Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
Vom Netzwerk:
die er getroffen hatte, mittlerweile eine Beziehung führte. Sie hatte ihm einige Male beim Telefonieren beobachtet, wenn sein Gesichtsausdruck annehmen ließ, dass er gerade mit einer ihm sehr nahestehenden Frau sprach. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um ihn und immer weniger Lust verspürte sie, Werners zu teilen. Es war durchaus nicht immer so, dass diese banal gewesen wären. Hätte Mark solche mit ihr geteilt, wäre sofort ein angeregtes Gespräch entstanden. Doch Valerie verdrängte jeden störenden Gedanken in dieser Richtung. Die fühlte sich oft unwohl in ihrer Haut. Der Mann, der an ihrer Seite lebte, wurde für sie mehr und mehr störender Eindringling in ihrer geistigen Welt. Denn oft, wenn sie ihren Gedanken nachhing, wurde sie unsanft durch Fragen herausgerissen. So verbrachte sie immer wieder Abende allein in Katherines altem Zimmer, ein Buch lesend oder dieses vortäuschend. Immer wieder redete sie sich ein, sie sei einfach nur fasziniert davon, einen so lockeren und netten Chef zu haben und jedes Mal, wenn ihre Fantasie in gefährliche Gefilde abzuschweifen drohten, nahm sie sich tatsächlich ein Buch zur Hand und zwang ihre Gedanken darauf.
    Doch die Situation zu Hause belastete die. Ihr Mann Werner, der Mann, mit dem sie fünfundzwanzig Jahre verheiratet war, kam ihr mehr und mehr wie ein Fremder vor. Das machte sie traurig , und sie empfand ihre Arbeit als eine Art Fluchtmöglichkeit. Sie genoss die Arbeit mit Mark, wenn sie mit ihm am Schreibtisch saß und diskutierte, Ideen verfolgte oder verwarf, wenn sie gemeinsam zu Baustellen fuhren, innerorts oder auswärts. Herr Burzig hatte sie nie so tief in Planungen einbezogen, wie Mark es tat. Sie war zwar die Chefzeichnerin gewesen, hatte auch Baustellen betreut, doch in die kreative Planung war sie im Gegensatz zu jetzt nicht einbezogen worden. Mark hingegen legte viel Wert auf ihre Meinung und Ideen. Valeries Leben war mehr und mehr zweigeteilt. Und während andere Menschen ihre Arbeit mechanisch und pflichtbewusst erledigten, während sie Zuhause aufblühten, war es bei ihr genau umgekehrt. Und die vielen kleinen Aufmerksamkeiten von Mark machten es nicht besser.

01. Februar 2007
     
    Dieser Tag hatte gar nicht so gut angefangen. Ihr Shampoo war aufgebraucht gewesen und sie hatte Normans benutzten müssen, beim Frühstück andecken war ihr eine Tasse heruntergefallen und Werner hatte die Nachricht, dass sie für zwei Tage verreisen musste, nicht gerade fröhlich aufgenommen. Die Dienstreise nach Berlin mit Harald würde zwar erst morgen starten, doch sie würde heute noch einiges vorbereiten müssen und daher erst spät nach Hause kommen. Nun stand sie in Gedanken versunken, was sie als Nächstes tun sollte, in der Küche, als Mark hereinkam.
    » Alles klar?«, fragte er freundlich, obwohl auch sein Tag nicht der beste war. Valerie hatte mitbekommen, dass auf einer seiner Baustellen nicht alles glatt lief und er unerwartet noch hinfahren sollte. Andrea war vor Ort und hatte ihn aufgeregt angerufen, wie er erzählt hatte. Statt eine Antwort abzuwarten, kam er etwas dichter, legte die Stirn in Falten und fragte:
    » Neues Shampoo?«
    Fassungslos starrte Valerie ihn an.
    »Woher wissen Sie das? Mein Mann würde nicht einmal mitbekommen, wenn ich mir die Haare weißblond mit lila Strähnen färben würde, und Sie bemerken ein anderes Shampoo?« Mark zuckte mit den Schultern.
    » Ich gehe eben mit allen Sinnen durchs Leben. Das andere gefiel mir aber besser. Es duftete frischer, weiblicher.«
    » Das ist von meinem Sohn. Meins war leer.«
    Nun glitt ein Lächeln über Marks Gesicht.
    »Oh. Gut!«
    Obwohl die Probleme auf der Baustelle bereits kurz nach der Mittagspause aus der Welt geschafft waren, stieg Marks Stimmung nicht wieder an, im Gegenteil. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Ärger und Valerie fragte sich, was wohl passiert sein konnte. Er hatte auch in den größten Stresssituationen nie seine Fr öhlichkeit verloren und sie vermutete beinahe, dass hier private Probleme im Spiel waren. Nicht meine Sache , rief sie sich selbst zur Ordnung, doch gleichzeitig fielen ihr die vielen Gelegenheiten ein, bei denen Mark sich ihre Klagen und Nöte angehört hatte. Tatsächlich hatte sich in den letzten Wochen eine enge Freundschaft zwischen ihnen entsponnen, wie sie es nie vorher erlebt hatte. Auch wenn er der Einzige in der Firma war, den sie siezte, war ihr doch keiner ihrer Kollegen je so nahe gewesen wie der neue Chef. So ging sie dann gegen

Weitere Kostenlose Bücher