Im Schatten dunkler Mächte
»Lügnerin.«
Ich wurde knallrot. »Also schön, Barrons, Sie haben mich erwischt. Aber ich muss zurück in den Buchladen. Es ist ⦠nun ja ⦠es ist etwas Persönliches.« Dieses verdammte blöde Sinsar Dubh holte auf. Ich wurde von dem Ding gejagt, das ich aufspüren sollte. Hier stimmte etwas ganz gewaltig nicht. »Es ist ⦠eine Frauensache ⦠wissen Sie?«
»Nein, ich weià das nicht, Miss Lane. Warum erklären Sie es mir nicht?«
Wir flitzten an den vielen Pubs vorbei. Ich war dankbar, dass bei der Kälte wenigstens nicht viele FuÃgänger unterwegs waren. Hätte ich den Fuà vom Gas nehmen müssen, hätte mich das Buch eingeholt, und ich litt schon jetzt unter mächtigen Kopfschmerzen. »Es sind diese Tage. Sie verstehen, einmal im Monat â¦Â« Ich schluckte einen Schmerzenslaut hinunter.
»Diese Tage?«, wiederholte er leise. »Sie meinen, Sie brauchen Tampons? Wir sind an etlichen Geschäften vorbeigerast, in denen Sie sich alles, was Sie brauchen, hätten besorgen können. Aber Sie müssen nach Hause?«
Ich war kurz davor, mich zu übergeben. Das Buch war zu nahe. Speichel rann mir aus dem Mund. Wie weit war es noch weg? Zwei Blocks? Einen Block?
»Ja«, kreischte ich. »Ganz genau. Ich benutze eine ganz spezielle Sorte, die es nicht überall zu kaufen gibt.«
»Ich kann Sie riechen, Miss Lane«, sagte er noch leiser. »Das einzige Blut, das ich an Ihnen wittere, ist das in Ihren Adern, nicht das von Ihrer Gebärmutter.«
Mein Kopf schnellte zu ihm herum, und ich starrte ihn fassungslos an. Okay, das war noch eine dieser verwirrenden Aussagen von ihm. »Ahhhh!«, schrie ich und lieà das Lenkrad los, um den Kopf mit den Händen zu umklammern. Der Viper raste auf den Bürgersteig und riss zwei Zeitungsständer und eine StraÃenlaterne mit sich, ehe er von einem Feuerhydranten gestoppt wurde.
Und das verdammte, idiotische Buch kam immer näher. Schaum bildete sich auf meinen Lippen, und ich fragte mich, was mit mir geschah, wenn es mit einem Abstand von wenigen Metern an mir vorbeifuhr. Würde ich sterben? Würde mein Kopf wirklich explodieren?
Es hielt an.
Ich lieà mich auf das Steuerrad sinken und keuchte dankbar für den Aufschub. Der Schmerz lieà nicht nach, aber wenigstens wurde er nicht stärker. Ich hoffte, dass es das nächste Opfer des Buches eilig hatte und in eine andere Richtung wollte. Es war kaum typisch für eine Sidhe-Seherin, aber ich hatte Probleme.
Barrons stieà seine Tür auf, kam auf meine Seite und zerrte mich aus dem Wagen. »Welche Richtung?«, knurrte er.
Ich wäre gefallen, aber er hielt mich fest. »Ich kann nicht«, brachte ich heraus. »Bitte.«
»Welche Richtung?«
Ich deutete mit dem Finger.
»Welche Richtung?«
Er benutzte die Stimme, und ich zeigte zur anderen Seite.
Er packte mich an einem Haarbüschel und zog mich hinter sich her. Näher, immer näher. »Sie ⦠bringen ⦠mich ⦠um!«, brüllte ich.
»Sie haben keine Ahnung«, brummte er.
»Bitte ⦠bleiben Sie stehen!« Ich stolperte, blind für alles, bis auf den Schmerz. Er lieà mich abrupt los, und ich fiel keuchend und weinend auf die Knie. Es tat so schrecklich weh. In meinem Schädel kreischte eine schrille Stimme. Mir gefror das Blut in den Adern. Feuer brannte unter der Haut. Warum? Weshalb tat mir das Buch so weh? Sicherlich war ich längst nicht mehr so rein und gut wie früher. Ich hatte alle belogen. Ich hatte eine Sidhe-Seherin getötet â natürlich, es war ein Versehen gewesen, dennoch klebte das Blut einer Unschuldigen an meinen Händen, genau wie das von OâBannion und seinen Männern. Ich hatte wollüstige Gedanken über Männer gehabt, an die keine gesunde Frau im Zusammenhang mit Sex denken würde. Ich hatte lebendige Wesen aufgeschnitten, um sie zu essen und ihre â¦
⦠Kraft zu stehlen. Genau das brauchte ich jetzt. Unseelie-Kräfte. Die Dunkelheit, die eine Verwandte des Buches war, lebte in mir.
Wo war meine Handtasche?
Ich tastete durch den Nebel des Schmerzes danach. Sie lag im Auto. Bis dorthin würde ich es nie schaffen. Ich konnte nicht einmal aufstehen, wimmerte vor Qual, wenn ich nur meinen Kopf anhob. Wo war Barrons?Was machte er? Die Luft war zu Eis geworden. Das Pflaster war
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