Im Schatten dunkler Mächte
werden.«
»Und wie kann ich Darroc finden?«, wollte ich wissen. Jetzt, da ich seinen Namen kannte, würde ich ihn nur noch so nennen oder als LM verhöhnen.
»Gar nicht. Nicht einmal wir sind in der Lage, sein Versteck ausfindig zu machen. Er huscht heimlich durch uns unbekannte Portale ins Unseelie-Reich und wieder zurück. Wir jagen ihn, die anderen Seelie-Prinzen und ich.«
»Wie kann euch ein kleiner Mensch durch die Maschen schlüpfen und sich frei zwischen Feenreich und unserer Welt hin- und herbewegen?«, stichelte ich. Ich war sauer. Sie hatten dieses Chaos angerichtet. Wegen ihrer Probleme hatten sie Darroc verbannt, und meine Welt hatte darunter zu leiden ⦠meine Schwester wurde deswegen getötet. Das mindeste, was sie jetzt noch tun konnten, war, die Ordnung wiederherzustellen, und das ganz schnell.
»Meine Königin hat ihm sein Wissen gelassen â eine Nachlässigkeit, die sie jetzt bereut. Sie dachte, er würde schnell sterben. Aus diesem Grunde sind wir auch nicht auf die Idee gekommen, dass er hinter den Schwierigkeiten in eurem Bereich stecken könnte. Als Mensch hat Darroc keinerlei Abwehrkräfte gegen die Krankheiten, die euresgleichen plagen, und jene, die einmal wie Götter gelebt haben, unterschätzen die Brutalität des Rudels.«
»Er ist nicht der Einzige, der etwas unterschätzt hat«, gab ich frostig zurück. Rudel â das ist doch die Höhe! Trotz ihrer unmenschlichen Macht waren sie mindestens so fehlbar wie wir, und das mussten wir Menschen jetzt ausbaden.
Vâlane ignorierte die Spitze. »Wir dachten, wenn ihn nicht eine Krankheit dahinrafft, würde er mit seiner Arroganz den Zorn der Menschen auf sich ziehen und Opfer eines Gewaltverbrechens werden. Entgegen all unseren Erwartungen hat Darroc, seit er sterblich ist, immense Macht erlangt. Er wusste, wo er suchen musste und wie er sie gewinnen konnte, und er hatte immer schon Verbündete unter den königlichen Jägern. Er verspricht ihnen die Befreiung aus dem Unseelie-Gefängnis â ein solches Versprechen würde kein anderes Feenwesen machen. Den Jägern kann man nicht trauen.«
»Und anderen Feenwesen kann man trauen?«, fragte ich schneidend.
»Die Jäger kennen keine Grenzen.« Vâlanes inneres Licht flackerte, als müsste er gegen den Drang, eine andere Gestalt anzunehmen, ankämpfen. »Sie haben Darroc beigebracht, Unseelie-Fleisch zu essen, um die Kraft der Feen in sich aufzunehmen!« Er verstummte, und für einen flüchtigen Augenblick sank die Temperatur so rapide, dass ich kaum Luft bekam und das Meer, so weit ich blicken konnte, zu Eis gefror. Im nächsten Moment war alles wieder normal. »Er wird einen langsamen Tod sterben, wenn wir ihn finden. Die Königin wird ihn womöglich ewig leiden lassen. Wir metzeln unseresgleichen nicht nieder.«
Ich, die ich mich desselben Vergehens schuldig gemacht hatte, wandte mich hastig ab, schaute aufs Meer und hatte das Gefühl, auf meiner Stirn stünde in Leuchtschrift geschrieben: F EEN F RESSERIN . Darroc hatte es Mallucé beigebracht, Mallucé mir und ich Inspector Jayne. Ich hegte nicht den Wunsch, ewig oder sonst wie zu leiden. »Wie kann ich helfen?«
»Ãberlass es uns, Darroc zu finden«, sagte Vâlane. »Du musst es uns überlassen, denn die Königin hat dich beauftragt, das Buch zu finden. Die Mauern zwischen den Welten sind gefährlich dünn. Falls Darroc es schafft, sie zu Fall zu bringen, werden die Unseelie ihrem Gefängnis entkommen. Ohne das Sinsar Dubh haben wir genauso wenig wie ihr die Macht, unsere dunklen Artgenossen erneut einzukerkern. Sobald sie in Freiheit sind, werden sie eure Welt zerstören und die Menschheit vernichten.« Er hielt kurz inne, dann fügte er grimmig hinzu: »Und unser Volk vermutlich auch.«
Neun
Es war Viertel vor zehn, ich wartete auf Barrons und auf den Beginn unserer Stimmenlektion. Wir hatten eine Verabredung, und ich erwartete, dass er sich blicken lassen würde, obwohl er noch wütend auf mich war.
Mir würde es nichts ausmachen, wenn ich wieder hüpfen müsste. Meinetwegen könnte er mich auch gackern lassen wie ein Hühnchen. Wenn er es schaffte, dass ich mich richtig dämlich fühlte, konnte ich vielleicht einen Weg finden, ihm und der Stimmenmagie zu widerstehen.
Christian hatte recht gehabt. Sollten die Mauern
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