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Im Schatten dunkler Mächte

Im Schatten dunkler Mächte

Titel: Im Schatten dunkler Mächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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sich hinter sie – ihre Nase war bandagiert. Diese Frau kannte ich. Meine Faust hatte vor einigen Stunden ihr Gesicht getroffen. Ihre Augen waren rot vom Weinen und wurden schmal vor Feindseligkeit, als sie mich sah.
    V’lane spannte sich an, und ich legte vorsichtig, ohne meine Lun-Fähigkeit zu aktivieren, die Hand auf seinen Arm, um ihn mit diesem Zeichen der Solidarität zu besänftigen.
    Der Flur füllte sich mit mehr oder weniger bekleideten Sidhe-Seherinnen. Nicht V’lane hatte sie dazu verleitet, so wenig anzuziehen – es war bereits nach Mitternacht, und ich hatte sie aus den Betten geholt. Augenscheinlich hielt sich V’lane an sein Wort. Nicht eine einzige Sidhe-Seherin riss sich das Nachthemd vom Leibe. Und auch ich spürte nicht den Hauch eines erotischen Kribbelns. Trotzdem starrten sie ihn alle unverwandt an.
    Â»Ich habe mich nicht getraut, ohne Prinz V’lane herzukommen.« Dass ich seinen Titel gebrauchte, gefiel ihm; der Muskel unter meiner Hand wurde nachgiebiger. »Rowena hat heute sechs von euch zu mir geschickt.«
    Â»Ich habe gesehen, wie sie zurückgekommen sind«, fauchte die Frau im Pyjama, schaute über die Schulter zu ihrer verletzten Zimmergenossin, dann richtete sie den eisigen Blick wieder auf mich. »Diejenigen, die überlebt haben, sind schwer zusammengeschlagen worden. Du hast keinen Kratzer abgekriegt.« Sie holte Luft, dann spie sie aus: »Pri-ya.«
    Â»Ich bin keine Pri-ya !«
    Â»Du bist in Begleitung eines Feenprinzen. Du berührst ihn aus freien Stücken. Was solltest du denn sonst sein?«
    Â»Versuch’s mal damit: Ich bin eine Sidhe-Seherin, die mit einem Feenprinzen zusammenarbeitet, um Königin Aoibheal bei der Suche nach dem Sinsar Dubh zu helfen, damit sie das Chaos, in dem wir alle stecken, beseitigen kann«, entgegnete ich kühl. »V’lane ist im Auftrag der Königin auf mich zugekommen, weil ich das Buch spüre, wenn es in der Nähe ist. Ich war …«
    Die Frau schnappte hörbar nach Luft. »Du fühlst es? Ist es in der Nähe? Hast du es gesehen?«
    Im ganzen Flur wechselten die Sidhe -Seherinnen bedeutsame Blicke und stießen leise Schreie aus.
    Â»Kann es niemand von euch spüren?« Ich sah mich um. Die Gesichter, die mir zugewandt waren, spiegelten Überraschung wider. Ich war ebenso erstaunt wie sie. Ich hatte gedacht, dass es noch andere wie mich gab. Wenigstens eine oder zwei.
    Dani schüttelte den Kopf. »Die Fähigkeit, Feenobjekte aufzuspüren, ist äußerst selten, Mac.«
    Und ihre Zimmergenossin fügte scharf hinzu: »Die letzte Sidhe-Seherin mit dieser Gabe ist vor langer Zeit gestorben. Uns ist es nicht gelungen, diese Blutlinie erfolgreich weiterzuzüchten.«
    Züchten? Der sanfte irische Akzent milderte die Bedeutung dieses Wortes kein bisschen ab. Es war eiskalt und ließ mich an weiße Kittel, Labors und Petrischalen denken. Kein Wunder, dass ich so umworben wurde, Barrons so wild entschlossen war, mich am Leben zu erhalten, sich ein Feenprinz zahm wie ein Schoßhündchen benahm und der Lord Master noch keinen richtigen Angriff auf mich gestartet hatte. Sie brauchten mich alle lebend. Ich war Tigger. Ich war die Einzige.
    Â»Du hast Moira getötet!«, rief die Frau in der Tür anklagend durch den Flur.
    V’lane betrachtete mich sehr interessiert. »Du hast eine der Deinen getötet?«
    Â»Nein, das habe ich nicht getan.« Ich wandte mich an die Sidhe -Seherinnen, die mich alle, mit Ausnahme von Dani, mit unverhohlener Feindseligkeit anfunkelten. »Rowena ist verantwortlich für Moiras Tod, weil sie sie mit der Anweisung, mich zusammenzuschlagen und meinen Speer an sich zu nehmen, zu mir geschickt hat.« Die Tote hatte einen Namen: Moira. Hatte sie auch eine Schwester, die um sie trauerte wie ich um Alina? Ȇber das, was heute geschehen ist, bin ich genauso entsetzt wie ihr.«
    Â»Klar bist du das«, höhnte eine der Frauen.
    Â»Sie sagt nicht, dass es ihr leidtut«, warf eine andere ein. »Sie kommt einfach mit ihrem tollen Feenbegleiter hierher und beschuldigt unsere Großmeisterin. Ich bin überrascht, dass sie nicht noch einen Jäger im Schlepptau hat.«
    Ich hatte die Entschuldigung vorgebracht, die mir auf dem Herzen gelegen hatte. »Mir tut es leid, dass ich den Speer aus der Scheide genommen und festgehalten habe. Und noch mehr tut mir leid,

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