Im Schatten (German Edition)
alles genauso wie Herr Burzig machen. Aber das hier hat einfach keinen Stil.«
» Dass ich keinen Stil habe, hat mir bisher noch keine Frau gesagt.« Er schmunzelte, und Valerie wurde rot im Gesicht.
» Ich habe nicht gesagt, dass Sie keinen Stil haben. Ich rede von dem Text. Sie preisen sich an wie ein Marktschreier. Ein oder zwei Projekte am Anfang zu nennen ist vollkommen ausreichend. Und die müssen natürlich auf den potentiellen Kunden abgestimmt werden. Es bringt herzlich wenig, ein Einkaufszentrum darzustellen, wenn man ein Einfamilienhaus bauen will und umgekehrt. Aus allen anderen Projekten kann man Highlights auswählen und als Referenzliste am Ende der Mappe beilegen.«
Mark ha tte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und hörte ihr aufmerksam zu.
» Also verschiedene Mappen, je nachdem wen man ansprechen will?«
» Ja genau. Für kleine, mittlere und größere Bauvorhaben.«
Er nickte zustimmend. »Das macht Sinn. Noch was?«
» Ja.« Valerie holte tief Luft. »Warum glauben Sie eigentlich, Sie sind hier der Alleinunterhalter?« Marks Augenbrauen schossen fragend in die Höhe, doch sie fuhr unbeirrt fort: »Es sind nur Projekte von Ihnen aufgeführt. Aber dieses Büro besteht seit fast dreißig Jahren. Thomas und Harald sind beinahe zehn Jahren hier, Peter seit acht und Gesa seit drei Jahren. Wir haben uns einen Namen in der Branche gemacht, und jeder hier hat seinen Teil dazu beigetragen. Aber von unseren Projekten steht kein Einziges auf Ihrer Liste.«
Nun grinste Mark sie breit an.
»Sind Sie immer so leidenschaftlich?«, fragte er frech, und Valerie lief erneut rot an.
» Und Sie, legen Sie es immer darauf an, einen aus der Fassung zu bringen?«
» Sie schon. Sie sehen verdammt hübsch aus, wenn Sie rot werden. Noch hübscher.«
Wieso bracht e dieser Mensch sie so durcheinander? Was wollte sie von diesem jungen, schnoddrigen Kerl, der nur Frauen im Kopf hatte? Valerie brach der Schweiß aus, und sie wünschte sich ans andere Ende der Welt.
» Kommen Sie her«, hörte sie ihn sagen.
» Was?«
» Nehmen Sie Ihren Stuhl und kommen Sie her.« Er schob seinen Sitz zur Seite und machte Platz für sie an seinem Computer. Während sie ihren Stuhl zurechtrückte, öffnete er die Datei, die er für die Präsentationsmappe vorbereitet hatte. Fast den gesamten Vormittag arbeiteten sie daran, diskutierten, formulierten, verwarfen wieder, bis sie endlich mit dem Ergebnis zufrieden waren.
» Sie haben recht. Es klingt viel professioneller so. Was halten Sie davon, wenn wir ein paar Fotos vom Team mit hineinnehmen?«, schlug er vor.
Valerie fand die Idee sehr gut , und Mark wollte alles Notwendige arrangieren.
» Aber vergessen Sie nicht, rechtzeitig Bescheid zu geben. Frauen ziehen es vor, gut gestylt zu solchen Terminen zu erscheinen«, meinte sie. Mark lachte und versprach, daran zu denken. Er brachte sie noch zur Tür, denn er wollte seine Sekretärin ins Büro bitten. Dabei legte er ihr die Hand leicht auf den Rücken, und Valerie durchfuhr es warm und angenehm. Beinahe widerstrebend ging sie ein paar Schritte in Richtung ihres Platzes, als sie sich noch einmal umdrehte.
» Mark?«
» Ja?«
» Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich so offen war.«
Er wirkte ganz und gar ungerührt, als er sagte:
»Ich wollte Christina gerade Ihre Kündigung diktieren.«
» Was?!« Während sie ihn fassungslos anstarrte, brach er in unbändiges Gelächter aus.
» Sie sollten Ihr Gesicht sehen! Das war die Rache, weil Sie gesagt haben, ich hätte keinen Stil.«
» Das habe ich nie gesagt! Ich … Männer!« Kopfschüttelnd ging sie an ihren Platz zurück und hörte ihn dabei immer noch fröhlich lachen.
Zwei Tage später schaffte er es schon wieder, sie vollkommen aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie saßen zusammen in seinem Büro und er sagte:
» Ich vermute mal, die Frage ist überflüssig, aber haben Sie schon bei Ausschreibungen geholfen?«
» Ja, öfter.«
» Dachte ich mir.« Mark erklärte ihr kurz, worum es ging, doch dann fragte er sie vollkommen unvermittelt:
» Warum schneiden Sie Ihr Haar so kurz?«
Automatisch fuhr sich Valerie mit de n Fingerspitzen über die Fransen in ihrem Nacken.
» Weil es so praktischer ist«, antwortete sie knapp.
» Ich habe noch keine Frau kennen gelernt, die irgendetwas aus praktischen Gründen tut. Und schon gar nicht, wenn’s um ihr Aussehen geht.«
» Gefällt es Ihnen nicht?« Herausfordernd
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