Im Schatten dunkler Mächte
Stimmen der ungerächten Toten.
Mit einem Mal wurde ich hochgehoben.
Ich schlang die Arme um Barronsâ Hals und hielt mich fest, während er rannte.
Um vier Uhr morgens saÃen wir vor dem Kamin im hinteren Teil des Ladens, der durch Regale von den Blickender Passanten abgeschirmt war â nicht dass um diese Zeit noch viele FuÃgänger am Rande der Dunklen Zone unterwegs waren.
Ich kuschelte mich unter einen Wust von Decken und starrte in die Flammen. Barrons brachte mir eine Tasse Kakao, den er in der Mikrowelle heià gemacht hatte. Er hatte zwei Tütchen Kakaopulver, das Fiona hinter der Registrierkasse aufbewahrt hatte, in die Milch gerührt. Ich nahm den Becher dankbar entgegen. Alle paar Minuten durchzuckte mich ein eisiger Schauer. Wahrscheinlich würde mir nie wieder warm werden.
»Sie ist mit OâBannion zusammen, wissen Sie?«, erzählte ich ihm. Meine Lippen brannten noch von der Kälte. Selbst Barrons sah durchgefroren und blass aus.
»Ich weië, sagte er.
»Sie isst Unseelie-Fleisch.«
»Ja.«
»Macht es Ihnen etwas aus?«
»Fiona ist ihr eigener Herr, Miss Lane.«
»Und wenn ich gezwungen sein sollte, sie zu töten?« Wenn sie mich jetzt angreifen würde, hätte ich keine andere Wahl, als sie mit meinem Speer zu erstechen.
»Sie hat versucht, Sie zu töten. Wäre ihr Plan aufgegangen, würden Sie jetzt nicht mehr leben. Ich habe sie unterschätzt und ihr keinen Mord zugetraut. Das war ein Irrtum. Sie wollte Sie aus dem Weg haben und war bereit, alles, was ich will oder brauche, zu opfern, um ihr Ziel zu erreichen.«
»Waren Sie ihr Liebhaber?«
Er sah mich an. »Ja.«
»Oh.« Ich rührte in meinem Kakao. »Sie war ein bisschen alt, finden Sie nicht?« Für diesen Unsinn verfluchte ich mich. Ich urteilte nach dem Schein, nicht nach derRealität. In Wahrheit war Barrons mindestens doppelt so alt wie sie â weià der Himmel, wie alt er wirklich war.
Seine Lippen kräuselten sich leicht.
Ich fing an zu weinen.
Barrons war entsetzt. »Hören Sie unverzüglich damit auf, Miss Lane.«
»Ich kann nicht.« Ich schniefte in meinen Kakaobecher, damit Barrons mein Gesicht nicht sehen konnte.
»Strengen Sie sich an!«
Ich gab einen groÃen Schluchzer von mir und schauderte, dann riss ich mich zusammen.
»Ich war ⦠einige Zeit nicht mehr ihr Liebhaber«, bekannte er und beobachtete mich aufmerksam.
»Oh, bilden Sie sich bloà nichts ein! Deshalb habe ich nicht geweint.«
»Warum dann?«
»Ich kann es nicht, Barrons«, antwortete ich niedergeschlagen. »Sie habenâs selbst gesehen. Ich kann dieses ⦠dieses ⦠Ding nicht in die Hand nehmen. Wem wollen wir was vormachen?«
Eine Zeitlang sahen wir beide den Flammen zu.
»Wie hat es sich für Sie angefühlt?«, fragte ich schlieÃlich.
Sein Mund verzog sich zu einem bitteren Lächeln. »Die ganze Zeit habe ich es gejagt und mir eingeredet, ich wäre die Ausnahme. Ich wäre derjenige, der es berühren, benutzen kann. Dass es keinen Einfluss auf mich ausüben könnte. Ich war mir so sicher. âºBringen Sie mich nur in Sichtweite, Miss Laneâ¹, hab ich gesagt, weil ich überzeugt war, dass ich es dann bereits in der Tasche hätte. Nun, ich habe mich gründlich geirrt.« Er lachte grimmig. »Ich kann es auch nicht berühren.«
»Können oder wollen Sie nicht?«
»Eine feine Unterscheidung. Ironischerweise eine zutreffende Definition: Das, wofür ich es haben möchte, würde ich nicht mehr wollen, sobald ich es besitze. Ich würde alles verlieren und nichts gewinnen. Ich bin kein Mann, der sich mit Unnützem abgibt.«
Gut, wenigstens brauchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen, dass Barrons oder Vâlane das Buch vor mir in die Hände bekamen. Vâlane konnte es nicht anfassen, weil er ein Seelie war, und Barrons würde es nicht nehmen, weil er klug genug war, um zu wissen, dass das, wozu er es brauchte, augenblicklich dem gierigen Wesen der Bestie zum Opfer fiele.
»Hat es uns verfolgt?«, wollte ich wissen.
»Ich weià es nicht«, gestand er. »Sah so aus, oder nicht?«
Ich rutschte tiefer unter die Decken. »Was sollen wir tun, Barrons?«
Er sah mich finster an. »Das Einzige, was wir tun können, Miss Lane. Wir erhalten diese verdammten Mauern
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