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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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nahm Valerie die Sauciere vom Tisch, ging in die Küche und holte frische Soße. Da war noch eine angebrochene Flasche Weißwein. Zwar stand ihr Glas auf dem Esstisch, ebenso wie die Rotweinflasche, doch Valerie nahm sich entschlossen ein frisches Glas aus dem Schrank, schenkte sich etwas ein und trank das Glas in einem Zug leer.
    » Habt ihr Probleme?«
    Valerie fuhr erschrocken zusammen und hätte sich beinahe verschluckt. An den Türrahmen gelehnt stand Katherine und sah sie besorgt an.
    »›Probleme‹ ist ein bisschen übertrieben, aber Papa ist nicht besonders glücklich, dass ich in der letzten Zeit so viel arbeite.«
    Entschlossen goss Valerie sich noch ein Glas Wein ein und trank.
    »Mama, du weißt, das ist keine Lösung.« Katherine zeigte auf die Weinflasche.
    » Nein, Kathy Schatz, das weiß ich. Aber jeder Mensch hat das Recht, wenigstens einmal im Leben am Weihnachtsabend einen kleinen Schwips zu haben, und ich habe gerade beschlossen, dass ich heute von diesem Recht Gebrauch machen möchte.«
     
    Am nächsten Morgen drohte ihr Kopf zu zerplatzen. Seit Ewigkeiten hatte sie nicht mehr so viel getrunken und entsprechend auch keinen so elenden Kater gehabt. Nur mühsam konnte sie sich aufrappeln, doch es war eigentlich auch egal, denn den Rest der Feiertage war sie mit Werner allein und aus irgendeinem Grund hatte sie nicht das geringste Bedürfnis, sich näher mit ihm zu beschäftigen. Die Kinder waren mit ihren Freunden verabredet und so verliefen die Tage überwiegend schweigsam und vom Fernsehprogramm geprägt. Die Zeit nach Weihnachten nutzte Valerie für einen gründlichen Wohnungsputz, und Silvester verlief nicht feierlicher als Weihnachten. Mit Wehmut dachte Valerie an die Zeit, in der sie zusammen auf Feiern und Veranstaltungen gewesen waren, sehnte sich danach zurück und beneidete ihre Kinder. Insgeheim wünschte sie sich jedoch, die Zeit des Urlaubs würde schnell vergehen.

02. Januar 2007
     
    E ndlich war es soweit, endlich konnte sie wieder ins Büro, kam wieder unter Menschen und konnte wieder reden. Sie fieberte schon seit Tagen dem Ende der Betriebsferien entgegen, und als sie das vertraute Geräusch der großen Kaffeemaschine hörte, fühlte sie sich beinahe zu Hause. Fröhlich ging sie zu ihrem Arbeitsplatz, als plötzlich Mark vor ihr stand. Zu irritiert über sein frühes Erscheinen, um ihn angemessen begrüßen zu können, starrte sie ihn sprachlos an.
    » Gute Vorsätze fürs neue Jahr«, übernahm er schmunzelnd die Begrüßung. »Ich sollte doch meinen … was auch immer … früher aus dem Bett hieven.« Damit kam er direkt auf sie zu, nahm sie fest in seine Arme und drückte ihr nacheinander einen Kuss auf beide Wangen. »Frohes neues Jahr«, wünschte er ihr. Sie fühlte sich wie elektrisiert, glaubte nicht mehr atmen zu können. Sie spürte jeden Millimeter ihres Körpers, der seinen berührte und merkte gleichzeitig, wie ihre das Blut ins Gesicht schoss, der Schweiß aus allen Poren drang und ihr die Knie weich wurden. Himmel, wann hatte sie das letzte Mal einen Mann umarmt? Viel zu früh ließ er sie wieder los und fragte fröhlich nach ihrem Urlaub. Sie erzählte kurz von der Weihnachtsfeier und fragte dann, um nicht mehr an dieses traurige Kapitel denken zu müssen, nach seinen freien Tagen.
    » Wir waren mit ein paar Freunden zum Skifahren, wie jedes Jahr zu Weihnachten. Das heißt, wir haben Hüttenurlaub gemacht, Schnee gab es leider nicht.« Er grinste, doch bevor er weitererzählen konnte, kam Thomas herein. Mark reichte ihm die Hand und wünschte auch ihm ein frohes neues Jahr. Sie blieben noch einige Zeit in lockerer Runde zusammen und erzählten von ihren Urlaubserlebnissen, während ein Kollege nach dem anderen eintraf. Jeder Einzelne wurde von Mark begrüßt, jedoch alle ausnahmslos nur mit Handschlag, wie Valerie irritiert zur Kenntnis nahm. Doch sehr schnell ging alles wieder zum Alltag über. Es dauerte nur kurze Zeit, bis die Telefone zu klingeln begannen, als müssten sie die versäumte Zeit wieder einholen, Kollegen hektisch das Büro in Richtung einer Baustelle verließen und die übliche Geschäftigkeit alle Erinnerungen an freie Tage, Traurigkeit und Frust verdrängten.
     
    Valerie hatte immer weniger das Gefühl, in Mark einen Vorgesetzten zu haben. Er behandelte sie immer als Gleichgestellte, doch wesentlich höher gestellt als alle anderen Kollegen. Oft saßen sie gemeinsam in seinem Büro und berieten über Pläne und Baufortschritte, und ihre

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