Im Schatten dunkler Mächte
niemand kommt im Bett zum Zuge!«, brüllte ich regelrecht.
»Sie denken, ich weià das nicht?« Er bewegte sich unter mir und brachte etwas schmerzhaft in mein Bewusstsein â zwei Dinge, um genau zu sein. Zum einen, dass mein Rock viel zu weit nach oben gerutscht war. Das andere war nicht mein Problem. Ich wand mich, um den Rocksaum weiter runterzuziehen, aber sein Gesichtsausdruck lieà mich sofort innehalten. Wenn mich Barrons so ansieht, gerate ich aus der Fassung. Die Lust in diesen uralten Augen birgt keine Spur von Menschlichkeit.
Die wilde Mac hätte ihn gern zum Spielen eingeladen. Ich halte sie für verrückt. Für vollkommen verrückt.
»Lassen Sie meine Hände los.«
»Zwingen Sie mich dazu«, spottete er. »Setzen Sie die Magie Ihrer Stimme ein, Miss Lane. Kommen Sie, kleines Mädchen, zeigen Sie mir Ihre Macht.«
Kleines Mädchen, meine Fresse! »Sie wissen, dass ich das nicht kann. Und das macht das, was Sie heute mit mir angestellt haben, unverzeihlich. Genauso gut hätten
Sie mich vergewaltigen können. Genau genommen war das nichts anderes!«
Er rollte plötzlich und blitzschnell herum, so dass ich unter ihm auf dem Rücken lag. Meine Hände hielt er über meinem Kopf fest, sein Körpergewicht presste mich auf den Boden, und sein Gesicht war dicht vor meinem. Er atmete schwerer, als es die Anstrengung erfordert hätte.
»Machen Sie keinen Fehler, Miss Lane, ich habe Sie nicht vergewaltigt. Sie können hier auf Ihrem kleinen Hinterteil liegen und mit Ihrem albernen Idealismus argumentieren, dass jede Verletzung Ihres Willens Vergewaltigung sei und ich ein groÃer, verdorbener Bastard bin. Aber ich sage Ihnen eines â Sie haben offensichtlich keine Ahnung, was Vergewaltigung ist. Eine Vergewaltigung ist viel, viel schlimmer als das, was Sie heute erlebt haben. Nach einer Vergewaltigung kann man nicht einfach aufstehen und gehen. Danach kriecht man auf allen vieren.«
Er glitt von mir, sprang auf die FüÃe und marschierte zur Tür hinaus, ehe ich genügend Luft holen konnte, um ihm zu antworten.
TEIL 2
Die dunkelste Stunde
»Nightfall â Einbruch der Nacht.
Ein eigenartiges Wort.
âºNightâ¹Â â das verstehe ich. Es heiÃt Nacht.
Aber âºfallâ¹Â â dabei denkt man an den Herbst,
an Sanftheit und Herbstlaub,
das mit träger Anmut durch die Luft wirbelt,
das einen weichen Teppich auf die Erde zaubert.
Einen Teppich mit ersterbenden leuchtenden Farben.
Tränen fallen wie flüssige Diamanten, schimmern
sanft, ehe sie zerflieÃen.
Hier bricht die Nacht nicht langsam herein.
Sie stürzt wie ein Fallbeil hernieder.«
Macs Tagebuch
Zehn
Ich schlief unruhig und träumte wieder von der traurigen Frau.
Sie versuchte, mir etwas zu sagen, doch der eisige Wind stahl ihr jedes Mal die Worte, wenn sie den Mund aufmachte. Die kalte Brise brachte Gelächter mit, und ich glaubte, das Lachen zu erkennen, aber mir fiel der Name dazu nicht ein. Je mehr ich mich anstrengte, umso verängstigter und verwirrter wurde ich. Dann war Vâlane da und Barrons auch; sie kamen mit Männern, die ich nie zuvor gesehen hatte. Plötzlich erschien Christian MacKeltar, und Barrons ging, mit Mordlust in den Augen, auf ihn zu.
Ich fuhr erschrocken aus dem Schlaf, durchgefroren bis ins Mark.
Mein Unterbewusstsein hatte zusammengefügt, was mein Bewusstsein nicht erfasst hatte: Heute war Donnerstag, und Christian würde aus Schottland zurückkommen. Und Barrons war meinetwegen hinter ihm her.
Ich hatte keine Ahnung, was Barrons ihm antun würde, und wollte es auch gar nicht herausfinden. Der lebendige Lügendetektor war kein Gegner für ⦠das, was mein Arbeitgeber auch immer sein mochte. Mit klappernden Zähnen nahm ich mein Handy vom Nachttisch und rief das Institut für Altsprachen an. Der Junge mit den verträumten Augen meldete sich und erzählte mir,dass Christian erst am Nachmittag erwartet wurde. Ich fragte nach einer Privat- oder Handynummer, aber der Junge erklärte mir, dass die Personalakten im Büro der Abteilungsleiterin verschlossen seien. Sie hatte sich für ein langes Wochenende verabschiedet und würde erst am Montag zurückkommen.
Ich hinterlieà eine dringende Nachricht für Christian und bat ihn, mich sofort anzurufen, wenn er ins Büro kam.
Ich war drauf und dran, mich unter die Decke zu kuscheln und mich warm
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