Im Schatten dunkler Mächte
spielte mir mein Sehvermögen einen Streich, und der Horizont war schwarz, so weit das Auge reichte. Jedes Licht war ausgelöscht, und Dublin war in absolute Dunkelheit gehüllt.
Um die Schreckensvision zu vertreiben, zwinkerte ich ein paarmal, und endlich war ich wieder imstande, die Lichter zu sehen, aber der fiktive Blackout erschien mir so real, dass ich Angst hatte, er könne eine Vorahnung dessen sein, was auf uns zukam.
Ich fuhr den Viper in die Garage und stellte ihn auf seinem Platz ab. Ich war sogar zu müde, um den GT auf dem Parkplatz daneben zu bewundern. Als der Boden unter mir bebte, stampfte ich mit dem Fuà auf und befahl dem unbekannten Monster, still zu sein.
Ich öffnete die Tür, um die Gasse zu überqueren, zuckte jedoch sofort zurück und schlug die Tür wieder zu. Es fehlte nicht viel, und ich hätte hyperventiliert.
Die Garage, in der Barrons seine sagenhafte Autosammlung stehen hatte, befand sich direkt hinter dem Buchladen auf der anderen Seite der etwa sieben Meter breiten Gasse. Viele Flutlichtscheinwerfer beleuchteten den Weg zwischen den beiden Gebäuden und boten selbst in den dunkelsten Nächten Sicherheit vor den gierigen Schatten. Leider wurde bis jetzt noch nicht das ewig währende Licht erfunden. Glühbirnen brennen aus, Batterien werden schwach.
Etliche Leuchten an der Fassade der Garage warenwährend der Nacht ausgegangen: nicht genug, dass es mir im Scheinwerferlicht des Viper aufgefallen wäre, aber genug, dass ein dunkler Streifen, eine Möglichkeit für die besonders unternehmungslustigen Schatten, entstanden war. Und leider überschattete einer der Lebenssauger die Schwelle der Garage.
Ich war hundemüde und nachlässig gewesen. Als ich in die Gasse eingebogen war, hätte ich die Flutlichtscheinwerfer an der Hausfassade checken müssen. Dank der ausgebrannten Birnen war in der Gassenmitte ein schmaler Streifen Dunkelheit, eine tintenschwarze Wand, die bis ins dritte Stockwerk reichte und die gesamte Länge des Buchladens einnahm, entstanden und bildete eine Barriere zwischen mir und der Hintertür.
Als ich die Garagentür geöffnet hatte, sah ich, dass genau dort ein gieriger Unhold wie eine hohe Flutwelle lauerte und darauf wartete, sich auf mich zu stürzen und mich mit seiner tödlichen Umarmung zu verschlingen. Obschon ich zu 99 , 9 Prozent sicher war, dass er das nicht konnte â dass er in dem Licht, das auf beiden Seiten dieser Mauer schien, gefangen war â, blieb ein kleiner Zweifel. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich kenne die Grenzen der Schatten, hatte ich mich geirrt. Die meisten schrecken vor der bloÃen Möglichkeit eines schwachen Schimmers zurück. Gewöhnlich genügte ein kurzes Leuchten mit einer Taschenlampe in die Dunkle Zone, um sie aufzuscheuchen.
Aber dieser Schatten schien robuster zu sein. Wenn Licht für seine Art Schmerzen bedeutete, dann wurde dieses riesige, aggressive Exemplar immer widerstandsfähiger, und seine Schmerzschwelle stieg bedenklich. Wie ich selbst entwickelte sich das finstere Wesen. Ich wünschte nur, ich wäre genauso gefährlich.
In meinen Jackentaschen steckten Taschenlampen, und ich nahm eine in jede Hand und riss erneut die Tür auf.
Eine der Taschenlampen ging nicht an. Die Batterien waren leer. Wenn etwas schiefgehen kann, dann aber gründlich. Ich warf die Taschenlampe weg und angelte nach einer anderen, die in meinem Hosenbund steckte. Zwei andere fielen zu Boden, polterten die Stufen hinunter und rollten ohne Licht auf die Gasse. Was für eine Verschwendung!
Mir blieben nur noch zwei. Das war lächerlich. Ich brauchte eine bessere Methode, mich zu schützen, als unhandliche Taschenlampen mit mir herumzuschleppen.
Ich schaltete die eine ein und befahl mir, aus dem Gebäude zu treten.
Meine FüÃe gehorchten mir nicht.
Ich richtete den Lichtstrahl direkt auf das Monster. Die tintenschwarze Mauer prallte zurück, und es entstand ein Loch. Jetzt sah ich, dass das Ding nur zweieinhalb Zentimeter dick war.
Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr mir, weil das Ungetüm immer noch kein direktes Licht vertrug. Ich betrachtete es genauer. Es gab noch eine Möglichkeit, zum Buchladen zu gelangen, indem ich mich auf dieser StraÃenseite hielt, bis ich die Lichter des Gemüseladens nebenan erreichte und dann zur Vorderseite des Hauses und durch den Ladeneingang ging.
Das Problem war nur, dass ich keine
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