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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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unfreundlichen Worten des Mannes nahm Valerie die Zeichnung zur Hand und studierte sie kurz. Zum Schluss sah sie noch in die rechte untere Ecke, wo das Datum der Erstellung stand. Schließlich wandte sie sich an den Zimmermann:
    » Sie haben Ihre Kalkulation auf der Grundlage dieser Zeichnung gemacht. Sie ist nicht mehr geändert worden. Also wenn Sie sich verkalkuliert haben, ist das nicht unser Problem.«
    » Aber wer hätte denn ahnen können, dass das Ganze so kompliziert wird?«
    » Wieso?«, fragte Valerie ungerührt. »Ist das die erste Zeichnung, die Sie gesehen haben?« Bei ihren Worten schoss ihrem Gegenüber das Blut ins Gesicht und sie sah, dass ihm die Sache nun doch ein wenig unangenehm wurde. Er versuchte noch, die Situation zu retten, indem er antwortete:
    » Aber Sie wissen doch selbst, wie das ist. Wenn man konkurrenzfähig bleiben will, muss man die Kalkulation eben niedrig ansetzen.«
    Damit hatte er bei Valerie allerdings genau das Falsche gesagt, denn nun sah sie ihn kämpferisch an und sagte forsch:
    »So ist das also. Sie kalkulieren absichtlich zu niedrig, um an den Auftrag zu kommen und dann verlangen Sie Nachschlag. Tut mir leid, aber mit solchen Geschäftspraktiken kommen Sie bei uns nicht weiter. Da müssen wir uns wohl in Zukunft an andere Betriebe wenden.«
    » Nein, natürlich nicht! Das war doch gar nicht so gemeint!«
    Der Zimmermann geriet nun tatsächlich in Panik, doch Valerie sagte ungerührt:
    »Nicht? Na warum verschwenden Sie hier dann Ihre und meine Zeit mit sinnlosen Diskussionen, wenn Sie ohnehin schon so knapp dran sind. Auf Wiedersehen.« Damit drehte sie sich um und wollte gehen, als sie den Mann beinahe resigniert sagen hörte:
    » Wo ist eigentlich dieser nette Herr, der das Projekt sonst betreut?« Grinsend dreht Valerie sich zu ihm um.
    » Für die besonders harten Fälle schickt der Chef seinen Dragoner ins Feld.«
    Die Sache war erledigt, so mein te Valerie jedenfalls, doch es gab noch ein eher unerfreuliches Nachspiel, denn am nächsten Mittag kam plötzlich Thomas ins Büro geschossen, direkt auf Valerie zu und baute sich vor ihrem Schreibtisch auf. Ohne Vorankündige schnauzte der sonst eher stille Mann sie an:
    » Wie kommst du dazu, dich in meine Projekte einzumischen? Was fällt dir ein, da reinzuschneien und den Zimmermann zusammenzufalten? Du hast auf meinen Baustellen gar nichts zu suchen, ist das klar?«
    Überrumpelt und beinahe schon ein wenig böse über den in ihren Augen ungerechtfertigten Angriff, hob sie abwehrend die Hände und entgegnete:
    » Moment mal, nun mach mich nicht einfach so an hier, ja. Ich habe nur getan, was man mir aufgetragen hat.«
    » Ach und wer hat dir das aufgetragen, wenn ich fragen darf.«
    » Mark.«
    » Mark! Seit wann ist Mark Bauleiter von diesem Projekt?« Valerie glaubte, Thomas sollte gleich platzen vor Wut, aber ihre war auch nicht zu verachten. Dennoch versuchte sie ruhig zu antworten:
    » Er ist zwar nicht der Bauleiter, aber immerhin unser Chef. Also wird gemacht, was er anordnet.«
    » Ach wirklich? Und wenn er von dir verlangt, dass du vom Hochhaus springen sollst, machst du das dann auch?«
    Das fand Valerie doch nun wirklich reichlich übertrieben und sagte das auch.
    »Was hätte ich denn deiner Meinung nach machen sollen? Ihm sagen, dass er mich mal kreuzweise kann oder was?«
    » Ihn daran erinnern, dass es mein Projekt ist, ganz einfach. Hör zu Valerie, du bist eine gute Zeichnerin. Eine sehr gute sogar. Und du verstehst es offensichtlich, die Mädels hier zu führen. Aber halte dich in Zukunft von meinen Baustellen fern, ist das klar? Ich habe keine Lust, mich von dir zum Affen machen zu lassen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich um und ging in sein Büro. Valerie jedoch schluckte. Sie musste an ihre letzte Bemerkung zu dem Zimmermann denken. Eigentlich war sie scherzhaft gemeint gewesen, doch nun wurde ihr klar, dass sie Thomas’ Kompetenzen damit öffentlich in Frage gestellt hatte.
    Viel Zeit zum Nachdenken blieb ihr allerdings nicht, denn kurz nach Thomas’ fast schon bühnenreifem Auftritt betrat Mark wie auf Stichwort die Szene, deutete in die Richtung von Thomas’ Büro und fragte:
    » Was hat der denn? Was Falsches gefrühstückt?«
    » Ja. Mein Einmischen gestern auf seiner Baustelle. Er hat mich ziemlich heruntergeputzt und mir deutlich gesagt, dass ich mich von seinen Baustellen fernhalten soll.«
    Eine Weile sah Mark sie nachdenklich an, doch dann meinte er

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