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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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seiner Vorstadtunterwelt bekannt. Martelet stellt in seinem Bericht die noch zu überprüfende Hypothese auf, daß Laura auf diesem Wege ausreichend Geld beschaffte, um Gabriellas Lebensunterhalt zu sichern. Ihre privilegierte gesellschaftliche Stellung, die Bekanntheit ihres Schwagers Édouard und ihre regelmäßigen Reisen zwischen Rom und Paris machten sie zur idealen Gehilfin, um kompromittierende Waren abzusetzen. Die Bande stiehlt in Rom, und Laura Valhubert befördert einen Teil der Beute zu Pariser Hehlern – gegen einegute Provision. Das könnte erklären, wieso die Polizei sich vergeblich bemüht hat, herauszufinden, wo die Beute des Doryphorus’ hinverschwindet und auch, wieso Laura Valhubert sich stets weigert, das Flugzeug zu nehmen. Im Zug bleibt Gepäck leichter unerkannt. Verstehst du, Tiberius? Auf irgendeine Weise muß sie ja das Geld aufbringen, das sie seit vierundzwanzig Jahren für Gabriella überweist, da Henri Valhubert ihr nie die geringste materielle Unabhängigkeit gewährt hat. Es war ihr unmöglich, auch nur die kleinste Summe vom ehelichen Budget abzuzweigen, ohne daß Henri Valhubert das registriert hätte. Die Eltern Delorme wiederum besitzen keinen roten Heller. Folglich kam das Geld von anderswo. Außerdem hat der Doryphorus, mit wirklichem Namen Vento Rietti, als Kind ein paar Straßen vom Haus der Delormes entfernt gewohnt. Der Handel zwischen ihm und Laura muß bereits mit Gabriellas Geburt begonnen haben, zunächst sporadisch, später dann systematisch. All diese Details müssen natürlich noch bewiesen werden, aber ich verfüge bereits über genügend Elemente für eine Beschuldigung. Nicht sehr lustig, nicht wahr?«
    »Wozu das alles?« knurrte Tiberius. »Was versuchen Sie zu beweisen? Laura hat Henri nicht von ihrem Wochenendhaus aus umbringen können. In dieser Sache ist sie von jedem Verdacht frei.«
    »Aber ihre Tochter hätte es tun können. Sie hätten sich absprechen können. Stell dir nur mal vor, sie hat nach der Rückkehr von ihrer letzten Reise Martelets Berichte gesucht. Es ist durchaus wahrscheinlich, daß sie sich in Rom verfolgt gefühlt und, dadurch gewarnt, das Arbeitszimmer ihres Mannes durchsucht hat. Tatsächlich schreibt Martelet im letzten Bericht, er befürchte, entdeckt worden zu sein, Valhubert müsse sich wohl einen anderen Verfolger suchen. Stell dir also vor, junger Kaiser, sie hat diese schwer belastendenBerichte gefunden. Und stell dir weiter vor, Henri Valhubert, von dessen baldigem Aufbruch nach Rom sie erfährt, ist dabei, die letzten Beweisstücke zusammenzutragen … Was bleibt da vom Leben der Laura Valhubert? Der Ruin, eine Verurteilung, eine Gefängnisstrafe? Schlimm, findest du nicht? Und wenn einem der Mann, der einen in dieser Weise bedroht, nicht allzusehr am Herzen liegt …«
    »Laura hätte ihre Tochter nie in einen Mordfall verwickelt!« rief Tiberius. »Sie kennen sie nicht! Sie können doch nicht einfach derart armselige Vermutungen anstellen! Laura handelt nicht durch andere! Laura hat nie auch nur das kleinste ihrer Gefühle verborgen oder unterdrückt. Wenn Laura jemanden mag, umarmt sie ihn, wenn Laura trinkt, ist sie betrunken, und wenn sie sich langweilt, dann verläßt sie mitten beim Essen den Tisch und sagt, daß es sie langweilt – und wenn sie jemanden umbringen will, dann bringt sie ihn um. Und zwar sie selbst, und sie sagt warum! So ist Laura. Aber es gibt etwas, das Sie nicht wissen: Laura ist kein Mensch, der mordet, auch wenn sie kein Verlangen nach dem Elend hat.«
    »Gabriella zu verbergen und ihren Mann so viele Jahre zu belügen paßt nicht gerade zu dem, was du über sie erzählst, stimmt’s?«
    »Das liegt daran, daß Henri, wie intelligent er auch immer gewesen sein mag, ein Idiot war und ihr Gabriella nicht verziehen hätte. Mit Idioten geht Laura vorsichtig um. Und das ist klug. Uns gegenüber hat sie das Mädchen nie verborgen.«
    »Und warum soll sie diesen Idioten geheiratet haben? Des Geldes wegen?«
    »So was kann man nicht erklären. Das ist ihre Sache. Nicht des Geldes wegen.«
    »Du idealisierst sie, Tiberius. Und daher läufst du in die Irre. Wie alle bringt Laura auch dich aus der Fassung undfanatisiert dich. Selbst Inspektor Ruggieri verliert jegliche Contenance und schafft es nicht, sie korrekt zu verhören. Auf diese Weise schlüpft eine Frau wie sie durch alle Maschen. Euer Fanatismus reicht mir. Ich will Schluß damit machen, und ich werde Schluß damit machen. Dann werdet ihr

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