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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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neigte sich, ganz Gentleman, über ihre Hand und ging zur Tür.
    "Und Ihr Kutscher?", fiel ihr entsetzt ein. "Er wird doch nicht etwa die ganze Nacht draußen zugebracht haben?"
    "Natürlich nicht. Ich habe ihm gesagt, er soll nicht auf mich warten. Ich nehme eine Droschke."

    Das Mädchen kam erst um zehn Uhr. Hazel fing sie gleich an der Tür ab. "Warum kommst du so spät?", fragte sie und versuchte in ihren Tonfall ein angebrachtes Maß an Strenge einfließen zu lassen.
    "Der Herr hat gesagt ...", brachte das Stubenmädchen heraus, verstummte aber plötzlich und brachte unter heftigem Erröten hervor: "Ich habe verschlafen. Es tut mir sehr leid. Ich kam gestern erst sehr spät zu Hause an – und wenn ich erst hier übernachte, wird es ja auch nie wieder vorkommen. Ich hoffe, Sie können mir das verzeihen."
    Hazel stutzte. "Der Herr hat gesagt?", forschte sie.
    Das Mädchen senkte den Blick und presste hervor: "Der Herr hat gesagt, Sie würden mich entlassen, wenn nicht alles nach Ihren Wünschen ist."
    Hazel hatte allerdings den Verdacht, dass dies keineswegs der Satz war, den das Mädchen ursprünglich hatte sagen wollen. "Der Herr hat gesagt, du sollst heute Nacht noch einmal zu Hause schlafen und brauchst heute Morgen nicht vor zehn Uhr zu kommen – habe ich Recht?", erkundigte sich Hazel.
    Die Gesichtsfarbe des Mädchens vertiefte sich noch um eine Spur.
    "Und dann", fuhr Hazel gnadenlos fort, "hat der Herr auch noch gesagt, dass du mir auf keinen Fall sagen darfst, dass er dir das gesagt hat."
    Das Mädchen presste die Lippen aufeinander und schwieg bestürzt. Schließlich drang ein zitternder Laut aus ihrer Kehle. "Oh bitte, Madam, entlassen Sie mich nicht!", schluchzte sie verzweifelt. "Ich dachte nur ... es war ja der Herr, der mich eingestellt hat ... und ich dachte ...", der Rest ging in unverständliches Gestammel über.
    Hazel spürte, wie heftiger Zorn sie überfiel. Der Kutscher, das Mädchen ... das alles waren eindeutige Beweise, dass Kirby gestern Abend gar nicht auf ihre Bitte hin geblieben war, sondern es selbst von Anfang an geplant hatte, die Nacht in ihrem Bett zu verbringen – und sie, Hazel, war die Naive, die ihm einfältig und arglos auf den Leim gegangen war!
    Das Mädchen schniefte.
    "Nun lass gut sein!", fuhr Hazel sie ärgerlich an, bis ihr aufging, dass das Mädchen eigentlich die falsche Adresse für ihren Zorn war. Darum fuhr sie etwas milder fort: "Aber lass dir eines gesagt sein: der Herr hat dich nur deshalb eingestellt, weil ich nicht die Zeit hatte, es selbst zu tun. Du bist aber mein Dienstbote und wirst deshalb nur noch von mir Anweisungen entgegennehmen, hast du verstanden?"
    "Ja!", beteuerte das Mädchen und knickste. Es war ihm anzusehen, dass es nichts sehnlicher wünschte, als in die Dienstbotenräume entschwinden zu dürfen.
    Hazel wollte sie schon entlassen, als ihr noch etwas einfiel.
    "Hat er dir dafür eigentlich etwas extra gegeben?"
    Das Mädchen schwieg betreten.
    "Also ja. Wie viel?"
    Das Mädchen presste die Lippen zusammen.
    "Wie viel?", herrschte Hazel sie an.
    "Zwei Schilling", gestand sie ihr.
    "Was?", empörte Hazel sich. "Zwei Schilling?"
    Das Mädchen schluchzte auf.
    "Das nächste Mal", wies Hazel sie verärgert an, "wirst du zwei Pfund fordern!", rauschte wütend aus dem Raum und ließ das verdutzte Mädchen stehen.

     
     
    Als der Marquis später läutete, um sie abzuholen, war Hazels Ärger über die Art, wie er versuchte, ihr Abkommen zu umgehen, noch keineswegs verschwunden, aber sie war klug genug, sich nichts anmerken zu lassen.
    Als sie auf die Straße trat, stand dort - gezogen von zwei schwarzen Pferden - ein schicker Damenwagen, hochrädrig und geschlossen, mit einem Kutscher in einer dunkelblauen Livree obenauf und einem jungen Stallburschen auf der Hinterachse, der dermaßen gut aussah, als sei er direkt aus Madame Delacroix‘ Rosensalon rekrutiert worden.
    Der Marquis stellte den zweien Mrs. Shandelton zu Hazels Überraschung als ihre neue Herrin vor, öffnete ihr, nachdem die beiden ihren artigen Diener gemacht hatten, zuvorkommend den Schlag und folgte ihr in den Wagen. "Fahren Sie zu Madame Delacroix‘ Salon", trug Kirby dem Kutscher auf.
    Die Pferde zogen an.
    "Oh, Dave!", seufzte sie begeistert. "Dieser Wagen ist wundervoll!"
    "Nicht ganz optimal", schränkte er ein, "mit den hohen Rädern sieht er zwar schneidig aus, ist aber in den Kurven etwas anfällig. Der Bursche hinten ist – glauben Sie mir – keine Dekoration. Wenn

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