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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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schloss die Augen. Seine Finger griffen in mein Haar und strichen über die Tätowierung. Sie wurde heiß. Die Hand legte sich um meinen Nacken und drückte ein wenig zu, während er mich auf die Zehenspitzen stellte. Ich öffnete die Augen und sog scharf die Luft ein. Das war kein Mensch. O nein, nicht dieser Mann.
    Â»Zeigen Sie mir das nie wieder.« Seine Miene war eisig, die Stimme noch eisiger.
    Â»Warum? Was würden Sie tun?«
    Â»Was in meiner Natur liegt. Gehen Sie ins Haus. Zeit für Ihre Lektion.«

    Nachdem ich wieder eine schlechte Leistung abgeliefert hatte, fuhren Barrons und ich durch die Stadt.
    Seit dem letzten Anruf vor vier Tagen hatte ich keine Tipps mehr von Jayne bekommen. Ich las jeden Morgen die Zeitung. Wenn ich die Visitenkarte des Sinsar Dubh richtig erkannte – und ich war ziemlich sicher, dass ich das konnte –, nahm sich das Buch jede Nacht ein neues Opfer vor. Ich wusste, was der gute Inspector tat: Er wartete auf seinen »Tee«.
    Ich wartete auf eine göttliche Eingebung, die mich jederzeit treffen konnte, mir den Weg weisen und zeigen würde, wem ich trauen sollte. Ich hatte keinen Zweifel, dass Jayne früher als ich das bekommen würde, worauf er hoffte.
    Ich irrte mich.
    Wir fuhren schon fast sechs Stunden im Viper durch die Straßen. Nach so vielen Nächten kannte ich jede Gasse, jeden Winkel und alle Parkplätze. Ich wusste, welche Tankstellen und Imbissläden nachts geöffnet hatten. Davon gab es nicht viele. Die Verbrechen mochten die Partygänger nicht davon abhalten, abends ihre Häuser zu verlassen – die Trunksüchtigen und Einsamen konnte man nicht einsperren; ich wusste das noch von meinem Job –, doch die meisten Inhaber der kleinen Geschäfte und ihre Angestellten schlossen ihre Läden vor Einbruch der Dunkelheit.
    Mich stimmte es traurig, dass Dublin seine Schotten praktisch dicht machte. Erst letzte Nacht waren wir durch eine Dunkle Zone gefahren, die sich über zwei Blocks erstreckte und noch nicht in meiner Karte verzeichnet war. Ich betrauerte jeden Block, der sich verdunkelt hatte, wie einen persönlichen Verlust, wie jeden Zentimeter, den meine Haare kürzer wurden, und jedesfreudlose Outfit. Wir veränderten uns beide, die mit Craic erfüllte Stadt und ich.
    Normalerweise saß Barrons bei unseren Jagdausflügen am Steuer, für den Fall, dass ich die Kontrolle über meine motorischen Fähigkeiten verlor, aber es wurde immer schwieriger, ihn von einer Beinahebegegnung mit dem Buch abzuhalten, deshalb hatte ich heute Nacht darauf bestanden, selbst zu fahren.
    Er war ein miserabler Beifahrer, gab mir Befehle, in welche Richtung ich fahren sollte, und Anweisungen, die ich ignorierte. Das war trotzdem noch besser als die Alternative. Gestern, als wir um ein Haar am Buch vorbeigekommen wären, tat ich so, als müsste ich dringend auf die Toilette – die einzige offene Tankstelle, in der wir schon mal getankt hatten, befand sich in der entgegengesetzten Richtung. Barrons hatte mich mit einem entnervend forschenden Blick angesehen. Ich vermutete, dass er einen Verdacht hegte. Schließlich las er auch Zeitung, und heute Morgen wurde über ein Gewaltverbrechen berichtet, das keine Meile von dem Punkt, an dem wir in der Nacht gewendet hatten, verübt worden war. Obwohl er nicht wusste, dass mein Radar sensibler geworden war, ahnte ich, dass er zwei und zwei zusammenzählte.
    Heute fuhr ich, meine Sidhe- Seher-Sinne in höchster Alarmbereitschaft, und wartete auf das feine Kribbeln, um dann verstohlen die Stelle zu umschiffen. Doch dann passierte etwas vollkommen Unvorhergesehenes.
    Das Sinsar Dubh tauchte auf meinem Radar auf und bewegte sich direkt auf uns zu.
    Mit extrem hoher Geschwindigkeit.
    Ich riss das Steuer herum, die Reifen qualmten auf dem Pflaster. Was hätte ich sonst tun sollen?
    Barrons funkelte mich an. »Was ist? Haben Sie es gespürt?«
    Oh, er dachte ironischerweise, dass ich darauf zusteuern wollte. »Nein«, log ich, »mir ist nur eingefallen, dass ich meinen Speer vergessen habe. Er liegt im Buchladen. Ist das zu fassen? Ich habe ihn noch nie vergessen. Mir ist schleierhaft, was ich im Kopf hatte. Ich habe mit meinem Dad telefoniert, während ich mich anzog, und in der Eile ist mir das dann passiert.« Ich trat aufs Gas.
    Barrons versuchte nicht mal, mich zurückzuhalten, und sagte lediglich:

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