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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Gefängnis befreit worden waren? Oder stellten sie nur die Vorboten dar, und das Schlimmste stand uns noch bevor?
    Ich sank auf den kalten Steinboden unter dem Bogen, zog die Knie an, verschränkte die Arme, legte das Kinndarauf und betrachtete die Stadt. Mein Körper strotzte vor der dunklen Energie des Unseelie-Fleisches. Die Beschützerinstinkte der Sidhe -Seherin, verstärkt durch die Feensteroide, verlangten, dass ich etwas unternahm – irgendetwas.
    Ich zitterte unter der Gewalt des inneren Kampfes. Mir war zum Weinen zumute, aber es kamen keine Tränen. Keine Ahnung, ob die Feenwesen oder Menschen, die unter ihrem Einfluss standen, Tränen hatten.
    Das Barrons Books and Baubles umringt von Schatten und von einer Dunklen Zone vereinnahmt zu sehen war schlimm genug gewesen. Beobachten zu müssen, dass ganz Dublin finster wurde, war absolut unerträglich. Wie viele Menschen waren bei Morgengrauen noch übrig, um die Stadt wieder für sich zu beanspruchen? Überhaupt jemand? Bewachten die Unseelie jetzt nicht nur die Stadtwerke und die Stromversorgung? Konnten wir eine Armee bilden, um uns den Weg zu den entscheidenden Schaltstellen frei zu kämpfen und die Kontrolle wieder zu übernehmen? Meine Welt wurde heute Nacht auf den Kopf gestellt. Noch war ich ahnungslos, was sich alles geändert hatte, aber ich wusste, dass es richtig schlimm war.
    Ich saß in luftiger Höhe, wartete, beobachtete.
    Dreieinhalb Stunden später wurde die erste meiner Fragen beantwortet.
    Um dreiundzwanzig Uhr neunundfünfzig kribbelte meine Haut am ganzen Körper. Buchstäblich. Ich kratzte mich fieberhaft. Selbst meine durch das dunkle Fleisch betäubten Sidhe- Seher-Sinne fühlten es kommen. Nein, vorhin waren die Mauern noch nicht gefallen. Sie stürzten jetzt ein. Die Welt machte einen drastischen Wandel durch.
    Ich spürte mich schmerzhaft verzerrt, dehnte mich, verdrehte mich, wurde zusammengepresst. Ich war gigantisch groß und papierdünn, dann wieder klein und rund wie eine Beere. Das Innere kehrte sich nach außen, meine Knochen lagen bloß. Gleich darauf kam ich mir vor wie ein Hautsack.
    Plötzlich schien die Welt viel zu groß und erschreckend schief zu sein. Die Gebäude unter mir wurden aufgeworfen, standen schräg, schrumpften zur Größe von Stecknadelköpfen zusammen und brachen wieder auf. Ich sah zu, wie die Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt wurden, als würden Dimensionen, die gar nicht nebeneinander existieren sollten, aufeinanderprallen, um die Vorherrschaft kämpfen und sich gegenseitig den Platz streitig machen. Ich beobachtete, wie das Gewebe des Daseins zerfetzt und diametral entgegengesetzt wieder zusammengeflickt wurde.
    Das Universum stieß Protestschreie aus, als die Barrieren zusammenbrachen und die Bereiche zusammenstießen; ein lautes Kreischen gellte durch die Nacht, und ich krabbelte rückwärts, um mit der Dunkelheit hinter mir zu verschmelzen. Zwar fürchtete ich mich vor den Schatten, aber ich hatte auch Angst, meine Lichter anzumachen, weil mittlerweile auch meine zweite Frage beantwortet war. Nein, die Unseelie waren bisher noch nicht aus ihrem Gefängnis befreit worden. Sie kamen jetzt, galoppierten auf einem dunklen Wind, aus dem Alpträume gewoben waren, heran. Wurden sie von Tod, Pest, Hunger und Krieg angeführt?
    Sie kamen.
    Und ich sah sie kommen.
    Die Namenlosen, die Abscheulichen, die Missgestalteten, deren Hunger nie gestillt werden kann und derenHass immerwährend wütet, die ihre verstümmelten Glieder und psychopathischen Träume kaum mehr ertrugen und nur eine Freude kannten: die Jagd, das Töten, den Nektar von Staub und Asche.
    Sie erhoben sich hoch über die Stadt – eine riesige dunkle Welle, die von einem Horizont zum anderen reichte und den Himmel verdüsterte, heulte und ihren Sieg hinausschrie. Sie waren frei, frei, frei zum ersten Mal seit einer Million Jahren! Frei in einer von der Sonne erwärmten Welt, die von Billionen schlagender Herzen bevölkert war, vor Leben explodierte und barst vor Sex, Drogen, Musik und Ekstase, die ihnen seit einer Ewigkeit verboten waren.
    Sie kamen, die Geflügelten, die wilde Jagd, und trugen ihre Artgenossen in den Schnäbeln, Klauen und anderen Dingen, die sich jeder Beschreibung entzogen; sie stiegen auf aus ihrer eisigen Hölle und überzogen die Welt mit einem silbern schillernden Frost.
    Ich zog mich

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