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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sehen zu können. Die hell gestrichenen Boote
waren alle auf den Strand hinaufgezogen worden, und Fischer saßen
im Schatten der Steinmauer und flickten die Netze.
    Ein Landungsboot fuhr aufs Meer hinaus und
hinterließ eine weiße Schaumspur. Kleine Wellen breiteten
sich von ihm ausgehend im Hafenbecken aus.
      Weitere Landungsboote waren am Pier
festgemacht, die Mannschaften waren auf Deck beschäftigt, nackt
bis zum Gürtel in der heißen Sonne, sie putzten und
polierten.

      »Liegen immer so viele dieser Boote im Hafen?« erkundigte sich Lomax.

      Katina nickte. »Es sind noch einmal so viele, wie Sie hier sehen, auf Patrouille draußen.«
      Sie lenkte die Stute in eine enge
Seitenstraße und hielt nahe der Ecke, an der sich das
›Kleine Schiff‹ befand. Lomax sprang herab und
öffnete das Doppeltor, durch das man in den Hof hinter dem
Gebäude gelangte.
      Er zog einen kleinen
Militärtornister unter dem Feuerholz hervor, sie gingen ins Haus
und dort den weißgekalkten Korridor entlang. Er konnte
Stimmengemurmel hören, ein Glas klirrte, und jemand begann, eine
heitere Melodie auf einer Bouzouki zu spielen. Am Ende des Korridors
war ein Perlenvorhang neben einer Treppe, und Katina winkte ihm
stehenzubleiben, während sie hindurchging.

      Er spähte durch den Vorhang in
die Bar. Es war ein kühler, freundlicher Raum mit
weißgetünchten Wänden und einer gewölbten Decke
wie der eines Weinkellers. Der Raum war gedrängt voll von
Fischern. Es schien kein einziger deutscher Soldat da zu sein.

      Der Vorhang teilte sich, und Katina
kam durch, gefolgt von einer Frau mit rundem, freundlichen Gesicht; sie
mochte Ende dreißig sein und hatte hellblaue Augen.
      »Das ist Tante Sarah«,
sagte Katina. »Die anderen sind schon hier und warten im Zimmer
meines Onkels. Mr. Van Horn ist vor zehn Minuten eingetroffen.«
    Mrs. Pavlo lächelte und ging ihnen voran die Treppe hinauf.

    »Sie scheint das alles mit bemerkenswerter Ruhe hinzunehmen«, flüsterte Lomax.
      Katina lächelte. »Sie ist
seit zwanzig Jahren mit meinem Onkel verheiratet. Sie sagt, alles kann
passieren und tut es für gewöhnlich auch. Sie liebt ihn
sehr.«

      Mrs. Pavlo öffnete eine Tür
oben an der Treppe und trat vor ihnen ein. Das Zimmer war in einen
Nebel von Tabakrauch gehüllt. Alexias saß gegen Kissen
gestützt in einem großen Bett, die Pfeife im Mund. Es
befanden sich noch mehrere andere Leute im Raum, aber der einzige, den
Lomax kannte, war Van Horn, der neben dem Bett saß und eine
Zigarette in einer silbernen Spitze rauchte.

      »Ah, Lomax, mein guter Freund.
Wir haben schon auf Sie gewartet.« Alexias grinste. »Das
ist er also - der ›Werwolf‹ in Person.«

      Plötzliche Stille entstand, als
sie sich ihm alle zuwandten, um ihn neugierig zu betrachten. Lomax ging
schnell von einem zum anderen, während Alexias sie vorstellte.
      Der Gemeindepriester, Vater John
Mikali, war den Anstandsregeln zufolge der erste. Ein würdiger
alter Mann mit einem weißen Bart, der in seiner schwarzen Robe
düster wirkte; es war ihm keinerlei Emotion anzumerken, und Lomax
glaubte, eine gewisse Kälte in seinem Verhalten
herauszuspüren.
      Ein großer, bärtiger Mann
namens John Paros kam als nächster. Er sah wie der Kapitän
eines Fischdampfers aus und es erwies sich, daß er der
örtliche Elektriker war. Neben ihm in der Ecke saß Alexias'
Schwager, Nikoli Aleko, klein und drahtig, mit funkelnden blauen Augen.
Er half seiner Schwester bei der Leitung des ›Kleinen
Schiffes‹.
      George Samos und Yanni Demos kamen
zuletzt an die Reihe. Beide waren Anfang zwanzig, hatten
kräftiges, gelocktes Haar und gebräunte Gesichter, sie
hätten Brüder sein können. Sie schüttelten Lomax
die Hand, auf ihren Gesichtern lag ein Ausdruck unverhüllter
Bewunderung.
    »Haben Sie das gebracht, worum ich Sie gebeten habe?«
    fragte Alexias.
      Lomas ließ den kleinen Militärtornister aufs Bettende fallen. »Er enthält alles.«

    »Gut, dann können wir ja zur Sache kommen.«
      »Einen Augenblick,
Alexias«, unterbrach ihn Vater John. »Da gibt es eine
Frage, die ich gern an Captain Lomax richten würde, bevor wir
weiterreden.«
      Eine plötzliche Spannung lag in
der Luft, und Lomax hatte das Empfinden, daß es sich um eine
Angelegenheit handelte, die schon vor seinem Eintreffen von dem alten
Priester mit den anderen diskutiert worden war.
      »Es handelt sich um Ihre Mission hier, Captain Lomax«, sagte er. »Wie

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