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Im Schatten des Palazzo Farnese

Im Schatten des Palazzo Farnese

Titel: Im Schatten des Palazzo Farnese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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später, noch vor dem nächsten Tag würde er die Wahrheit ohnehin erfahren. Vielleicht war es daher besser, wenn er sie rasch und direkt von ihm erführe.
    »Komm«, sagte Valence, »gehen wir raus. Nehmen wir die Treppe. Ich habe genug von diesem Zimmer.«
    Tiberius ließ den Metallrahmen des Fahrstuhls los. Mit raschen Schritten gingen sie nebeneinander die Treppe hinunter. Valence warf seinen Zimmerschlüssel auf den Tresen, und Tiberius folgte ihm auf die Straße.
    »Also, junger Tiberius? Was interessiert dich?«
    »Ihre Gedanken.«
    »Nichts zu machen. Die wirst du nicht bekommen. Du bekommst nur die Fakten.«
    »Fangen wir damit an.«
    »Du hast Glück, daß ich bereit bin, dir zu antworten. Es ist mir noch nie passiert, daß ich geantwortet habe, nur weil mich jemand gefragt hat. Ich weiß nicht, warum ich für dich eine Ausnahme mache.«
    »Weil ich Kaiser bin«, erwiderte Tiberius lächelnd.
    »Sicherlich. Es gibt nicht viele Fakten, aber sie reichen aus, alles zu verstehen, vorausgesetzt, man löst die Verknüpfungen nicht, die sie mit bestimmten Komplikationen und einigen nutzlosen Randfiguren verbinden. Vor sechs Tagen ist Henri Valhubert überraschend in Rom eingetroffen. Amselben Abend hat ihn jemand vor dem Palazzo Farnese umgebracht, genau in dem Moment, als er seinen Sohn treffen wollte. Vor Ort befanden sich also Claudius, du selbst und Nero sowie Gabriella Delorme, die niemandem gesagt hatte, daß sie dasein würde. Eine Zeitlang hat die Polizei die Fährte des Michelangelo verfolgt und zu diesem Zweck sogar Lorenzo Vitelli beauftragt, als Kontaktperson im Vatikan zu dienen. Die Entdeckung, mit wem Gabriella verwandt ist, hat die Dinge verändert und zu einem anderen Mordmotiv geführt – vorausgesetzt, der Beweis könnte erbracht werden, daß Gabriella tatsächlich der Anlaß für Valhuberts Reise war. Ich habe vier Tage damit verbracht, telefonisch in Paris zu ermitteln, und habe nun die unwiderlegbare Gewißheit, daß dies tatsächlich der Fall war. In letzter Zeit machte sich Henri Valhubert Sorgen über die häufigen Reisen seiner Frau nach Rom, für die es keinen Anlaß mehr gab, seitdem die Eltern Delorme ziemlich weit weg von der Hauptstadt wohnen. Er befürchtete, es gebe einen Liebhaber, und setzte daher einen Detektiv auf seine Frau an, ein niederträchtiges, aber wirkungsvolles Vorgehen, das all dem, was man über diesen Menschen erfahren hat, völlig entspricht. Vor vier Monaten nahm dieser Detektiv namens Marc Martelet die Verfolgung von Laura Valhubert auf, sobald sie in Rom war. Frag mich nicht, woher ich diese Informationen habe, nichts ist einfacher als das. Valhuberts Sekretärin hatte alle Verabredungen ihres Chefs mit Martelet notiert. Ich brauchte nur noch Martelet anzurufen, den Henri Valhuberts Ermordung von seiner beruflichen Schweigepflicht entband. Martelet hatte ihm bereits Fotos von Gabriella sowie drei Berichte übergeben: Ihnen war zu entnehmen, daß Madame Valhubert eine Tochter in Rom hat, daß sie diese seit achtzehn Jahren besucht und ihr einen recht passablen Lebensstil finanziert. Woher kam das Geld? Darauf hatte Martelet noch keine Antwort. Kürzlich ist jedochetwas Merkwürdiges geschehen: Eines Abends hat sich Laura Valhubert in einer Straße unweit des Hotels ›Garibaldi‹ mit einer Gruppe von Männern getroffen. Sie gingen ein oder zwei Minuten gemeinsam die Straße entlang und trennten sich dann schweigend. Laura ist allein ins Hotel zurückgekehrt, ohne daß einer aus der Gruppe sie begleitet hätte. Martelet ist einem der Männer, dem vermutlichen Anführer der Gruppe, gefolgt und hat ihn identifizieren können. Er ist der römischen Polizei unter dem merkwürdigen Namen ›Doryphorus‹ bekannt, das ist der Name für den Kartoffelkäfer. Die Kartoffelkäfer fressen die Blätter der Kartoffelpflanzen. Nun, die Sache mit dem Namen ist nicht ganz klar.«
    »Die Kartoffeln sind mir schnurz. Was ist mit diesem Doryphorus?«
    »Er ist der Anführer einer Diebesbande, mit der er durch die Stadt zieht. Es ist schwer, ihn auf frischer Tat zu ertappen. Die Polizei wartet auf einen größeren Coup, um sicherzugehen, daß er zu einer schweren Strafe verurteilt wird. Jedenfalls steht fest, daß Laura Valhubert, Gattin eines wohlhabenden Pariser Verlegers, gut bekannt ist mit diesem Doryphorus. Du sagst gar nichts mehr, Tiberius?«
    »Fahren Sie fort«, erwiderte Tiberius rasch. »Lassen Sie alles raus, wir sortieren später.«
    »Sie ist gut mit Doryphorus und

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