Im Schatten (German Edition)
Arbeit kommen und das Ausschlafen genießen, woraufhin Annabelle protestierte:
» Und wer kocht uns dann den 1-A-Kaffee?«
Andrea meinte dagegen, man müsse den Chef einfach dazu bewegen, selbst eher zur Arbeit zu kommen.
» Ach, willst du ihm vielleicht erklären, dass er seinen süßen Knackarsch früher aus dem Bett liften soll?«, konterte Valerie lachend, doch bevor eine der Frauen darauf antworten konnte, klang eine ungläubige Stimme zu ihnen herüber:
» Meinen was?!«
Wie erstarrt blieben die Frauen stehen. Keine von ihnen hatte die Ankunft des Chefs bemerkt. Für einige Sekundenbruchteile war es ganz still, bis Valerie sich langsam zu ihm umdrehte. Da stand Mark lässig am Türrahmen gelehnt, beide Hände in den Taschen seiner Cargohose , und sein gut gebauter Oberkörper zeichnete sich deutlich unter dem engen T-Shirt ab. Wieso , schoss es Valerie durch den Kopf, glaubt dieser Mann eigentlich, sein Auftritt würde bei den weiblichen Angestellten weniger für Aufregung sorgen, als Tinas bei den männlichen? Doch sie sagte kein Wort, während Mark ihr irritierend fest in die Augen sah. Schließlich räusperte er sich und meinte schmunzelnd:
» Wie nennt man das noch gleich? ›Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz‹?«
» Nein«, entgegnete Valerie, die knallrote Bombe, die anstelle ihres Kopfes noch immer auf ihren Schultern saß, ignorierend, »so was nennt man ›unerlaubtes Belauschen von nichtöffentlichen Frauengesprächen‹.«
Das brachte Mark tatsächlich zum Lachen , und er entschuldigte sich prompt.
» Ich kann aber nicht versprechen, dass es nicht wieder vorkommt. Ist nämlich echt interessant.« Damit wandte er sich zum Gehen. Erleichtert stießen Valerie und die anderen Frauen die Luft aus und begannen kurz darauf wie befreit zu kichern.
» Oh Mann, wie peinlich«, meinte Gesa. »Wie gut, dass du das gesagt hast. Dir verzeiht man das am ehesten.«
Wieso? , dachte Valerie plötzlich angesäuert. Weil ich jenseits von Gut und Böse bin? Doch sie sagte nichts, ging nur stumm an ihren Platz zurück, nahm die bereitgelegten Unterlagen vom Tisch und betrat damit Marks Büro.
Eine Zeitlang unterhielten sie sich wie geplant ausschließlich über das Projekt, als wäre nichts geschehen, doch plötzlich sah er sie herausfordernd an.
»So, so«, meinte er, »Sie finden also, ich habe einen süßen Knackarsch?«
Während Valerie krampfhaft versuchte , gegen die erneut aufsteigende Röte anzukämpfen, meinte sie so trocken wie möglich:
» Was heißt ›finden‹? Es gibt Dinge, die sind . Genauso gut könnte ich finden, dass Sie blaue Augen haben.«
Erneut breitete sich ein Schmunzeln in seinem Gesicht aus.
»Danke«, sagte er leise.
So sehr Valerie von den fachlichen Kompetenzen ihres neuen Chefs beeindruckt war, kam sie nicht umhin, ihn öfter auf die bestehenden Geflogenheiten in der Firma hinzuweisen. Meistens waren es nur Kleinigkeiten, die sich im Laufe der Zeit eingespielt hatten. Manchmal waren es aber auch Dinge, die Valerie für selbstverständlich hielt, und entsprechend reagierte sie darauf. Sie war gerade in der Küche damit beschäftigt, frischen Kaffee zu kochen, als Mark mit einer schmutzigen Tasse vom Vortag hereinkam und sie in die Spüle stellte. Er wollte gerade wieder gehen, als Valerie ihn mit einem deutlichen »Mark!« zurückhielt.
» Ja, was gibt’s, Chefin?« So nannte er sie in letzter Zeit öfter.
» Dieses Teil hier«, Valerie wies auf die Spülmaschine, »ist nicht etwa ein Schrank, wie man vielleicht meinen könnte. So etwas nennt man ›Geschirrspülmaschine‹. Hier kann man sie öffnen, einfach Klappe auf und hinein mit dem schmutzigen Geschirr. Ist ganz einfach. Verstehen sogar Männer.«
Mark grinste sie breit an.
»Tatsächlich? Muss ich mir direkt merken.«
» Na das hoffe ich.« Nun lachte er und meinte Kopf schüttelnd:
»Ich liebe Ihre Art, mich regelmäßig zur Schnecke zu machen.«
» Soll das heißen, Sie provozieren mich mit Absicht?« Ein Schulterzucken war die Antwort. »Seien Sie vorsichtig, sonst lege ich Sie eines Tages noch übers Knie.«
Wieder lachte er laut auf. »Ich steh zwar nicht so auf Sado-Maso, aber das stell ich mir äußerst interessant vor.«
Auch Valerie musste lachen. »Verdammt Mistkerl.« Mark lachte immer noch.
» Ich mag Sie, Valerie.« Er hatte eine ganz besondere Art, ihre Namen auszusprechen. Während alle anderen, inklusive ihrem Mann, die drei Silben ihres Namens gleichmäßig betonten, verschluckte
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