    »Ja. Aber der ist leer.«
    »Wer hat Schlüssel dazu?«
    »Momentan nur ich.«
    »Die Tochter vermisst Dokumente«, log ich. »Könnten die noch da drin sein?«
    »Nein.«
    »Also, mein Lieber«, mischte sich der Pfarrer ein, »Sie werden in letzter Zeit schon ein bisschen vergesslich. Machen Sie dem Herrn den Spind auf, und dann ist’s gut. Die Taufe wartet.«
    Widerwillig und umständlich suchte der Küster in einem Schlüsselkasten.
    »Nun machen Sie schon, und bringen Sie da mal Ordnung rein«, drängte der Pfarrer.
    Das Schloss schnappte auf. Der Spind war wirklich leer,bis auf ...
    »Und wie kommt Lisas Schultasche hier rein?«
    Die Gesichtsfarbe des Küsters wechselte zu leichenblass.
    »Sind Sie da ganz sicher, dass ...?«, versuchte der Pfarrer die Situation zu dämpfen.
    »Oh ja.«
    Ich zog die Tasche aus dem Regal und schüttete den Inhalt auf den Boden. Die Hefte und Bücher trugen Lisas Namen.
    »Sie haben Lisa also doch gesehen!«, fuhr ich den Küster an, der sich tief atmend auf einen Stuhl setzte.
    »Nein. Ich hab sie nicht gesehen ... und wie die Tasche da reinkommt ... keine Ahnung.« Er fuhr sich durch seine grauen Haarsträhnen und verbarg das Gesicht zwischen den Händen. »Ich weiß es nicht ...«
    »Mal langsam«, beruhigte der Pfarrer. »Das wird sich sicher aufklären lassen. Dass die Tasche hier ist, bedeutet ja nicht, dass unser Küster etwas mit Lisas Verschwinden zu tun hat. Vielleicht hat sie ja auch noch einen Schlüssel. Also bitte Vorsicht mit falschen Schlüssen!«
    Das stimmte zwar, aber dem stand entgegen, dass die Tasche im obersten Regal gestanden hatte. Lisa mit ihrer Größe von etwa einem Meter vierzig hätte sich auf einen Stuhl stellen müssen, um sie dort abzulegen. Wozu, wenn es auch der leere Spindboden getan hätte?
    Der Pfarrer sah auf die Uhr. »Ich muss zur Taufe. Schlage vor, dassS ie eine Vermisstenanzeige aufgeben. Dann sehen wir weiter. Sollte mich die Polizei vernehmen, werde ich aussagen, was ich hier gesehen habe. Mehr nicht. Grüß Gott.«
 
    Jetzt doch beunruhigt, suchte ich den Inhalt der Schultasche auf dem Boden zusammen.
    Aus einem Notenheft für Orgelmusik waren ein paar lose Blätter gerutscht. Die gestochene Handschrift kam mir bekannt vor. Um den Küster, der immer noch zusammengesunken auf dem Stuhl saß, nicht aufmerksam zu machen, schob ich die Blätter in das Heft zurück.
    »Ich mache jetzt Vermissten anzeige .«
    Um meiner Aussage die gewünschte Drohung zu verleihen, hatte ich die »Anzeige« überbetont.
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, knurrte der Küster, ohne den Kopf zu heben, »aber ich war es nicht, habe auch keine Lisa gesehen.«
    »Wer konnte dann noch den Spind öffnen, außer Ihnen?«
    Er hob den Kopf aus den Händen. »Verdammt noch mal. Woher soll ich das wissen? Kommt vor, dass ein Schlüssel nachgemacht wird, weil einer verloren gegangen ist, und dann taucht er plötzlich wieder auf. Ist ja schließlich kein Tresor.«
    Dieser Sturkopf ging mir auf die Nerven, und ich hatte gute Lust, ihm etwas ans Zeug zu flicken. Aber bei dieser Sachlage konnte nur Lisa eine Klärung schaffen.
    »Wenn Lisa bis Einbruch der Dunkelheit nicht auftaucht ...«, drohte ich, unterließ es aber gerade noch zu sagen, was ich mit ihm zu tun gedachte.
    Der Mann war imstande, eine Anzeige gegen mich zu erstatten.

13

    Otto war schon gegangen oder wieder hinausgeworfen worden.
    Wie einen Schatz hatte ich mir die Schultasche unter den Arm geklemmt und strebte zügig dem Münster Café zu. Nachdem ich den Gedanken der Vermisstenanzeige fallen gelassen hatte – die Polizei würde mich nach der kurzen Zeit des Verschwindens eines Kindes auf morgen vertrösten, außerdem war ich kein Verwandter –, brauchte ich italienische Sprachkenntnisse. Und der nächste Italiener, der mir einfiel, war Giacco vom Café.
    »Hallo, Signore«, begrüßte er mich lachend. »War ein guter Rat. Signora Hofmann hebt auch die Preise an. Dann stimmt es wieder bei beiden. Wo ist die Bambina? Soll ich schon einmal einen Eisbecher speciale für sie richten?«
    Ich erklärte ihm, was ich gerade im Münster erlebt und welche Vermutung ich hatte.
    » Mamma mia . Das ist ja grauenhaft. Jetzt brauche

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