Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
noch?"
"Da fragen Sie? Ihr Angebot ist alles andere als ehrenhaft uns verstößt gegen jegliche Sitte und Anstand."
Er lachte amüsiert auf. "Ausgerechnet Sie, die Sie so schamlos sind, Hosen zu tragen, so dass sich Ihre Schenkel darunter deutlich abzeichnen – ausgerechnet Sie reden von Sitte und Anstand?"
"Sie stellen da eine interessante Theorie auf", erwiderte Hazel spöttisch, "wonach das Anstandsgefühl einer Person vom Tragen einer Hose abhängig ist. Nun, in der Tat habe ich festgestellt, dass Menschen, die Röcke tragen, im Allgemeinen mehr Anstand haben als Menschen, die Hosen tragen."
"Ich dachte immer, dass eher die Menschen, die gar keine Hosen tragen, ohne jeden Anstand sind", erwiderte Kirby trocken.
Hazel lachte.
"Nein, im Ernst", fuhr sie dann leise fort, "ich kann meine Maskerade unmöglich für längere Zeit aufrecht erhalten. Ich müsste dort als Frau leben. Nur fürchte ich, dass man ziemlich schnell darüber tuscheln würde, wenn ich allein dort lebe und des öfteren einen Herrn empfange. – Abgesehen davon bin ich noch nicht volljährig."
"Ich will nicht hoffen, dass Sie damit andeuten wollen, dass Ihre ganze Familie mit einziehen soll – denn wenn Sie das im Sinn haben, dann können Sie die ganze Angelegenheit gleich vergessen! Ich lege keinen Wert darauf, jedes Mal ein paar nette Worte mit Ihrer Mutter wechseln zu müssen, wenn ich zu Besuch komme. – Was anderes wäre es, wenn Ihr Bruder dabei wäre", grinste er schamlos, "das könnte ich mir allerdings einigermaßen interessant vorstellen."
"Auf gar keinen Fall!", erwiderte Hazel fest. "Wenn Sie damit liebäugeln, dann kommen wir zu keiner Vereinbarung!"
Er hob die Hände. "Schon gut, schon gut", besänftigte er sie. "Es ist in der Wirklichkeit auch gar nicht so aufregend, wie man es sich in seiner Fantasie vorstellt. Ich hatte mal was mit Geschwistern, ein einziges Mal, aber sie haben sich währenddessen dauernd gestritten – es war furchtbar."
Hazel hatte sogleich eine entsprechende Szene vor Augen und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.
Kirby warf einen Blick über seine Schulter. "Was anderes wäre es, wenn Sie verheiratet wären", fuhr er fort, sobald er sich sicher war, dass niemand in Hörweite stand. "Dann kämen wir auch ohne lästige Anstandsdame aus."
Hazel zog amüsiert die Augenbraue hoch. "Das wird doch jetzt nicht etwa ein Antrag?"
Er lächelte arrogant. "Nein", stellte er nüchtern klar. "Ich weiß, dass ich bald heiraten muss, aber – ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen – als Marquis habe ich gewisse Verpflichtungen."
"Was bedeutet, dass Sie keine namenlose Miss Hawthorne zur Gattin nehmen werden."
"So ist es."
"Was also dann?"
"Sie heiraten einen Offizier. Gute Familie, anständiger Kerl, leider verarmt, weshalb der Marquis von Wainwright ihm uneigennützig unter die Arme greift. Leider liegt der arme Kerl im Sterben. Natürlich hat er einen Verdienstorden, aber nicht mehr viel Zeit, um ihn sich an die Brust zu heften. Alte Jugendliebe, letzter Wunsch eines Sterbenden, die aufopferungsvolle Miss Hawthorne reicht ihm noch am Sterbebett die Hand – und er ist hinüber. Seine Familie greift sich das Geld des Marquis und unterschreibt dafür einen Vertrag, keine Ansprüche in irgendeiner Form mehr geltend zu machen, und Mrs. Shandelton bezieht als trauernde Witwe ein Apartment in London."
"Sie wissen sogar schon den Namen", stellte Hazel fest.
"Ich gebe zu, dass ich schon etwas Vorarbeit geleistet habe. Sterbende Offiziere kommen immer wieder vor, aber leider nicht ganz so häufig, wie man angesichts der fehlenden Erfolge der britischen Armee denken sollte."
"Einen Haken hat die ganze Angelegenheit noch", meinte Hazel. "Ich bin – wie gesagt - noch nicht volljährig. Meine Mutter müsste für die Hochzeit ihr Einverständnis geben – und das wird sie mir für diese zweifelhafte Transaktion niemals geben!"
"Heiraten Sie ihn einfach ohne Erlaubnis Ihrer Mutter", sagte er, "und überlassen Sie es ihr hinterher, die Ehe annullieren zu lassen. – Ich bin mir sicher, dass Sie es nicht tun wird."
"Vergessen Sie’s!", meinte Hazel, "die ganze Sache ist absurd."
In der Menge aller Menschen war eine Bewegung zurück in den großen Saal festzustellen.
"Ich glaube, es geht weiter."
Sie schlossen sich den übrigen an. Jeremy machte ihr schon von Ferne Zeichen mit dem Fächer und flüsterte ihr, als er sich endlich zu ihr durch die Massen geschoben hatte, ins Ohr. "Stell dir vor, was
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