Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
einige einleitende Worte und Gebete zu sprechen.
Hazel fand keine Luft mehr zum Atmen.
"Dave, ich muss hier raus!", ächzte sie.
Er holte sie an der Tür ein. "Lassen Sie sich jetzt nicht gehen!", befahl er ihr im Flüsterton. "Ich gebe zu, dass die Umstände nicht erfreulich sind. Aber es ist nun mal notwendig, um Ihren eigenen Ruf zu schützen! Außerdem ist es in wenigen Minuten vorbei. Also reißen Sie sich jetzt zusammen!"
"Ich brauche Luft!", stieß Hazel mühsam hervor. "Nur für einen kurzen Augenblick! Oder ich werde ohnmächtig!"
Im selben Moment sackte sie bereits zusammen, Kirby fing sie eben noch, bevor sie auf dem Boden aufschlug.
"Es ist wirklich einigermaßen ... stickig hier drin", bemerkte der Priester.
"Das Fenster klemmt", erklärte Kirby gereizt, hob Hazel auf und trug sie hinaus.
Kirby setzte Hazel vorsichtig auf dem Sofa in Mrs. Shandeltons guter Stube ab, legte ihre Beine auf die Armlehne und fächelte ihr mit einem gebrauchten Frühstücksteller, von dem er angewidert die Krümel geschüttelt hatte, Luft zu. Mrs. Shandelton, die das Krankenzimmer nicht betreten hatte, stellte gnädig ihr Riechfläschchen zur Verfügung, das Kirby rasch öffnete und vor Hazels Nase hin- und herschwenkte.
Als Hazel die Augen aufschlug, sah sie zu ihren Füßen Leutnant Shandeltons frechen Bengel, der in der Nase bohrend ungeniert die Einblicke genoss, die der hochgerutschte Saum ihres Rockes ihm bot.
Sie zog hastig ihre Beine von der Lehne herunter und versuchte sich aufzusetzen. Kirby half ihr dabei. Der Bengel beendete gelassen seine Musterung, indem er den restlichen Rotz seiner Nase mit Geräusch hochzog und auf den Boden der Stube spuckte.
Hazel brach in Tränen aus.
Der Priester trat aus dem Krankenzimmer und winkte Kirby heftig. "Mylord?"
Nur zögernd ließ Kirby Hazel zurück und verschwand nach nebenan.
Diesen Moment nutzte Hazel, um sich aufzuraffen und taumelnd aus der Wohnung zu flüchten. Sie wusste später nicht mehr, wie sie die Treppen hinunter gelangt war, aber als sie draußen auf die Straße trat, sah sie Kirbys Kutsche gegenüber warten, eilte hinüber, stieg hinein und ließ sich schluchzend und völlig verstört auf den Sitz fallen.
Es dauerte nicht lange, bis der Marquis, eine senkrechte Falte zwischen den Augenbrauen, hinter ihr her kam, den Schlag der Kutsche aufriss, zu ihr in den Wagen stieg und sich neben sie setzte.
Sie warf sich in seine Arme.
"Dave!", stieß sie schluchzend hervor. "Ich kann diesen Mann nicht heiraten! Ich kann nicht! Ich kann einfach nicht!"
"Beruhige dich", sagte Kirby grimmig. "Er ist tot."
Es dämmerte bereits; das Hausmädchen, das darum gebeten hatte, heute Nacht noch einmal zu Hause schlafen zu dürfen, hatte die Wohnung eben verlassen, als es an der Tür leise klopfte. Hazel dachte, das Mädchen habe etwas vergessen und sei nochmals zurückgekehrt, aber als sie die Tür öffnete, stand der Marquis, eine rote Rose in der Hand, davor.
"Ich weiß, ich bin nicht angemeldet und verstoße damit gegen unsere Absprache", sagte er leise und hielt ihr mit allen Anzeichen der Reue und Zerknirschung die Rose entgegen. "Aber ich musste Sie noch einmal sehen. Ich konnte nicht ertragen, dass dieser Tag so endet."
"Oh, Dave!" Gerührt fiel sie ihm um den Hals. Er hob sie in die Wohnung, stieß die Tür mit dem Fuß hinter sich zu und küsste Hazel stürmisch. "Verzeihen Sie mir!", stieß er hervor, "Verzeihen Sie mir!"
"Ich habe Ihnen doch gar nichts zu verzeihen!", versicherte Hazel unter dem betörenden Duft der Rose. "Ich hätte einfach noch eine Minute länger durchhalten sollen."
"Nein. Es war einfach zu entsetzlich! Ich hätte Ihnen das niemals zumuten dürfen!"
"Es ist auch nicht so wichtig", erwiderte sie, "ich kann mich Mrs. Gilbert nennen oder Mrs. Martin, niemand wird meine Heiratsurkunde einfordern." Sie kippte etwas Wasser aus dem Krug in eine schlanke Vase und stellte die Rose hinein.
Er setzte sich und zog Hazel auf seinen Schoß. "Nein, bleiben Sie bei ‚Shandelton‘. Ich habe der Alten die Hälfte von dem vereinbarten Geld gegeben, damit sie den Mund hält."
Hazel zweifelte daran, dass dies auf Dauer der Fall sein würde. Aber es genügte ja, wenn Mrs. Shandelton nur einige Wochen lang schwieg. Hazel erschrak, weil ihr plötzlich klar wurde, dass Kirby vermutlich dasselbe dachte wie sie.
"Es ist recht spät", meinte er. "Ich sollte wieder gehen. Morgen begleite ich Sie zu den vornehmsten Adressen der Stadt und wir
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