Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
man wirklich hätte verstehen können, nur eben diesen Namen."
Er schwieg und blickte versonnen vor sich hin.
"Sieht sie mir ähnlich?", fragte sie leise.
Er schüttelte den Kopf. "Nein. Kein bisschen. Sie war ... ganz anders. Wir waren verlobt. Aber sie starb, bevor wir heiraten konnten."
"Das tut mir Leid", murmelte Hazel verlegen.
Er vermied es, sie anzusehen.
"Hazel", meinte er, "ich war in der Vergangenheit ziemlich gemein zu Ihnen. Sie sehen mich einigermaßen geläutert, denn inzwischen weiß ich, wie man sich fühlt, wenn man jemandem wehrlos ausgeliefert ist, der einem ungefragt das Hemd aufknöpft ... und Ihre Angst muss damals ungleich größer gewesen sein, weil Sie ja nicht wissen konnten, was ich mit Ihnen vorhatte." Er schaute verlegen auf. "Im Nachhinein ist mir völlig unverständlich, was damals in mich gefahren ist. Ich war wohl ziemlich wütend, weil Sie mich geschlagen hatten, und wollte auch unbedingte Gewissheit haben, ob Sie ein Mädchen sind. Aber ich habe dabei alle Grenzen der Schicklichkeit übertreten und schäme mich dafür. Ich muss Sie dringend um Entschuldigung bitten. Ich habe mich Ihnen gegenüber unmöglich benommen."
"Ja, das haben Sie", bestätigte Hazel.
"Aber wenn es Ihnen Genugtuung bereitet: Sie haben in den letzten Tagen von mir sehr viel mehr gesehen als ich jemals von Ihnen", sagte er rauh.
Hazel blickte ihn überrascht an. "Wenn das so ist", meinte sie nachdenklich, "dann sind wir ja quitt."
"Nur dass ich Ihnen jetzt auch noch das Leben retten muss", meinte er mit schiefem Lächeln.
"Nein, das zählt nicht. Wenn Jeremy und ich nicht dazwischen gekommen wären, wäre das alles ja gar nicht passiert."
"Aber ich bin selbst daran schuld, dass ich verletzt wurde. Ich hätte mich Jeremy besser gleich zu erkennen gegeben. Sie hatten mich schließlich trotz der Maske sowieso längst erkannt – oder nicht?"
"Doch, sofort. Es war die Art, wie Sie sich bewegen. Ich habe Sie schließlich schon öfter kämpfen sehen."
"Dachte ich’s mir doch. Es war eine Schnapsidee von mir, unerkannt bleiben zu wollen."
Hazel nestelte verlegen an der Spitze ihres Ärmels herum. Aber sie konnte nicht länger in der Ungewissheit leben.
"Hayward", begann sie unruhig, "Sie müssen mir die Wahrheit sagen: Sie sind aber doch nicht der Juwelenräuber, der in der letzten Zeit die Überfälle auf den Straßen gemacht hat?", und dringlicher: "Bitte, Hayward, sagen Sie mir, dass Sie es nicht waren, der diese armen Leute ermordet hat!"
"Naja, arm waren sie ja wohl gewiss nicht!", meinte Hayward sarkastisch.
Hazel starrte ihn an und wich entsetzt zurück. "Wie können Sie so grausam sein!"
"Das soll nicht heißen, dass ich sie ermordet habe!"
"Also einer Ihrer Kumpane!"
Hayward schüttelte resigniert den Kopf. "Hazel, bitte!", sagte er. "Sehe ich aus wie ein Bandit?"
"Ja!", erwiderte Hazel heftig und fügte hinzu: "Mit diesem schwarzen Tuch vorm Gesicht jedenfalls."
"Ich bin kein Juwelenräuber!", versicherte er.
"Das hätte ich mir ja denken können, dass Sie es nicht einfach so zugeben werden!"
Hayward warf ihr einen amüsierten Blick zu.
Hazel legte ihre Hand auf seinen Arm. "Hayward, bitte", flehte sie, "seien Sie einen Moment ernst! Sehen Sie mich an und sagen Sie mir die Wahrheit: Haben Sie all diese Menschen überfallen und ausgeraubt?"
Er schaute ihr direkt in die Augen. "Nein", sagte er in aufrichtigem Ton. "Ich war es nicht."
Durfte sie diesen braunen Augen glauben? Diesen Augen, die – wie sie wusste - einem ehrlich versichern konnten, die Pistole sei nicht geladen, obwohl das Gegenteil der Fall war?
Unruhig atmete sie ein.
"Aber Sie müssen auch aufhören mit dem Stehlen!", verlangte sie.
Hayward seufzte. "Ich kann nicht damit aufhören."
"Warum nicht?", fragte sie verzweifelt.
"Weil ich noch nie in meinem Leben Juwelen gestohlen habe! Ich pflege Schmuck immer beim Juwelier zu kaufen. Das ist auch viel praktischer, glauben Sie mir. Angenommen, ich möchte einen hübschen Silberring, Größe 7, mit einem Saphir und stelle mich an die Straße und warte auf eine Kutsche. Es kommt auch eine, aber der verfluchte Kerl, den ich überfalle, hat Ringgröße 9 und trägt ausgerechnet einen Goldring mit einem billigen Opal – das ist doch nur ärgerlich!"
"Sie machen sich lustig!"
"Ja", gab er grinsend zu, "aber die Annahme, dass ich ein Juwelendieb sei, ist einfach absurd."
Hazel schaute ihn zweifelnd an. "Aber wie können Sie das nur leugnen? Erstens haben Sie mir
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