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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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unterhielten sich mit gedämpfter Stimme.
    Als die Männer näher kamen, wagte Eliza kaum noch zu atmen. Sie zählte sieben Schafe. Am Eingang des Tunnels hielten die Männer inne und trieben die Schafe eins nach dem anderen hindurch. Sie machten ziemlichen Lärm, als wüssten sie, was für ein Schicksal sie erwartete. Eliza war sich darüber im Klaren, was als Nächstes passieren würde, und wandte sich mit weit aufgerissenen Augen an Brodie.
    Der Jäger erwiderte ihren Blick. Im Dunkeln konnten sie die Gesichtszüge des jeweils anderen kaum erkennen. Brodie schüttelte den Kopf. Er gab Eliza zu verstehen, dass sie nichts tun konnten. Ihr war schlecht vor Entsetzen.
    Die nächsten paar Minuten waren die schlimmsten in ihrem Leben. Sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten; begleitet von leisen Schluchzern brachen sie aus ihr hervor. Brodie nahm Eliza in den Arm und hielt sie fest an seine Brust gedrückt. Er legte ihr die Hände über die Ohren, als die Männer begannen, die Schafe abzuschlachten, damit sie die Schreie nicht hörte. Er fragte sich, ob Eliza ihn für einen Feigling hielt, da er sich den Männern nicht entgegenstellte. Doch Brodie wusste, dass es Selbstmord gewesen wäre. Er hatte ein Gewehr und mehrere Messer im Pferch gesehen und einen kurzen Blick auf die Waffen erhascht, die die Männer bei sich trugen. Sie hatten sie benutzt, um die Schafe in den Tunnel zu scheuchen. Hätte Brodie sich ihnen entgegengestellt, hätten sie mit Sicherheit panisch reagiert und das Feuer eröffnet. Und Brodie konnte nicht riskieren, dass auf Eliza geschossen wurde.
    Brodie lauschte auf die Stimmen der Männer, die sich unterhielten, während sie ihr grausiges Werk in Angriff nahmen, die Schafe zu häuten. Er erkannte die Stimmen nicht, doch er schnappte irgendetwas von einem Versand nach Adelaide auf. Stunden später, so schien es ihnen, verließen die Männer den Pferch. Brodie und Eliza warteten, bis sie es für ungefährlich hielten, sich hervorzuwagen, und flüchteten dann aus ihrem Versteck.
    Als sie zurück zu Angus kamen, sah Brodie Eliza besorgt an. »Ist alles in Ordnung?», fragte er.
    »Nein, gar nichts ist in Ordnung. Wir hätten uns diesen Männern entgegenstellen und sie aufhalten sollen«, stieß Eliza hervor. »Sie hatten doch ein Gewehr, Brodie. Die beiden hätten sicher kaum Widerstand geleistet.«
    »Sie waren bewaffnet, Eliza«, erwidert er. »Ich konnte nicht riskieren, dass Ihnen etwas passiert.«
    Im Dunkeln war es schwer, Brodies Gesicht zu erkennen, doch in seinem Tonfall lag etwas, was nicht leicht zu deuten war. Es klang wie Zärtlichkeit, war aber, wie Eliza vermutete, wohl eher Bedauern. »Es tut Ihnen leid, dass Sie mich hierher gebracht haben, stimmt ’ s?«, sagte sie.
    »Ohne Sie hätte ich viel länger gebraucht, den Pferch zu finden«, entgegnete Brodie, »aber ich wünschte tatsächlich, Sie wären nicht hier. Ich hätte wissen müssen, dass der Schafdieb, wer immer er ist, in der Nacht zu diesem Pferch kommen würde. Ich habe Ihr Leben aufs Spiel gesetzt.« Brodie sprach mit sanfter Stimme.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich bin nicht so empfindlich. Es war schlimm, mitanhören zu müssen, wie die Schafe geschlachtet wurden, aber wenn das alles vorbei ist, habe ich eine tolle Geschichte, über die ich schreiben kann«, sagte Eliza verärgert.
    Brodie seufzte. »Ja, das können Sie«, sagte er ernüchtert.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer diese Männer waren?«, fragte Eliza, wieder ganz Reporterin.
    »Nein, aber Mallory McDermotts Haus ist nicht allzu weit von hier entfernt. Ich werde morgen früh dorthin gehen und mich ein bisschen umsehen. Wenn er etwas mit dieser Sache zu tun hat, könnte es in der Nähe seines Hauses Beweise dafür geben.«
    »Ich komme mit«, sagte Eliza.
    »Nein, das werden Sie nicht«, sagte Brodie mit Nachdruck. Erkannte sie denn nicht, dass sie sich damit selbst in Gefahr brachte?
    »Dann versuchen Sie doch ohne mich, dorthin zu kommen«, fauchte Eliza.
    »Ich habe in der Stadt gehört, dass mit Mallory nicht zu spaßen ist. Die Einheimischen behaupten, er sei so unberechenbar wie eine Braunschlange und dass er niemanden in der Nähe seines Hauses dulde.«
    »Ich habe Ihnen Informationen gegeben, damit Sie mir helfen können. Wenn Sie versuchen, ohne mich dorthin zu gehen, werde ich Ihnen auf Nell folgen.« Eliza konnte sehr stur sein.
    Brodie seufzte entnervt. »Also gut«, sagte er. »Sie haben gewonnen.«

22
     
     

     
     
     
     
     
    Nachdem

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