Im Schatten (German Edition)
anderen Frau mehr geschlafen.« Katherine sah ihn herausfordernd an, doch er nickte nur gelassen.
» Ja, das stimmt. Am Anfang unserer Beziehung gab es eine unschöne Episode in dem Hotel, wo wir abgestiegen waren. Ich habe es ihr direkt aufs Butterbrot geschmiert, ziemlich mies. Da hab ich dann zum ersten Mal gesehen, wie sehr ich sie damit verletzt habe. Es war das letzte Mal.«
» Und was ist mit Petra?« Mark sah sie verständnislos an.
» Was für eine Petra?«
» Petra Reinhardt.« Katherines Stimme klang merklich ungeduldig, als wollte sie fragen: Wie viele Petras kommen denn in Frage?
» Petra Reinhardt? Was soll mit ihr sein?«
» Meine Mutter meinte, du hättest was mit ihr gehabt.«
» Wie kommt sie denn auf den Schwachsinn! Die Frau würde ich nicht mit ’ner Kneifzange anfassen. Noch nicht einmal, wenn bei mir Notstand herrschen würde.« Mark war total entrüstet, doch Katherine antwortete ungerührt:
» Petra hat es ihr erzählt. Und sie hatte eindeutige Beweise.«
*
16 . Januar 2008
Ich stelle mir immer wieder die gleiche Frage: Warum? Warum nur komme ich nicht von dir los? Du bist so ein egoistisches Schwein. Du liebst niemanden als dich selbst. Du hast mich ausgenutzt, gedemütigt, verletzt. Und trotzdem liebe ich dich. Warum? Es gibt keinen Grund. Nur Argumente dagegen. Aber ein schlauer Mensch sagte einmal: Wir lieben nicht weil, wir lieben trotzdem.
Immer noch war Valerie wütend darüber, dass sie nicht mit nach Leipzig gefahren war. Auf der einen Seite fühlte sie sich zwar geehrt angesichts des Vertrauens, das Mark ihr mit der Übertragung der Aufgaben bei einer anderen großen Baustelle, bei der er Bauleiter war, entgegengebracht hatte und musste auch zugeben, ihre Anwesenheit in Leipzig war in dieser Woche nicht zwingend notwendig. Aber musste er denn ausgerechnet Petra mitnehmen? Dieses Biest wartete doch nur auf die Gelegenheit, sie aus ihrer Position zu drängen. Merkte Mark denn gar nicht, was die falsche Schlange für ein Spiel trieb? Sie hatte lange Zeit versucht, ihn von seinen Plänen abzubringen, ohne ihm die Schwierigkeiten, die sie mit der Zeichnerin hatte, auf die Nase zu binden. Doch er hatte sich all ihren Argumenten verschlossen und sie am Ende sogar zurechtgewiesen, sie hätte seine Entscheidungen nicht in Zweifel zu ziehen. Nie hatte er ihr gegenüber den Chef raushängen lassen, doch bei diesem Gespräch hatte er sie eindeutig – Verhältnis hin oder her – in ihre Schranken verwiesen. Sie hatte sich daraufhin ihre Wunden leckend in sich selbst zurückgezogen und nur noch das Notwendigste, rein Dienstliche mit ihm besprochen. Auch die SMS, die er ihr am Morgen geschickt hatte, konnte sie nicht aufheitern, und so hatte sie ihm nicht geantwortet. Erst als am zweiten Nachmittag seiner Abwesenheit eine weitere SMS von ihm eintraf, in der er ihr mitteilte, dass er zu Hause angekommen war und sie bat, zu ihm zu kommen, lenkte sie ein. Sie packte unter einem Vorwand ihre Sachen zusammen und fuhr hin. Wie immer, wenn sie sich privat trafen, sprachen sie kein Wort über die Firma. Stattdessen nahm er sie in den Arm und küsste sie ausgiebig zur Begrüßung. Noch immer spürte sie die Verärgerung in sich und auch er bemerkte ihre Anspannung.
» Immer noch sauer?«, fragte er halb belustig, halb besorgt.
» Ein bisschen schon.«
» Okay, meine kleine Kratzbürste. Dann kommst du morgen früh in mein Büro und wir reden darüber, ja? Bringst du es bis dahin fertig, deine Krallen wieder einzufahren und ein bisschen nett zu mir zu sein?«
Er sah sie mit so einem treuen Dackelblick an, dass sie schon beinahe lachen musste und beschloss, an diesem Nachmittag einfach allen Ärger beiseitezuschieben.
Doch am anderen Morgen wurde sie von der Wirklichkeit eingeholt, die sie wie ein Schlag ins Ges icht traf. Sie war gerade dabei Kaffee zu kochen, als sie Schritte hinter sich hörte. Das war zu dieser Uhrzeit ungewöhnlich. Doch die fröhliche Stimme ließ sie zusammenfahren.
» Na den Teil deines Jobs überlasse ich gern dir. Im Kaffee kochen bist du unschlagbar. Aber was den Rest angeht …« Petra blickte sie höhnisch grinsend an.
» Was bitte meinst du damit?«, fragte Valerie irritiert.
» Na, du glaubst doch wohl nicht ernsthaft an das Märchen, dass du hier dringend gebraucht wurdest, und ich nur dieses eine Mal mitgefahren bin. Du bist den Posten los, meine Liebe. Ade mit ›persönliche Assistentin vom Chef‹. Das bin jetzt ich. Und das mit allen
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