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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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Sorge zu tragen, dass sein letzter Wille auch ausgeführt werde."
    " Ich stand drin?", fragte Hazel verwundert. "Er wollte mir Geld hinterlassen?"
    "Sagt der Marquis", erwiderte Mr. Haggerty. "Aber das ist nicht der Punkt, der mich verwundert hat, es wäre ja nur zu natürlich, wenn Shandelton den Wunsch gehabt hätte, Sie irgendwie abzusichern. Leider ist ja, wie gesagt, kein Vermögen mehr da. Nein, was mich irritiert: er hat bereits vor einem Jahr ein Testament abgefasst, kurz nachdem seine Frau gestorben ist. Darin wird eigentlich alles geregelt, auch alles, was im Fall seines Todes die Fürsorge seines Sohnes betrifft. Es existierte, wie Sie selbst schon gesagt haben, eigentlich kein Grund, weshalb er ein neuerliches Testament schreiben sollte, kein so langes, meine ich. Um Sie als seine Erbin einzusetzen, hätten zwei Zeilen genügt. Aber es gibt ja die verschiedensten Motive, ein Testament zu verfassen, nicht immer geht es um rein materielle Dinge. Manchmal möchte man seiner Nachwelt ja auch nur etwas mitteilen, was über den eigenen Tod hinaus Bestand haben soll. Auch aufgrund von anderen Äußerungen bin ich zu der Auffassung gekommen, dass es in diesem Testament nicht um die Verteilung irdischer Güter ging."
    "Was meinen Sie damit?
    "Dass er allein von etwas wusste und nicht wollte, dass er dieses Geheimnis mit ins Grab nimmt."
    "Wie kommen Sie darauf?"
    "Der Offiziersbursche hat mir so etwas angedeutet. Sein Leutnant habe sein Gewissen erleichtern wollen. Auch Shandeltons Frage beim Priester, der ihm die letzte Beichte abgenommen hat, geht in diese Richtung, die Tatsache, dass er mich extra aus London hatte rufen lassen, die seltsame Dringlichkeit, mit der er mir das Testament aushändigte und mich beschwor, ich müsse es auf der Stelle mit nach London nehmen und dort sicher aufbewahren ... und zuletzt spricht ja auch das unerklärliche Verschwinden des Testaments für eine gewisse Brisanz seines Inhalts."
    "Hätte der Offiziersbursche währenddessen irgendwie die Gelegenheit gehabt, das Testament an sich zu bringen?"
    "Nein. Er stand die ganze Zeit über auf der anderen Seite des Bettes. Er hat sich nur einmal von der Stelle bewegt, nämlich als Shandelton mich bat, an sein Bett zu treten. Ich verließ also meinen Platz und ging zu ihm. Dann hat er mir seinen letzten Wunsch anvertraut."
    "Darf ... darf ich erfahren, was es war?"
    Mr. Haggerty zögerte, bevor er zur Antwort gab: "Er wollte, dass ich ihm eine Kugel durch den Kopf schösse oder ihm wenigstens seine geladene Pistole brächte, damit er es selbst tun könnte."
    Hazel schluckte.
    "Sie müssen verstehen, er war Offizier", meinte Mr. Haggerty ruhig, "er wusste aus eigener Anschauung, dass eine solche schwere Wunde wie seine nicht heilbar ist und dass tagelanges schmerzvolles Leiden auf ihn zukäme, bis der Tod ihn endlich erlösen würde." Er hielt kurz inne und fuhr dann leise fort: "Der Marquis of Wainwright hat es ihm dann ausgeredet und fand darin schließlich Unterstützung durch den Pastor, der ihm beschied, es sei eine Sünde, selbst Hand an sich zu legen, und er müsse sich in Gottes Hand befehlen, wenn er in die ewige Seligkeit gelangen wolle."
    Hazel krampfte ihre Hände zusammen.
    "Der Bischof hat mir gesagt, dass er diese Qualen dann auch auf sich genommen hat, um Sie noch heiraten zu können, damit Sie nicht unversorgt zurückblieben, und dass auch sein Sohn, der arme kleine Kerl, eine Mutter und Familie hätte."
    Hazel kämpfte mit den Tränen. "Oh mein Gott!", flüsterte sie erschüttert.
    Und Kirby hatte ...?
    "Es tut mir so Leid", stammelte Mr. Haggerty. "Ich hätte Sie nicht mit all diesen Dingen bedrängen sollen und hätte es auch bestimmt nicht getan, wenn nicht der Bischof mir dringend empfohlen hätte, Sie zu fragen, ob Sie vielleicht wüssten, wo das Testament sein könnte."
    "Tut mir Leid", bedauerte Hazel, "ich wusste ja bislang nicht einmal, dass dieses Testament überhaupt existiert."
    "Eben", stimmte der Notar resigniert zu. "Vergeben Sie mir meine Aufdringlichkeit."
    Er verneigte sich höflich, fragte, ob er Hazel noch eine Droschke rufen solle, und empfahl sich, als sie verneinte.

    Hazel blieb verstört zurück. Wenn es nicht der Bischof selbst gewesen wäre, der ihr Haggertys Namen genannt hatte, würde sie glauben, das alles sei ein übler Scherz.
    Aber wenn das alles der Wahrheit entsprach, dann würde das bedeuten, dass Kirby log und über den Inhalt des Testaments falsche Angaben gemacht hatte. Und es gäbe

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