Im Schatten dunkler Mächte
Hand auf und gab mit der anderen Barronsâ Nummer in mein Handy ein. Er klang sehr beunruhigt.
»Wirkt die tausendfache Druidenstimme auch durchs Telefon?«, fragte ich ohne Umschweife.
»Nein. Die Macht des Zaubers wird nicht über â¦Â«
»Danke, schon verstanden.« Wie ich erwartet hatte, klingelte das Telefon erneut. Ich unterbrach die Verbindung mit Barrons, ohne das Ende des Satzes abzuwarten. Ich konnte also nicht übers Telefon verhext werden, genau das wollte ich wissen, ehe der Lord Master sich noch einmal meldete.
Nur für den Fall, dass der Anrufer ein zahlender Kunde war, sagte ich: »Barrons Books â¦Â«
»Du hättest mich auch fragen können«, ertönte die verführerische Stimme. »Ich hätte dir gesagt, dass die tausendfache Stimme durch die Technologie abgeschwächt wird. Beide Parteien müssen sich körperlich nahe sein. Im Augenblick bin ich zu weit von dir entfernt.«
Ich gab ihm nicht die Genugtuung, zuzugeben, dass ich mich tatsächlich davor gefürchtet hatte. »Mir ist der Hörer aus der Hand gefallen.«
»Behaupte, was du willst, MacKayla.«
»Nennen Sie nicht meinen Namen«, stieà ich durch zusammengebissene Zähne hervor.
»Wie soll ich dich dann ansprechen?«
»Gar nicht.«
»Willst du nicht mehr über mich erfahren?«
Meine Hand zitterte. Ich sprach mit dem Mörder meiner Schwester, dem Ungeheuer, das all die Unseelie durch die mystischen Portale brachte und unsere Welt in einen Alptraum verwandelte. »Klar. Am meisten interessiert mich, wie man Sie am schnellsten und einfachsten töten kann.«
Er lachte. »Du hast mehr Temperament als Alina. Aber sie war clever. Ich habe sie unterschätzt. Sie hat deine Existenz vor mir geheim gehalten, hat nie über dich gesprochen. Ich hatte keine Ahnung, dass es noch jemanden mit ihren Talenten gibt.«
Wir waren quitt; sie hatte auch seine Existenz vor mir geheim gehalten. »Wie haben Sie von mir erfahren?«
»Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, Gerüchte über eine Sidhe-Seherin mit ungewöhnlichen Talenten, die neu in der Stadt sein sollte. Ich hätte dich ohnehin ausfindig gemacht. Aber an dem Tag, an dem du in das Lagerhaus kamst, habe ich dich gerochen. Dienahe Verwandtschaft zu Alina ist nicht zu leugnen. Du kannst das Sinsar Dubh spüren, genau wie es Alina konnte.«
»Nein, das kann ich nicht«, log ich.
»Es ruft nach dir. Du spürst es da drauÃen, und es wird stärker. Du hingegen wirst nicht stärker. Es schwächt dich, MacKayla. Du kannst nicht mit dem Buch umgehen. Versuch es nicht einmal. Deine Phantasie reicht nicht aus, um zu begreifen, womit du es zu tun hast.«
Ich hatte eine relativ gute Vorstellung davon. »Haben Sie deshalb angerufen? Um mich zu warnen? Mir schlottern die Knie.« Dieses Gespräch ging mir mächtig auf die Nerven. Ich plauderte mit dem Ungeheuer, das meine Schwester umgebracht hatte, mit dem berüchtigten Lord Master. Und weder lachte er wie ein Irrer, noch stieà er boshafte Drohungen aus. Er verfolgte mich nicht mit einer Armee aus finsteren Feenwesen und in Begleitung seiner schwarz- und blutrotgekleideten Leibwächter. Er redete mit seiner schönen, kultivierten Stimme und ohne jede Feindseligkeit mit mir. War das das wahre Gesicht des Bösen? Es eroberte nicht, sondern verführte? Er lässt mich die Frau sein, die ich immer sein wollte , hatte Alina in ihr Tagebuch geschrieben. Würde er mich als Nächstes zum Dinner einladen? Wenn ja, würde ich die Einladung annehmen, um eine Möglichkeit zu haben, ihn zu töten?
»Was wünschst du dir am meisten auf der Welt, MacKayla?«
»Ihren Tod.« Mein Handy klingelte. Es war Barrons. Ich drückte den Anruf weg.
»Das ist nicht dein gröÃter Wunsch. Du willst meinen Tod wegen deines gröÃten Wunsches: Du willst deine Schwester zurückhaben.«
Mir gefiel nicht, worauf die Unterhaltung hinauslief.
»Ich möchte dir einen Deal anbieten.«
Ein Pakt mit dem Bösen führt nie zu etwas Gutem, hatte mir Barrons kürzlich klargemacht. Dennoch konnte ich mich nicht zurückhalten und fragte: »Was für einen Deal?«
»Bring mir das Buch, und ich gebe dir deine Schwester zurück.«
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich hielt den Hörer weg von meinem Ohr und starrte ihn an, als suchte ich eine Inspiration oder
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