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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Luna Aarden
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dieselbe Auskunft: Viola sei in Bath. Aber wo ist sie wirklich?"
    "Wie meinen Sie das: ‚Wo ist sie wirklich‘?", fragte Jeremy erstaunt. "Sie ist in Bath, wo soll sie sonst sein?"
    Jeremy wirkte wirklich überrascht. Hayward kam der üble Verdacht, dass die Familie ihm die Wahrheit womöglich gar nicht mitgeteilt hatte.
    "Sie ist also wirklich nicht zu Hause?"
    "Nein, ich sag ja, sie ist in Bath."
    "Ich würde ihr gerne einen Brief schreiben. Haben Sie die Adresse?"
    "Nein, tut mir Leid. Viola wusste sie selbst nicht. Sie wollte uns einen Brief schreiben und sie uns mitteilen."
    Das Dumme war, dass es noch eine Reihe von anderen Möglichkeiten gab, Hazel konnte im Grunde überall sein. Aber eine dieser Möglichkeiten war, dass Hazel ihm Bath deshalb so ausgeredet hatte, weil sie sich tatsächlich dort aufhielt ...

    Am nächsten Morgen konnte man Lord John Haywards Kutsche auf der Landstraße nach Bath fahren sehen.

     
     
    Etwa zur selben Zeit zockelte eine zweispännige Kutsche, die von Grauschimmeln gezogen wurde, über das holperige Kopfsteinpflaster einer engen Londoner Gasse. Als die Kutsche hielt und Hazel, auf Kirbys Hand gestützt, auf die Straße kletterte, wäre sie beinahe mitten in Hundedreck getreten. Auch anderer Unrat sammelte sich in der Gosse vor dem Haus, das weiß Gott nicht im besten Viertel der Stadt lag.
    Der abblätternde Putz des alternden Gebäudes, das den Großen Brand überstanden hatte, der üble Geruch in der Straße, die verwaschenen Wäschestücke, die auf provisorischen Leinen aus den Fenstern aller Stockwerke hingen, zeugten von der Armut der Bewohner.
    Im zweiten Stock wurde ihnen die Tür von einer alten Dienerin geöffnet, deren Lächeln ebenso freundlich wie zahnlos war. Sie komplimentierte sie unter eifrigen Verbeugungen in die kleine Stube, wo Hazels zukünftige Schwiegermutter, Mrs. Shandelton, auf einem breiten Stuhl saß, dessen Lack an den Beinen abgeplatzt und dessen Bezug verblasst und verschlissen war. Sie hatte sich für diesen Besuch mächtig aufgeputzt, sie trug eine monströse Frisur, die allerdings bereits ihre Symmetrie verloren hatte und zur linken Seite absackte. Eine einzelne, schöne und lang aufgerollte Haarlocke, die dekorativ über ihre linke Schulter fiel, hatte nicht ganz dieselbe Farbe wie das übrige Haar und entlarvte sich dadurch selbst als falsches Haarteil. Die Schminke war zwar gekonnt aufgetragen, aber in den Farben viel zu grell, die Schönheitspflästerchen zu viele und der Ausschnitt für den faltigen Hals zu tief. Nichts desto trotz schien sie alle Schmuckstücke, die sie noch besaß, an sich aufgehäuft zu haben, vielleicht aus fehlendem Geschmack heraus oder aber als sichtliche Demonstration eines Wohlstands gedacht, den sie vielleicht einmal besessen haben mochte, aber längst nicht mehr aufrecht erhalten konnte.
    Sie reckte dem Marquis eine knochige Hand entgegen, hörte sich geschmeichelt einige übertriebene Komplimente an, ohne deren Absurdität zu durchschauen, und neigte huldvoll den Kopf, was dem Sitz ihrer Frisur seltsamerweise nicht abträglich war.
    "Und das ist also meine zukünftige Schwiegertochter", stellte sie mit einer näselnden, unkultivierten Stimme fest. Hazel trat vor und knickste nervös.
    "Komm her, Fred, sag deiner neuen Mutter guten Tag!"
    Aus der Ecke hinter ihr löste sich eine schlaksige, dünnbeinige Gestalt, ein Bengel von vielleicht elf, zwölf Jahren, mit eng stehenden Augen und verschlagenem Blick schob sich neben seine Großmutter und musterte auf schamlose Weise Hazels gesamte Figur. Sein Blick blieb mit ordinärem Grinsen auf ihren Brüsten hängen. Als er glaubte, dass die anderen es nicht bemerkten, bewegte er auf obszöne Weise seine Zunge hin und her und seine Hüfte in eindeutiger Art nach vorne.
    In diesem Moment wandte seine Großmutter ihren Kopf und bemerkte sein ordinäres Tun. Sie holte aus und versetzte dem Jungen eine kräftige Ohrfeige. Hazel zuckte zusammen. Der Junge plärrte los.
    "Rotzlöffel!", zischte Mrs. Shandelton. "Wird Zeit, dass er eine ordentliche Erziehung kriegt." Sie musterte Hazel kritisch.
    "Vergessen Sie’s", schaltete sich der Marquis freundlich ein. "Sie wissen, wie unsere Abmachung lautet: Sie nehmen das Geld und verschwinden mit dem Jungen auf nimmer Wiedersehen."
    Mrs. Shandelton brummte etwas.
    "Können wir jetzt den Bräutigam sehen?", fragte er. "Der Pfarrer muss jeden Moment hier sein."
    Mrs. Shandelton machte keine Anstalten sich zu erheben, sondern wies

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