Im Schatten dunkler Mächte
anderen Hand, als er den Blick auf mich richtete. »In der Tat, ich erinnere mich. Du hilfst mir, deiner Art Beistand zu leisten. Zum ersten Mal in siebentausend Jahren arbeiten Feenwesen und Menschen zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Das ist eine Seltenheit und Notwendigkeit, wenn wir beide überleben und unsere Welten intakt halten wollen.« Er sah Rowena an. »Unsere vereinten Anstrengungen werden das erreichen, was all deine Sidhe -Seherinnen zusammengenommen nicht leisten können. Erwecke nicht meinen Zorn, alte Frau, oder ich überlasse dich der Hölle, die auf Erden herrschen wird, wenn MacKayla das Sinsar Dubh nicht findet. Hört auf, ihren Speer an euch bringen zu wollen, und fangt an, sie zubeschützen. Sie ist die gröÃte Hoffnung der Menschheit. Knie nieder.«
Auf diesen »GröÃte-Hoffnung«-Unsinn hätte ich sehr gut verzichten können. Unter Druck habe ich noch nie gut funktioniert.
Er zwang Rowena auf die Knie. Sie zitterte, und ihre Lippen waren weiÃ. Ich konnte den inneren Kampf, den sie ausfocht, geradezu beobachten. Ihre Robe bebte, und sie fletschte die Zähne.
»Hör auf!«, sagte ich noch einmal.
»Sofort. Du wirst nie mehr mit Waffen zu mir kommen, alte Frau, oder ich vergesse das Versprechen, das ich abgelegt habe, und vernichte dich. Hilf MacKayla, mich zu unterstützen, und ich lasse dich am Leben.«
Ich seufzte. Ohne mich umzuschauen, wusste ich, dass ich mir hier heute keine Freunde gemacht hatte. Genau genommen war jetzt alles noch schlimmer als zuvor, davon war ich überzeugt. »Gib ihr das Schwert zurück, Vâlane, dann verschwinden wir von hier.«
»Ganz wie du willst.« Er ergriff meine Hand, und weg waren wir.
In dem Moment, in dem wir uns wenige Meter von dem Viper entfernt wieder materialisierten, schlug ich mit beiden Handflächen auf ihn ein â ich wollte mit all der Kraft meines neu entdeckten Denkens, dass er erstarrte.
Anders als bei dem ersten Versuch, ihn zu lähmen, blieb er länger als ein paar Sekunden reglos. Ich war so überrascht, dass ich mich selbst nicht von der Stelle rührte, bis er sich bewegte. Und ich schlug ihn erneut und legte all meine Wünsche, die gesamten Feenwesen zu neutralisieren, in den Schlag. Wenn Absicht Gewicht hatte, dann war ich stark. Seit Jahren beabsichtigte ich,eines Tages erwachsen zu werden, und ich hatte mir vorgenommen, besser zu werden.
Ich zählte mit. Er blieb sieben Sekunden starr. Ich durchsuchte ihn eilends nach meinem Speer, tastete ihn ab und schickte ihm kleine »Bleib gelähmt, du Bastard«-Botschaften mit meinen Handflächen.
Kein Speer.
Ich trat zurück und erlaubte ihm, sich zu bewegen.
Wir starrten uns über die paar Schritte, die ich zwischen uns gebracht hatte, an, und ich entdeckte vieles in seinen Augen. Ich sah meinen Tod. Ich sah eine Galgenfrist. Und ich sah tausend Bestrafungen dazwischen und erkannte den Moment, in dem er entschied, nichts gegen mich zu unternehmen.
»Es ist wirklich schwer für dich, mich als lebensberechtigtes Wesen zu sehen, stimmtâs?«, fragte ich. »Was ist nötig, damit du mich ein bisschen ernster nimmst? Wie viele Jahre müsste ich leben, um deine Wertschätzung zu erlangen?«
»Langlebigkeit ist kein entscheidender Faktor. Ich bringe den wenigsten meiner Art Wertschätzung entgegen; eine Einstellung, die nicht auf Arroganz, sondern auf äonenlangen Erfahrungen mit solchen, die die schlimmsten Narren sind, basiert. Warum hast du mich gelähmt, Sidhe-Seherin?«
»Weil du meinen Plan da drin vermasselt hast.«
»Dann solltest du mich das nächste Mal in die subtilen Feinheiten deines Planes einweihen. Ich dachte, du willst die Oberhand gewinnen, und habe mich bemüht, dir dazu zu verhelfen.«
»Du hast sie in dem Glauben bestärkt, dass ich mich mit dir verbündet habe. Hast sie so weit gebracht, dass sie sich vor mir fürchten.«
»Du hast dich mit mir verbündet. Und sie sollten dich fürchten.«
Ich kniff die Augen etwas zusammen. »Wieso sollten sie Angst vor mir haben?«
Er zeigte den Hauch eines Lächelns. »Du begreifst nicht ansatzweise, was du bist.« Plötzlich war er weg.
Im nächsten Augenblick spürte ich seine Hand in den Locken an meinem Hinterkopf, und seine Zunge schob sich in meinen Mund. Ein heiÃes, finsteres, unheimliches Ding bohrte sich in meine Zunge und
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