Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters

Titel: Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe , luebbe digital
Vom Netzwerk:
bis er Mitte des 19. Jahrhunderts von der Bildfläche verschwand.
    Was jetzt wieder nicht ins Bild passte, waren der Sinn, der den Professor das Leben gekostet hatte,und die Drohung an Gerda.
    Ich hatte geheimnisvollere Enthüllungen und Dokumente erwartet. Entweder war es tatsächlich ein Unfall, oder ich beging einen gewaltigen Denkfehler.

14

    Auf dem Münsterplatz stieß ich, ganz in Gedanken, mit Herrn Gerster zusammen.
    »Oh, Sie sind noch hier?«
    Ich nickte abwesend und wollte weitergehen.
    »Haben Sie schon gehört?«, rief er mir nach. »Der Bankdirektor ist tot. Sie wissen schon, dieser Fiesling.«
    Gerster drängte sich auf Tuchfühlung an mich. »Er hat sich umgebracht. Soll eine Menge Geld einer der Verwaltungsgesellschaften unterschlagen haben.«
    »Wann?«
    »Letzte Nacht. Wurde auch Zeit. Dem trauert keiner nach.«
    »Wie?«
    »Hat sich im eigenen Auto vergast.«
    Kirche, Bank, Verwaltungsgesellschaft, tönte es in mir.
    »Woher wissen Sie das?«
    Er hielt mir die neue Ausgabe des Stadtblättchens hin. Die Zeilen waren vager als Gersters Aussage. Der Redakteur hatte hinter das »Selbstmord« ein Fragezeichen gesetzt. Der Betrug war in der Woche zuvor durch eine anonyme Anzeige aufgedeckt und von der Revision bestätigt worden. Der Verlust sollte sich im mehrstelligen Millionenbereich bewegen.
    Ich setzte meinen Weg fort und ließ ihn grußlos stehen.
    Das konnte zwar einiges mit dem Chaos der Münster-Gastronomie erklären, aber das war nicht mein Problem, dachte ich noch. Die Zeit sollte mich eines Besseren belehren.
 
    Meine neue Kalkulation ging auf.
    Giacco brachte mir einen Café-Amaretto. »Signore, da hat ein Mann nach Ihnen gefragt.«
    »Italiener?«
    » Sì . Woher wissen Sie das?«
    »Was haben Sie ihm über mich gesagt?«
    Er wedelte mit dem Handtuch an seinem Bund und griff Luftlöcher mit der freien Hand.
    »Nichts. Er hat sich nur dafür interessiert, was ich übersetzt habe. Er ist Geschichtsprofessor in Rom.«
    »Und? Meldet er sich wieder?«
    »Hat er nicht gesagt. Haben Sie schon etwas von der Kleinen gehört?«
    Ich nickte geistesabwesend. »Ist wieder daheim.«
    Es war doch keine Spinnerei gewesen, dass ich mich beobachtet gefühlt hatte. Was ich als Fehler erachtet hatte, konnte sich jetzt als Platzvorteil erweisen. Das Spiel konnte beginnen.
    Der Mitspieler ließen nicht lange auf sich warten.
    »Guten Abend, mein Herr«, stellte sich ein schlanker, großer Mann in einem grauen Seidenanzug vor. Sein dunkles Haar und der braune Teint ließen einen Süd-Italiener vermuten.
    »Darf ich ...?«, wies er auf den leeren Stuhl am Tisch.
    »Sie suchen mich?«, begann ich das Spiel, ohne zu warten, bis er die richtige Sitzposition gefunden hatte.
    Er ließ sich nicht beirren und bestellte. Nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte, taxierte er mich.
    »Sie sehen nicht wie jemand aus, der sich für Geschichte interessiert.«
    »Sie auch nicht«, konterte ich.
    Er bleckte eine Reihe makelloser Zähne zu einem Lächeln.
    »Ich sehe, Sie wissen, um was es geht. Sie haben etwas, was ich gerne hätte.«
    Seine linke Hand trug einen Siegelring und ließ ein goldenes Feuerzeug zwischen den Fingern hin- und herlaufen.
    »Das wäre?«
    »Giacco hat mir erzählt, was er für Sie übersetzt hat. Das ist sehr wertvoll für mich.«
    »Für Sie oder einen geheimnisvollen Auftraggeber?«
    »Tut mir leid. Ich habe mich noch nicht vorgestellt.« Er steckte das Feuerzeug ein und erhob sich andeutungsweise. »Dr. Flavio Simonte. Advokat und Notar.«
    »Habe schon von Ihnen gehört.«
    »Wie können Sie von mir gehört haben?«
    »Sie hinterlassen überall Ihre Spuren. Wollen Sie wissen, wo?«
    Der Bluff wirkte. Aber nur kurz. Sehr schnell hatte er sich wieder im Griff.
    »Daran sehen Sie, dass ich es ehrlich meine.«
    »Wenn Sie es ehrlich meinen, dann sagen Sie mir, wozu und wofür Sie die Dokumente brauchen ... Überzeugen Sie mich, dann können Sie sie haben.«
    »Im Original?«, fragte er misstrauisch.
    Innerlich jubilierte ich. Er war am Zug. Den Gedanken, dass das für mich gefährlich werden konnte, schob ich beiseite. Jetzt oder nie.
    Einen Moment schien er zu überlegen, wie er weiter vorgehen sollte. Freundlich oder drohend.
    »Nun gut. Ein Klient hat mich beauftragt, Nachforschungen über seine Vorfahren anzustellen. Als ich nicht weiterkam, traf ich Professor Solvay, der sich sofort anbot.«
    »Und, was hat er herausgefunden?«
    Der Doktor betrachtete seine Fingernägel, schnippte einen

Weitere Kostenlose Bücher