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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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fertig, aber noch nicht ganz trocken, sonst hätte ich es Ihrer Gnaden ja schon bringen lassen."
    "Kann ich es sehen?"
    "Selbstverständlich, Mylord. Wenn Sie mir wegen des besseren Lichts hinauf ins Atelier folgen wollen?"
    Oben angelangt ging er durch den großen hellen Raum in die hintere Ecke. Er beugte sich zu einem Bild hinunter, das in einem Trockengerüst stand, und nahm es mit zur Staffelei, auf der sich noch das Bild befand, an dem er eben gemalt hatte. Er stellte das Porträt der Herzogin auf dem Boden ab und wollte das andere herunterheben. Hayward war schon um die Staffelei herumgekommen, so dass er eben, als der Meister nach dem anderen Bild fasste, sehen konnte, was es darstellte: den Rückenakt einer jungen Frau, die schelmisch über die Schulter blickend den Betrachter direkt ansah.
    Hayward stockte der Atem.
    "Was ist das?"
    "Ach, nur eine Auftragsarbeit", erwiderte Reynolds mit wegwerfender Geste und beeilte sich, das Bild herunterzuheben. "Halt!", sagte Hayward und legte dem Meister rasch die Hand auf den Arm.
    Das Bild war nicht nur kokett, es war einigermaßen freizügig, denn die Körperpartie, die sich dem Rücken anschloss, war ausgesprochen aufreizend ins Bild gesetzt und wurde von einem Tuch umspielt, das mehr enthüllte als verbarg. Eine schmale Hüfte, ein schlanker Rücken mit breiten Schultern, eine ausgesprochen androgyne Figur, und obwohl das Gesicht noch nicht deutlich ausgeführt war, so kam Hayward diese Wangenlinie, die Form der Nase doch ziemlich bekannt vor, und als ihm bewusst wurde, dass der Maler die Augenfarbe mit Grün angedeutet hatte, wurde ihm seine böse Ahnung zur Gewissheit.
    Unwillkürlich blickte er zu dem Möbelstück, auf dem das Modell gesessen hatte, und sah dort ein Negligé liegen.
    Reynolds nahm das Bild endgültig von der Staffelei, stellte es vorsichtig oben in das Trockenregal und hob stattdessen das Porträt der Herzogin auf die Staffelei.
    Während der Meister noch mit den Bildern beschäftigt war, schlenderte Hayward hinüber und nahm das Negligé auf. Ein zarter Kamelienduft stieg ihm in die Nase, nach einem Parfüm, das er beim Parfümeur selbst hatte zusammenstellen lassen - und der Stoff war noch warm von seiner Trägerin ...
    Hayward ließ das Negligé fallen. Noch bevor der Meister überhaupt ahnen konnte, was er vorhatte, trat Hayward mit raschen Schritten zu dem kleinen Ankleideraum, der sich dem Atelier anschloss, und riss die Tür auf.
    Vor ihm stand Hazel.
    Einen Moment lang schaute sie ihn entsetzt an, dann erlangte ihr Zorn die Oberhand.
    "Wie können Sie es wagen, hier einfach einzudringen!", zischte sie und funkelte ihn wütend an. "Es ist purer Zufall, dass ich eben schon angezogen bin!"
    Das Kammermädchen, das ihr beim Ankleiden behilflich gewesen war, ergriff erschrocken die Flucht.
    Er musterte sie finster von oben bis unten. Sie trug ein neues Straßenkleid, von ausgesprochen elegantem Schnitt und zweifellos kostspielig.
    "Was tun Sie hier?", fragte er verbissen.
    Sie hob kämpferisch ihr Kinn und antwortete schnippisch: "Ich lasse mich malen. Es ist in der guten Gesellschaft derzeit Mode, sich von Mr. Reynolds ein Porträt anfertigen zu lassen."
    Er packte sie am Handgelenk und zerrte sie in das Atelier vor das Aktbild. "Ach ja? Dann erklären Sie mir bitte das hier!"
    Mr. Reynolds beschloss, dass dies der Zeitpunkt war, um sich diskret in den hinteren Teil des Ateliers zu verziehen.
    Hazel befreite sich mit einer heftigen Armbewegung. "Abgesehen davon, dass Sie das alles gar nichts angeht, gibt es eine ganz einfache Erklärung: ich brauche Geld. Ich habe das Angebot erhalten, Modell zu stehen, und habe es angenommen."
    Sie zitterte und hatte Mühe, nach außen hin ruhig zu wirken. "Wenn man in London am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, hat man gewisse Verpflichtungen, die eine solide finanzielle Grundlage voraussetzen", bemerkte sie und fügte bissig hinzu: "Wenn Sie einmal in Ihrem Leben in der Lage wären, auch nur einen Finger breit über Ihre eigene Nasenspitze hinauszusehen, dann wüssten Sie, dass es ziemlich teuer ist, mit Ihnen auszugehen!"
    Hayward blickte sie überrascht an. "Bei meinen Einladungen habe ich nie von Ihnen Geld verlangt!"
    "Nein, nicht direkt. Aber alles kostet Geld: der Puder, der Friseur, die Handschuhe, der Fächer, der Pompadour, die Schuhe, ein neues Kleid ..."
    "Aber ich habe doch nie erwartet, dass Sie sich jedes Mal etwas Neues kaufen. Hatten Sie jemals den Eindruck, das mir Kleidung besonders

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