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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Gesprächsthema gekommen? Sie saß hier mit ihrem Chef, ihrem überaus attraktiven Chef, und redete über ihre – nicht vorhandenen – Sexpartner! Benommen schüttelte sie den Kopf.
    »Und ihr Mann?«
    »Der hatte vorher schon Freundinnen. Er ist ein paar Jahre älter als ich.«
    Mark schien von dem Thema ganz und gar fasziniert zu sein, denn er machte nicht die geringsten Anstalten, es zu beenden.
    »Und ist er treu?«
    Eine Weile schwieg Valerie und es kam ihr ganz gelegen, dass nun das Essen serviert wurde. So hatte sie einige Minuten, sich zu sammeln, doch Mark sah sie die ganze Zeit erwartungsvoll an. Schließlich gab sie sich geschlagen:
    »Er hatte vor einigen Jahren eine Affäre. Sie ging etwa zwei Jahre.«
    »Hat er Ihnen davon erzählt, oder haben Sie es herausgefunden?«
    »Er hat nie darüber gesprochen. Aber ich bin schließlich nicht blöd.«
    »Nein, da s sind Sie mit Sicherheit nicht«, pflichtete Mark ihr bei. »Es war bestimmt nicht sehr angenehm für ihn, als Sie es entdeckt haben.« Er lächelte sie warm an, doch sie sah nur traurig zurück.
    »Er weiß nicht, dass ich es weiß.«
    »Was? Sie haben ihn nicht zur Rede gestellt? Wieso nicht?«
    »Was hätte es denn gebracht? Trennung, Scheidung, ich allein mit zwei kleinen Kindern. Die beiden waren damals sechs und acht Jahre. Nicht gerade ein geeignetes Alter, um mit der Scheidung der Eltern fertig zu werden. Und außerdem hatte ich ja selbst Schuld.«
    »Wieso?«, fragte Mark irritiert.
    »Meine Schwester meinte, wenn ein Mann seine Frau betrügt, ist immer sie daran schuld, weil sie offensichtlich nicht in der Lage ist, ihm zu geben, was er braucht.«
    »Ach ja?«, meinte Mark trocken. »Und wenn eine Frau fremdgeht, ist sie auch schuld, weil sie einfach ein Luder ist, oder was?«
    »Ja, so ähnlich.« Valerie spürte, wie der Frust und Ärger von damals mit jedem Satz Stück für Stück zurückkehrte. Es war ja nicht nur so gewesen, dass sie den Betrug entdeckt und sich zur gleichen Zeit auch noch unvermittelt die Weisheiten ihrer Schwester hatte anhören müssen. Vielmehr war diese es gewesen, jünger und attraktiver als sie, die in ihre Ehe eingebrochen war. Genau das erzählte sie Mark. Ebenso von ihrem Verdacht, Werner habe sich auch bei seinen langen Auslandsaufenthalten nicht immer vornehm zurückgehalten. Mark schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Ich verstehe das nicht. In der Firma sind Sie so stark und kompromisslos, und im Privatleben lassen Sie sich derartig unterbuttern. Wieso?«
    »Wie gesagt, ich hatte zwei kleine Kinder, auf die ich Rücksicht nehmen musste. Wenn mein Mann es schon nicht tat, dann wenigstens ich.«
    »Trotzdem, ich finde, das ist kein Argument. Eine unglückliche Mutter kann den Kindern auch nicht unbedingt gerecht werden. Sie machen auf mich im Moment ehrlich gesagt nicht den Eindruck, als seien Sie glücklich in Ihrer Ehe.«
    Valerie überlegte eine Weile, bevor sie antwortete:
    »Ich weiß nicht so recht. Ich habe lange nicht mehr darüber nachgedacht. Ich mache meinen Job einen Tag nach dem anderen. So ist das Leben nun mal. Wenn man zuviel darüber nachdenkt, wird man auch nicht glücklicher.«
    Mark sah das ganz anders und sagte es auch. Sie könne doch nicht ihr Leben lang in einer unglücklichen Beziehung leben, ohne Perspektive und anscheinend auch ohne echte Zuneigung. Wenn sie sich jetzt nicht davon befreien würde, wann dann?
    »Sie sind noch jung genug, um noch einmal von vorn anzufangen. Sie verdienen Ihr eigenes Geld, sind also vollkommen unabhängig von Ihrem Mann. Worauf warten Sie noch?«
    Valerie wusste es nicht. Aber sie fragte sich insgeheim, wie es wohl sein würde, wenn sie abends von der Arbeit nach Hause kommen würde in eine Wohnung, die leer war, ohne Menschen, ohne Familie.
     
    Als Valerie zu Hause ankam, war es beinahe zehn Uhr. Sie hatte den Aufbruch so lange wie möglich hinausgezögert, denn sie wollte diese eine Gelegenheit nutzen, bei der sie mit einem attraktiven Mann in einem netten Restaurant gesessen und sich angeregt unterhalten hatte. Auch Mark hatte es anscheinend nicht eilig mit dem Gehen gehabt. Statt der Rechnung hatte er dreimal neue Getränke geordert und sie hatten den ganzen Abend nicht ein einziges Mal über die Firma geredet. Als sie nun die Wohnungstür hinter sich schloss, kam Werner aus dem Wohnzimmer gestürmt.
    »Kommst du auch noch mal nach Hause? So langsam reicht es mir. Seit du deinen neuen Chef hast, kümmerst du dich überhaupt nicht mehr um deine

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