Im Schatten dunkler Mächte
meinem nicht vorhandenen Sexleben.
Die aggressive Atmosphäre wurde etwas schwächer.
Meine Augen wurden schmal. War das die Quelle seines Zorns? War Barrons eifersüchtig? Nicht weil er Zuneigung empfand, sondern weil er mich als seinen Besitz betrachtete, als seine persönliche Sidhe-Seherin, und ernicht dulden konnte, dass die Erektionen anderer Männer seinen Feenobjekt-Detektor beeinträchtigten?
Er betrachtete mich mit kaltem Blick. »Ich muss wissen, ob du eine Pri-ya bist. Deshalb habe ich gefragt.«
»Sehe ich aus wie eine Pri-ya?«, fauchte ich. Ich hatte keinen Schimmer, wie eine von Feensex abhängige Person aussah, bezweifelte jedoch, dass ich ein Paradebeispiel war. Ich stellte sie mir eher vor wie eins der Gothic-Girls, mit denen sich Mallucé in seiner Vampirhöhle umgeben hatte: gepierct, tätowiert, dick geschminkt und in meist schwarzen altertümlichen Klamotten.
Er taxierte mich einen Moment, dann fing er an zu lachen. »Gut, Miss Lane. Sie lernen dazu.«
Ich erschrak selbst, als ich kapierte, was ich gerade gemacht hatte. Ich hatte etwas ausgesprochen, ohne auf eine direkte Frage zu antworten. Ich versuchte es erneut, bildete in meinem Kopf die Worte, brachte sie aber nicht heraus. Keine Ahnung, wie mir das vorhin gelungen war.
»Zu wem wolltest du in der Nacht, in der du das Sinsar Dubh gesehen hast ?«
O nein. Das war nicht fair. Er musste nicht alles wissen. »Zu einem Jungen, der Alina gekannt hat«, stieà ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nenn mir seinen Namen.«
Nein, nein, nein. »Christian MacKeltar.«
»Machst du dich lustig über mich?« Er schoss aus seinem Sessel und funkelte mich an.
Da er in der Stimme zu mir gesprochen hatte, war ich, obwohl ich wusste, dass es eine rein rhetorische Frage gewesen war, gezwungen, ihm zu antworten: »Nein.« Die tödliche Aggressivität war wieder da â nur weil ein Name gefallen war. Weshalb? Welche Bedeutung hatteChristian MacKeltar für ihn? Kannte er ihn? Ich schloss die Augen und suchte nach dem Sidhe -Seherinnen-Platz in meinem Kopf. Von dort kam keine Hilfe. Ich konnte nach wie vor nicht aus freien Stücken sprechen. Wieso spürte ich in diesem heiÃen, fremden Teil meines Bewusstseins so viel Macht, wenn ich sie in dieser Situation nicht einsetzen konnte?
»Woher kennst du Christian MacKeltar?«
»Er arbeitet im Institut für Altsprachen am Trinity. Ich habe ihn kennengelernt, als Sie mich hinschickten, um die Einladung für die Auktion bei seiner Chefin abzuholen. Die war an jenem Tag nicht da, deshalb hat mir Christian den Umschlag gegeben.«
Er blähte seine Nasenflügel auf. »Er kann noch nicht lange dort arbeiten. Sie haben mir nachspioniert.«
Er hatte weder die Stimme eingesetzt noch etwas gefragt, also schwieg ich.
» Haben mir die MacKeltars nachspioniert? «
Ich kniff die Augen fest zu. »Ja.«
»Hast du mir nachspioniert?«
»So gut ich konnte.«
» Was hast du über mich erfahren ?«
Wieder suchte ich in meinem Kopf, mir war jedoch schleierhaft, welchen Platz ich noch nicht entdeckt hatte. In dem vollen Bewusstsein, dass ich mir Stück für Stück mein eigenes Grab schaufelte, erzählte ich ihm alles. Dass ich wusste, dass er kein Mensch und unglaublich alt war; dass ich ihn beobachtet hatte, als er mit einer schwerverletzten Frau auf den Armen aus dem Unseelie-Spiegel in seinem Arbeitszimmer getreten war; dass ihn die Dämonen in dem Spiegel gemieden hatten wie die Schatten in der Dunklen Zone.
Er lachte, als wäre es ein Witz , dass ich all seine
dunklen Geheimnisse kannte. Und er erklärte oder rechtfertigte nichts. »Und ich dachte, Sie könnten nichts für sich behalten, Miss Lane. Sie wussten all das und haben nie ein Wort darüber verloren. Allmählich werden Sie richtig interessant. Arbeitest du zusammen mit den MacKeltars gegen mich?«
»Nein.«
»Arbeitest du mit Vâlane gegen mich?«
»Nein.«
»Arbeitest du mit den Sidhe-Seherinnen gegen mich ?«
»Nein.«
»Arbeitest du mit irgendjemandem gegen mich?«
»Nein.«
»Wem gilt deine Loyalität?«
»Mir selbst«, schrie ich. »Meiner Schwester! Meiner Familie, und zum Teufel mit euch allen!«
Die Aggression lieà nach.
Nach einem Moment nahm Barrons wieder mir gegenüber Platz, sah meine steife, unbequeme Haltung und
Weitere Kostenlose Bücher