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Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
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Versuche,betont lässig und unbeteiligt zu wirken, jeden, der mir begegnete, auf mich aufmerksam machten.
 
    »Wo hast du Lisas Schulranzen her?«, empfing mich Gerda im Flur mit einem Schälmesser in der Hand.
    Was sollte ich sagen, und vor allem, wie sollte ich ihr meine Vermutung mitteilen,ohne einen Zusammenbruch bei ihr zu riskieren?
    »Lisa hat ihn mir gegeben. Sie wollte noch ...«
    »Lass den Blödsinn. Du warst am Spind«, fuhr sie mir ins Wort. »Woher wusstest du, dass er da drin war? Schnüffelst du mir jetz tauch noch nach?«
    In ihrer Stimme schwang ein vorwurfsvoller, scharfer Unterton, der meine beginnende Paranoia mit einem Schlag beiseitefegte.
    »Du hast ihn da reingetan?«
    »Wer sonst?«, kam es zurück, als sei das das Natürlichste der Welt.
    »Ja, und dies hier?« Ich zog die Papiere aus der Hose.
    Ihre Augen wechselten schnell zwischen mir und den Schriftstücken, die ich über dem Kopf schwenkte.
    »Du bist ein Idiot«, fauchte sie. »Ich gebe mir alle Mühe, sie verschwinden zu lassen, und du schleppst sie wieder an.«
    Mir wurden die Knie weich, und ich setzte mich in der Küche. Gerda schälte weiter Kartoffeln, als sei nichts gewesen.
    »Jetzt sag bloß noch, dass du Lisa ...«
    »Ja, verdammt. Ich tue alles, um dich bei diesen Recherchen einzubremsen und Lisa zu schützen. Aber du Trampeltier bringst uns in die größte Gefahr.«
    »Moment«, stoppte ich sie, »wenn hier jemand in Gefahr ist, dann bin ich das. Ich versuche doch nur ...«
    »Bist du so blöd, oder tust du nur so? Wer will denn was von dir? Wir werden bedroht. Daher musste ich Lisa zu meiner Schwester schicken.«
    »Und die Unterlagen?«, versuchte ich ihren Ausbruch zu kanalisieren.
    »Die habe ich gleich nach Vaters Tod aus dem Versteck in der Orgel geholt. In der Schultasche waren sie sicherer als hier, bis mir klar sein würde, was sie letztendlich bedeuteten.«
    »Du hast sie gelesen und übersetzt?«
    Ein leichtes Lächeln fuhr um ihre Lippen.
    »Du kannst, wie alle Männer, nicht zuhören. Ich habe Romanistik studiert. Und ich habe mal in Italien gearbeitet.«
    Du bist wirklich ein selten dusseliges Rindvieh, schalt ich mich still.
    »Wer bedroht euch, und warum erfahre ich das erst jetzt?«
    Das Schälmesser knallte auf den Tisch, und die Kartoffel donnerte ins Spülbecken.
    »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?« Sie stützte sich mit geballten Fäusten auf den Tisch. Ihre blauen Augen wechselten die Farbe ins Rötliche. »Ich habe dich ’zigmal gebeten, Vater ruhen zu lassen. Aber nein, du musst wie ein Trüffelschwein im Untergrund graben.«
    Einen Augenblick hatte ich zu tun, meinen aufsteigenden Zorn im Zaum zu halten.
    »Also ist der Professor umgebracht worden?«
    Etwas anderes fiel mir nicht ein, um sie von mir abzulenken, quasi zu stoppen in ihrer sich steigernden Erregung.
    Für eine Sekunde schien sie zu erstarren, dann sackte sie ansatzlos zusammen und verbarg den Kopf in den Armen, die sich in den Kartoffelschalen auf dem Tisch stützten.
    »Ich weiß es nicht. Sie sagen es.«
    »Wer sind ›sie‹?«
    Ihr Körper hob und senkte sich unter dem Einfluss eines unterdrückten Weinkrampfes.
    Hilflos wie wohl alle Männer in solchen Situationen sind, versuchte ich sie zu streicheln.
    »Willst du deinem blöden Trüffelschwein nicht sagen, wer die waren?«
    »Ich kenne sie nicht«, kam es zwischen den Kartoffelschalen hervor.
    »Aber sie haben mit dir gesprochen?«
    Der Blondschopf deutete ein Nicken an.
    »Wann?«
    Sie hob langsam den Kopf und angelte nach einem Küchentuch, um sich zu schnäuzen. Ihre Augen wurden wieder blau.
    »Zwei Männer. Bei der Beerdigung. Sie stellten sich als Auftraggeber von Vater vor und wollten wissen, wie weit er mit ihren Stammbäumen gekommen war.«
    »Und?«
    »Was, und? Kurz bevor du hier das erste Mal auftauchtest, war einer von ihnen da und setzte mich unter Druck. Ich solle bitte gefälligst suchen, was Vater über seine Familie herausgefunden hatte. Sonst könnte es mir so ergehen wie ihm. Dann kamst du mit deiner verdammten Schnüffelei.«
    »Kannst du dich an seinen Namen erinnern?«
    Sie rieb sich die verweinten Augen. »War ein Italiener, ein Advokat. Mehr weiß ich nicht.«
    Das kam mir alles sehr merkwürdig vor.Aber auch Pater Lutz hatte einen italienischen Anwalt erwähnt, wie ich mich erinnerte.
    Wenn bisher eine Ungereimtheit die andere gejagt hatte, so schien dieser Anwalt ein wie auch immer gearteter Fingerzeig zu sein, um wenigstens die Richtung

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