Im Schatten des Münsters - Buthe, H: Im Schatten des Münsters
wichtig sein könnte. So als letzter Wille, oder ähnlich?«
»Erbe? Was sollte eine arme Sau wie Otto vererben können?«
Eibel hob die Schultern und tauchte wieder in das Mus.
»Keine Ahnung. Jeder scheint mehr zu wissen als ich. Also, warum sind Sie hier, und was könnten Sie hier finden?«
Ich zog einen Holzspan aus dem Brennholzstapel unter der Bank und rührte damit das Mus um, ohne auf Widerstand zu treffen.
Der Kommissar betrachtete mein Tun mit zweifelndem Gesicht.
»Darf ich mal raten? Da soll wohl etwas drin gewesen sein, was jetzt nicht mehr da ist. Stimmt’s?«
Ich nickte und schob ihm das Glas mit dem Span hin.»Versuchen Sie es selbst. Sie sind mein Zeuge, dass nur Pflaumenmus drin ist.«
Er rührte und nickte. »Und was soll drin gewesen sein?«
Es hatte keinen Sinn, ihm etwas vorzuenthalten. Der Unbekannte war mal wieder einen Schritt schneller gewesen.
»Ottos Letzter Wille«, dachte ich laut .»Wir müssen alle Gläser untersuchen. Menschen irren sich meist im Angesicht des Todes in der Zeit«, murmelte er und begann den gesamten Vorrat an Eingemachtem in den Hof zu tragen. »Los, helfen Sie mir«, knurrte er, »jetzt brauche ich Sie als Zeugen.«
Das Einzige, was wir nach einer Stunde herausfanden, war, dass es den Schweinen schmeckte, was wir auf den Komposthaufen kippten.
Eibel ließ sich seufzend auf der Bank nieder und reinigte seine Schuhe mit einem Papiertaschentuch.
»Gar kein schlechter Platz, etwas im Eingemachten zu verstecken«, grinste er und steckte sich eine Pfeife an. »Jetzt brauchen wir nur noch den, der es von Otto erfahren hat. Prima. Ist ja ganz einfach. Haben Sie eine Idee, wo ich anfangen soll?«
»Bei den Schweinen«, murmelte ich mehr zu mir selbst.
Der Kommissar verschluckte sich und rang nach Luft.
»Verdammt noch mal«, keuchte er, nachdem sich sein Atem wieder stabilisiert hatte, »warum stellt das Ministerium nicht mehr solcher Genies wie Sie in den Polizeidienst? Bei den Schweinen! Soll ich jetzt einen Sau-Flüsterer beschaffen, der deren Aussage protokolliert? Sie haben sie doch nicht alle.«
»Nein. Nicht nötig«, beharrte ich auf meiner Idee. »Die Tiere sind gefüttert worden, kurz bevor ich eintraf. Von wem?«
Er zündete sich seine Pfeife wieder an und quittierte den ersten Zug mit einem Husten.
»Die Idee ist nicht blöd. Aber zuerst werde ich etwas anderes feststellen lassen.«
Er rief sein Büro über Handy an und ließ überprüfen, auf wen das Grundstück hier eingetragen war.
»Einverstanden?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das wäre längst passiert. Da ist schon der Professor nicht weitergekommen.«
Er stand auf und klopfte die Pfeife am Holz aus.
»Wollen doch mal sehen, ob es wenigstens einen Vorteil hat, bei der Kripo zu sein. Und sollten Sie in den nächsten Stunden, mal wieder rein zufällig, über etwas Eingemachtes stolpern, dann sagen Sie mir Bescheid, bevor Sie wieder die möglichen Fingerabdrücke des großen Unbekannten verschmieren.«
Er ging zum Auto.
»Sind Sie, rein zufällig, schon mit Lisa weitergekommen?«, drehte ich seine Spitze gegen mich um.
»Pflaumenmus, Schweine. Vielleicht versuchen Sie es jetzt mal mit Kaffeesatz«, höhnte er. »Würde uns bei der Suche sehr helfen.«
24
Das Café war voll besetzt.
Margot hatte ihr Kostüm gegen die Dienstkleidung der Bedienungen gewechselt. Schwarzer Faltenrock, weiße Bluse mit Puffärmeln und eine mit Spitzen besetzte Schürze, die Platz für die Wechselgeldtasche bot.
»Möchte bloß wissen, warum die Leute sich immer Tage aussuchen, wenn die Hälfte der Bedienungen fehlt«, stöhnte sie. »Geh mal nach oben. Daliegt was auf dem Schreibtisch.«
Der Tag hatte es in sich. Es war eine handschriftliche Gesprächsnotiz. Um 12.45 Uhr hatte Dr. Simonte angerufen und Margot ein Kaufangebot für das Café mitsamt Grundstück in einer beträchtlichen Höhe gemacht.
Das passte nicht in das Feindbild, das ich mir von ihm gemacht hatte. Wer angeblich in finanziellen Schwierigkeiten steckte oder etwas vertuschen wollte, vermied alles, um ins Gespräch zu kommen. Und der Verkauf des Hofmann’schen Cafés würde eine Schlagzeile wert sein. Oder wollte er damit von etwas ablenken?
Eibel riss mich aus meinen Gedankenspielen.
»Sackgasse«, grummelte er durchs Telefon. »Als Besitzer des Grundstücks ist eine Stiftung in Italien eingetragen. Scheint was Kirchliches hinterzustecken. Alle Gebühren und Abgaben werden pünktlich von einer Bank Ambrosio
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