Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
und seltsam unbelebt zugleich den Raum beherrschen; nur dass seine Haut warm war, wenn sie darüber fuhr, nachgiebig und zart.
Die Lippen seines sinnlichen Mundes umspielte ein leises Lächeln. Er schloss die Augen.
Hazel wartete. Aber als er sich auch nach einiger Zeit nicht rührte, nur mal kurz die Augen öffnete und wieder schloss, erkannte Hazel, dass sie heute von ihm nicht mehr Zärtlichkeiten bekommen würde, wenn sie sie sich nicht abholen würde.
Sie zauderte.
Natürlich musste sie ihn bald wegschicken - aber so ganz ungeküsst wollte sie doch nicht bleiben ...
Verlegen errötend löschte Hazel die letzte Kerze, stieg zu ihm auf das Bett und schmiegte sich an ihn.
Seine Arme legten sich warm um ihren Körper.
Hazel erwachte von dem leisen Geräusch, als die Wohnungstür zum Dienstbotentrakt aufgeschlossen wurde. Sie schreckte hoch. Es war hell. Kirby lag neben ihr in den Kissen.
Sie sprang aus dem Bett und huschte zu der Tür, die den Dienstbotentrakt von der herrschaftlichen Wohnung trennte, und drehte rasch den Schlüssel herum. Aufatmend lehnte sie sich an die Tür. Das war ja gerade noch mal gut gegangen. Die Zofen würden erst kommen, wenn man nach ihnen klingelte, aber das Mädchen brachte ihr morgens schon einen Tee ins Schlafzimmer.
Das Sonnenlicht, das durch den Vorhang im Salon drang, zeigte an, dass es nicht mehr so ganz früher Morgen sein konnte – seltsam: warum hatte das Mädchen sie nicht längst geweckt?
Sie schlich sich zurück in das Schlafzimmer, um Kirby aufzurütteln. Das erste, was sie beim Eintreten bemerkte, war jedoch ein Stuhl, über dessen Rückenlehne Hemd, Weste und Justaucorps ordentlich übergezogen waren. Sie zuckte zusammen. War das Mädchen etwa doch im Raum gewesen? Aber dann bemerkte sie, dass Kirbys Hose fein säuberlich über dem Stuhlsitz lag ... und da nicht anzunehmen war, dass ein Stubenmädchen in seinem Drang, Ordnung zu schaffen, dermaßen weit gehen würde, konnte das nur bedeuten, dass Kirby nachts noch einmal aufgewacht war und seine Kleidung selbst ausgezogen und über den Stuhl gehängt hatte. Kein schlechter Einfall, denn es enthob ihn der Peinlichkeit, am Morgen mit völlig verknitterter Kleidung aus der Wohnung einer Frau zu kommen.
Sie zog die Vorhänge vorm Fenster zurück. Die Morgensonne drang herein und warf ihre Strahlen auf das Kopfkissen. Der Marquis drehte sich, noch halb im Schlaf, herum. Das Laken glitt von ihm ab und enthüllte Hazel den Anblick seines vollkommen nackten Körpers.
Hazel erschrak und wandte sich hastig um, aber die Aussicht auf die Dächer von London vermochte den Eindruck von zwei wohlgeformten Hinterbacken nicht ganz wegzulöschen. Sie flüchtete in das Ankleidezimmer und blieb an die Tür gedrückt stehen.
Was war geschehen? Sie konnte sich nur daran erinnern, in seinen Armen gelegen zu haben. Hatte er ...?
Einen Moment lang erlag sie den Schrecken ihrer beunruhigten Fantasie. Aber dann schalt sie sich eine törichte Närrin: bei ihrer Unterkleidung saß alles noch an seiner Stelle, und wenn er ihr im Schlaf die Unschuld geraubt hätte, so hätte sie das doch sicher merken müssen.
Außerdem war jetzt keine Zeit für jungfräuliche Skrupel: der Marquis musste aus ihrer Wohnung hinaus, und zwar so schnell wie möglich. Entschlossen, ihn jetzt auf der Stelle zu wecken, gleichgültig, welchen Anblick er bot, öffnete sie die Tür.
Der Marquis lag aber wach in den Kissen und hatte seine Blöße keusch mit dem Laken bedeckt. Er lächelte Hazel entgegen.
"Es ist längst Tag!", rief sie leise. "Sie müssen augenblicklich fort!"
"Ich weiß", seufzte er, erhob sich ohne Umschweife, das Laken um seine Hüften haltend und mit sich ziehend, trat zu Hazel, fasste mit einer Hand zart ihr Kinn und küsste sie behutsam.
Bevor er womöglich seinen anderen Arm um sie legen und das Laken damit seines letzten Halts beraubt sein könnte, entzog Hazel sich ihm und huschte aus dem Zimmer.
Minuten verstrichen.
Hazel wartete nervös. Es war ein Fehler gewesen, ging ihr auf, dass sie nicht eins ihrer Hauskleider mit hinaus genommen hatte. Aber eben in dem Moment, als sie an die Tür klopfen wollte, kam der Marquis heraus, vollständig angezogen und sogar seine Krawatte war in kleidsame Falten gelegt, wenngleich sie bei genauerer Betrachtung nicht die absolute Perfektion ausstrahlte, die man an ihm gewohnt war.
"Ich hole Sie später zum Einkaufen ab, sagen wir um halb drei?"
"Ja. Aber jetzt müssen Sie gehen!"
Er lächelte,
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