Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters
gestorben.«
»Was sollte denn ein Jesuit damit anfangen? Der darf doch sowieso keinen Besitz haben. Und wie es aussieht, lauert ohnehin die Kirche im Hintergrund. Das ergibt keinen Sinn«, wandte Margot ein.
Das war genau der Punkt, an dem auch meine Logik nicht weiterwollte. Der Erpresser wusste aus nicht nachvollziehbaren Quellen, dass es Dokumente gab. Pater Lutz hatte sich, für mich sehr auffällig, um die Klärung der Hintergründe bemüht. Was stand in Ottos Testament, wer hatte es, und wie passte das alles zusammen?
»Es gibt nur eine Möglichkeit. Der Erpresser ist der Unbekannte, und du bist sein Werkzeug. Rede mit dem Pater, und warte es ab. So einfach ist das«, folgerte Margot mit der ihr eigenen Art, Probleme zu sezieren.
In der Nacht überlegte ich mir, Kommissar Eibel einzuschalten. Verschob das Vorhaben aber, bis ich mit Lutz gesprochen hatte.
Frau Hofmann kam aufgelöst zum Frühstück. »Stellt euch vor, ich habe das Büro von Simonte angerufen ... und wer meldet sich da? Die Polizei. Was soll das denn?«
Die Hausdurchsuchung hatte ich in der Aufregung der letzten Stunden völlig vergessen. Damit war Dr. Simonte, wenn er denn etwas mit der ganzen Angelegenheit zu tun hatte, erst einmal ruhig gestellt und schied als unkalkulierbarer Faktor aus. Bis die Staatsanwaltschaft die Durchsuchung ausgewertet hatte, konnten Wochen ins Land gehen.
»Er scheidet aber auch als Käufer aus«, bemerkte Margot enttäuscht.
»Wenn er etwas zu verbergen hat, ja. Dann ist es besser jetzt als nachher. Wenn nicht, dann wird er das Café erst recht haben wollen. Ist so eine Art Lügentest«, versuchte ich den Frauen die Situation schmackhaft zu machen. »Vielleicht springt ja auch der Investor wieder auf.«
Frau Hofmann verzog das Gesicht.
»Ja, wenn alles den Bach runter und der Münsterplatz nur noch tote Hose ist«, meckerte Margot und verließ das Haus.
»Sie muss doch immer das letzte Wort haben«, schimpfte die Mutter, »oder sind Sie anderer Meinung?«
Es war in der kurzen Zeit, die ich in ihrem Haus war, selten vorgekommen, dass sie mich nach meiner Meinung gefragt hatte. Obwohl ich mich über ihre Hilfsbereitschaft nicht beklagen konnte, gelang es mir nicht, mich wie mehr als nur ein Gast und Liebhaber ihrer Tochter zu fühlen. Alles eben nur ...
Dabei pochte mein Instinkt mit jeder Stunde mehr darauf, dass mit der alten Dame auch etwas nicht stimmte.
»Was schauen Sie mich so an? Stimmt was nicht?«
Frag sie endlich!, tobte mein Kobold. Jetzt oder nie.
Ich überprüfte meine Mimik und veränderte sie in eine Spur freundlicher.
»Ich komme mit Ihrer Handlungsweise nicht klar«, formulierte ich vorsichtig, um nicht gleich mit einer Frage den Zugang zu ihr zu blockieren.
»Sie meinen das mit dem Finanzamt?«
Ich nickte. »Und der Bank und dem Investor. Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Sind Sie in Schwierigkeiten?«
Es entstand eine lange Pause.
Ihre Überlegungen spiegelten sich in ihrem für dieses Alter faltenfreien Gesicht und kräuselten die Stirn.
»Ich habe mich etwas ... verspekuliert«, begann sie langsam. »An der Börse. Da fing die Sparkasse an, mir Probleme zu machen. Der Sparkassendirektor bot mir dann an, dieses Spiel mitzumachen, um einen möglichst hohen Preis für das Café zu erzielen. Sie verstehen?«
Und wie ich verstand. Die noch unter Simontes Verwaltung stehenden Lokalitäten sollten in den Ruin getrieben werden.
»Genau. Als der Banker starb, dachte ich mir, den Rest mit diesem System auch gleich entsorgen zu können. So würde das Café als einzig funktionierendes Lokal immer mehr wert, und ich könnte mich nicht nur sanieren, sondern noch ein schönes Sümmchen auf die Seite bekommen.«
»Wie es aussieht, scheint das System ja zu funktionieren«, lächelte ich nunmehr gequält.
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Dieser Erpresser gibt mir zu denken.« Sie schaute auf die Uhr. »Die Zeit läuft. Sprechen Sie mit dem Pater.«
25
Bis ich Pater Lutz aufgetrieben hatte, waren bereits zwölf Stunden des Ultimatums vergangen. Da er um einen ruhigen Treffpunkt bat, verabredeten wir uns im Büro des Cafés.
»Ich habe mich in diesem Aufzug kaum hier hereingetraut«, entschuldigte er seine Arbeitskleidung, die aus derben Stiefeln und einer blauen Latzhose bestand, die sich über seinem Bauch spannte. »Sie haben es so dringend gemacht, dass ich keine Zeit zum Umziehen hatte. Weil der Veterinär darauf bestand, haben wir die Tiere vom Hof entfernen müssen. Was
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