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Im Schatten des Vaters

Im Schatten des Vaters

Titel: Im Schatten des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Sumpfland, wo sich ein Bach sammelte, bevor er sich ins Meer ergoss. Sie war allein und beobachtete sie kauend, das struppige Fell dunkel und tropfnass, und sie schossen beide, und sie kippte auf der Stelle um, als wäre sie von einem großen Stein erschlagen worden. Sein Vater trugden Kadaver Keule für Keule nach Hause, während Roy den Rest bewachte, eine Patrone in der Kammer, sich zu allen Seiten umblickte, als es dunkel wurde, und nach den roten Augen von Bären Ausschau hielt und was immer ihm seine Phantasie Beängstigendes eingab.
    Sie fuhren Lachs ein, wie sein Vater versprochen hatte, an langen Schnüren, die sie in die Hütte schleppten, die offenen Münder japsten noch, und die Leiber, rötlich am Ende der Saison, zappelten auf dem Trockenen. Sie fingen so viele, wie sie ausnehmen, zerlegen und räuchern konnten, das rosa, rote und weiße Fleisch von Königs-, Blaurücken-, Buckel- und Hundslachs.
    Sie schossen eine Bergziege, die an die Küste gekommen war, und Roy staunte, zunächst darüber, wie rot das Blut auf dem weißen Fell aussah, und dann, wie schwarz. Inzwischen war es so kalt, dass das Tier beim Ausnehmen dampfte. Am nächsten Morgen lag Schnee auf den Berggipfeln, als wäre der Geist des weißen Tieres zu ihnen hinaufgeflohen, und im Lauf der Woche lag der Schnee schon auf halbem Weg zu ihrer Hütte und verharrte ruhig und windstill und hell den ganzen Nachmittag über.
    Sie machten sich wieder am Depot zu schaffen. Es hatte sich an allen Ecken abgerundet, und die Erde drum herum war eingesackt. Sie gruben Schaufel für Schaufel heraus und schärften die Ecken und vertieften die Grube erneut bis zum Felsen, und dann reichte Roy seinem Vater die Latten herunter, verschnürt diesmal und an den Ecken genagelt. Dann legten sie die Pfosten obenauf, verschnürten sie ebenfalls und schlugen an den Rändern fünfundzwanzig Zentimeter lange Nägel ins Holz, danach banden sie ein kleineres zweites Dach zusammen und legten es über das unebene Loch, traten zurück und bewunderten ihr Werk.
    Das sieht gut aus, sagte Roy.
    Die Vorräte können kommen.
    Die Extrakammer in der Hütte war inzwischen gefüllt mit getrocknetem und geräuchertem Fisch und Fleisch, sorgfältig abgepackt in Tiefkühlbeuteln, dann in größeren Müllbeuteln. Sie fingen eines frühen Morgens an, um bei Einbruch der Dunkelheit fertig zu sein und die Grube nicht über Nacht bewachen zu müssen. Sein Vater legte alle Beutel neben einen großen Haufen Konserven, die für den Fall eingeflogen worden waren, dass die Räucherware aus irgendeinem Grund verdarb, und dann nagelte er das zweite Dach fest.
    Hoffen wir, dass es hält, sagte er.
    Wehe, wenn nicht, sagte Roy, und sein Vater lächelte.
    Vergraben und vergessen.
    Sie streuten eine dicke Schicht kalter Asche darauf, die sie vom Ofen aufgehoben hatten, um den Geruch zu verschleiern, dann eine Schicht Steine, dann Erde und häuften sie so hoch auf, dass es flach würde, wenn sie sich setzte, dann legten sie noch mehr Steine obendrauf und noch eine Schicht Asche.
    Ich habe keine Ahnung, ob das so richtig ist, sagte sein Vater, aber es sieht aus, als müsste es funktionieren.
    Dann fingen sie den letzten Lachs und auch noch ein paar Saiblinge und einige kleine Bodenfische. Ursprünglich hatten sie geplant, vom Schlauchboot aus auch noch Heilbutt zu fischen, aber sein Vater hatte beschlossen, das Boot und den gesamten Sprit für einen möglichen Notfall aufzuheben. Sie schossen noch eine Bergziege. Der Räucherofen war weiter rund um die Uhr in Betrieb, selbst als der erste Schnee die Hütte erreichte, und auch die Hütte sah von innen aus wie ein Räucherhaus mit Strippen von Lachs und Saibling und Groppe und Lengdorsch und Wild und Ziege, die überallzum Abkühlen hingen und darauf warteten, eingetütet zu werden, während sich die bereits gefüllten Tiefkühlbeutel und Müllsäcke im Nebenzimmer stapelten.
    Sie gingen jeden Abend erschöpft schlafen, und es blieb keine Wachzeit, um den Vater weinen zu hören, und so konnte Roy sogar manchmal vergessen, dass es seinem Vater nicht gut ging. Ja, allmählich nahm er sogar an, dass es seinem Vater gut ging, da er so oder so nicht über ihn nachdachte. Er lebte einfach jeden Tag, arbeitete, schlief, stand wieder auf, und da er mit seinem Vater zusammenarbeitete, nahm er an, sein Vater empfinde genauso. Hätte man ihn gefragt, was sein Vater empfand, hätte er sich über die Frage geärgert und abgewinkt.
    Der Schnee war meist leicht und

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