Im Schatten des Vaters
hier draußen, aber ich vermisse die Frauen, die ganze Zeit. Ich kann nicht aufhören, an sie zu denken. Ich weiß nicht, was das ist. Ich weiß nicht, wie es passiert, dass einem etwas so dermaßen fehlt, wenn es nicht da ist. Wir haben zwar das Meer hier und einen Berg und Bäume, aber es ist, als wären die Bäume eigentlich gar nicht da, wenn ich keine Frau ficke.
Hm, sagte Roy.
Tut mir leid, sagte sein Vater. Ich denke einfach nur laut. Außerdem denke ich, dass wir unser Essen nicht so lange unbeaufsichtigt lassen sollten. Wenn noch ein Bär kommt, sind wir geliefert.
Sein Vater ging zurück, aber Roy beschloss, noch etwas weiterzugehen, und obwohl er dachte, er würde darüber nachzudenken versuchen, was sein Vater gesagt hatte, blickte er nur aufs Wasser und auf die glatten Steine unter seinen Stiefeln und dachte gar nichts.
Als er zurückkam, lauschte sein Vater dem neuen Funkgerät. Es klickte immer wieder, und dann sagte eine Stimme die Weltzeit an und machte eine Sturmvorhersage für den Südpazifik, überall Orkanstärke, wie es schien. Dann ein anderer Kanal und verzerrte Geräusche mit einem Typen, der weit im Hintergrund über diesen tollen Amateurfunk sprach, das war im Grunde das Einzige, worüber je gesprochen wurde im Amateurfunk, und sein Vater schaltete es aus und ging Reis kochen.
Tom sollte bald wieder hier sein, sagte sein Vater.
Echt?
Echt. Und ich hab nachgedacht. Ich will ja, dass wir länger hierbleiben, aber ich weiß, dass es keinen Spaß macht, mir zuzuhören, wenn ich über so Sachen rede wie vorhin, wenndu also zu deiner Mom und Tracy zurückwillst, kannst du das ruhig machen. Das wäre schon in Ordnung.
Wir sollten nicht mehr darüber reden, sagte Roy. Ich habe schon gesagt, dass ich bleibe.
Sein Vater drehte sich die ganze Zeit nicht zu Roy um, und Roy wusste, dass seine Loyalität auf die Probe gestellt wurde, dass sie geschätzt wurde, also fügte er hinzu, Ich will nicht weg. Ich bleibe hier bis zum Sommer.
Okay, sagte sein Vater und drehte sich noch immer nicht um.
Als Tom kam, erzählte er ihnen, dass es noch mehr schneien würde. Er stand auf einem Schwimmer, und sie standen am Strand, etwa fünf Meter entfernt wie in einer anderen Welt, unerreichbar vom Wasser aus. Ich werde nicht immer herfliegen können, sagte Tom, bei schlechtem Wetter, und ich werde unterwegs nicht mehr nach euch sehen, wenn ihr also was braucht, müsst ihr mich anfunken.
Ist gut, sagte Roys Vater. Schon in Ordnung.
Geht das Funkgerät?
Ja.
Ihr habt auch ein VHF-Gerät, damit solltet ihr alle kriegen, die hier vorbeikommen und mich dann benachrichtigen können. Falls ihr noch mal Bären zum Essen einladet. Tom grinste. Er war frisch rasiert und geduscht und sauber gekleidet, und ihm wurde kalt da draußen auf dem Schwimmer. Roy wurde klar, dass er an Bord irgendeine Heizung hatte.
Also gut, sagte Tom. Viel Spaß noch.
Er kletterte ins Flugzeug, ließ den Motor an und fuhr los. Sie winkten, dann hob er ab und war verschwunden.
Wir sind jetzt hier, sagte sein Vater. Das sind wir. Und die beiden da draußen in der Wildnis wussten nichts von den Ausschweifungen der Menschheit und lebten in Reinheit.
Du klingst wie die Bibel, Dad.
Wir werden wie die Pferde durch Schnee stapfen und mehr Winter kennen als Väterchen Frost. Flechte und Hochebene werden unsere Seelen läutern.
Wie das klingt, kann ich nicht mal sagen.
Das ist Poesie. Dein Vater gehört zu den unentdeckten Kleingenies.
Roy lachte, was lange nicht mehr vorgekommen war, wie ihm dann bewusst wurde. Er folgte seinem Vater ins Haus.
Ein paar Tage darauf fing es tatsächlich an zu schneien, wie Tom vorhergesagt hatte, und sie probierten ihre Schneeschuhe aus. Sie fühlten sich zwar sperrig an so unter ihren Stiefeln, funktionierten aber gut. Roy und sein Vater wanderten müheloser als zuvor, so schien es, in die Berge hinauf, da die Erde nicht mehr löchrig war und sie sich nicht mehr durchs Unterholz schlagen oder aufpassen mussten, was sie tragen würde und was nicht. Mit den Schuhen sanken sie bei jedem Schritt höchstens ein paar Zentimeter ein, und überall war der Weg frei. Es war kalt, aber sie trugen viele Schichten, von denen sie sich im Laufe der Kletterei befreiten. Es war sonnig und klar. Sie konnten über die nächsten Inseln hinweg weitere Horizonte sehen, weiter als je zuvor.
Das kriegen die meisten Menschen nie zu sehen, sagte sein Vater. Die meisten sehen diesen Ort nie im Winter und ganz gewiss nicht von ihrem
Weitere Kostenlose Bücher