Im Schatten (German Edition)
Mutter.
*
14 . Februar 2007
Schweben, auf Wolken schweben und nie wieder herunterkommen. Wie kann es nur so sein? So schön, so unbeschreiblich schön. So unglaublich, einzigartig. Doch der unvermeidliche Aufprall ist hart und schmerzhaft.
Die Besprechung war gut gelaufen und Valerie bester Dinge. Das Abendessen, bei dem sie mit ihrem Chef noch die Eckpunkte für den nächsten Tag besprochen hatte, lag schon eine Weile zurück. Vergeblich hatte sie seither versucht, sich auf ihr Buch zu konzentrieren. Sie wusste nicht warum, aber ständig wanderten ihre Gedanken zu Mark. Zufrieden mit dem Verlauf der Dinge hatte er ihr an diesem Abend viel zu oft sein bezauberndes Lächeln geschenkt, als dass sie es einfach so vergessen konnte. Sie konnte sich wirklich einen schlimmeren Chef als ihn vorstellen, stellte sie immer wieder fest. Kurz entschlossen zog sie sich eine enge Jeans und eine kurze Bluse an und machte sich auf den Weg zur Hotelbar. Dort sah sie ihn schon am Tresen sitzen, und ein Spielzeug für die Nacht hatte er sich auch schon ausgesucht. Neben ihm saß eine auffällige Blondine, jung und knackig, mit der er sich angeregt unterhielt. Valerie setzte sich ans andere Ende vom Tresen, bestellte einen Wein und versuchte, das Pärchen zu ignorieren. Die Musik in der Bar war ungewöhnlich laut und im hinteren Teil des Raumes gab es sogar eine kleine Tanzfläche. Mehrere Lieder und drei Gläser Wein lang beobachtete Valerie abwechselnd die anderen Leute und Mark. Irgendwann kam ein Herr mittleren Alters und forderte sie zum Tanzen auf. Sie ging mit ihm und ließ sich zwei Lieder lang über das Parkett schieben, bis sie sich auf Toilette entschuldigte. Als sie zurückkam, war der Mann fort. Doch die Musik war gut, und sie tanzte allein weiter. Trotz ihrer geringen Übung konnte sie gut tanzen und sie liebte es, sich zur Musik zu bewegen. Dennoch fühlte sie sich allein in dem großen Raum und wünschte sich auf einmal, die warmen Arme eines Mannes zu spüren. Bestürzt erkannte sie, es mussten nicht unbedingt die Arme ihres Mannes sein. Sie musste an Mark denken und was er wohl in dieser Nacht in seinem Zimmer ganz in ihrer Nähe tun würde und erwischte sich bei dem Wunsch, sie wäre es, mit der er es tat. Sie versuchte, sich ganz auf die Musik und ihre Bewegungen zu konzentrieren und jeden anderen Gedanken zu verdrängen. Doch sie sah, dass sie von einigen Anwesenden beobachtet wurde. Der Alkohol hatte ihr Blut in Wallung gebracht. Die Sängerinnen sangen von Lust und Leidenschaft und entfachten endgültig den Wunsch nach Sex in ihr. Der harte Rhythmus der Musik puschte sie noch weiter. Plötzlich legten sich zwei Hände auf ihre Hüfte, und sie fühlte warmen Atem in ihrem Nacken. Eine Hand glitt weiter auf ihren Bauch und sie erkannte, als der Daumen Halt an ihrem Gürtel suchte, dass es Marks Hand war. Sie spürte ihn hinter sich, seine Bewegungen, die sich ihren anpassten, seine Wärme auf ihrem Rücken, seine Lippen an ihrem Hals, die ihr angenehme Schauer verursachten. Nach einer Weile drehte er sie sanft zu sich um. Eine Hand legte er auf ihren Rücken, mit der anderen fasste er ihren Oberarm und führte ihren Arm so, dass ihre Hand in seinem Nacken lag. Dann fuhr seine Hand ihren Arm entlang, die Seite hinunter, wobei er ganz leicht – beinahe aus Versehen – ihren Busen berührte und landete erneut an ihrer Hüfte, die Finger auf ihrer Pobacke. Er sah auf sie herab und zog sie näher zu sich. Ihr Herz schlug wie wild. Was, verdammt, tat er da? Und wieso wehrte sie sich nicht? Er war ihr Chef, neun Jahre jünger und sie war verheiratet. Und was war eigentlich mit seinem Spielzeug?
» Ich hab dich für so ein braves Mädchen gehalten. Und dann tanzt du hier, dass jeder Mann im Umkreis von drei Kilometern einen Ständer kriegt«, flüsterte er in ihr Ohr. Wieso duzte er sie plötzlich?
» Ich habe ganz normal getanzt«, protestierte sie leise.
» Normal! Dann möchte ich nicht wissen, wie es aussieht, wenn du es drauf anlegst.« Er zog sie noch enger zu sich heran, und sie spürte ihr Herz rasen und die Erregung in sich aufsteigen. Sie wollte ihn so sehr, dass sie hätte schreien können. Hör auf! , klang es in ihr. Löse dich von ihm und verschwinde auf dein Zimmer, bevor er anfängt, sich über deine Naivität halbtot zu lachen. Seine eine Hand glitt unter ihre Bluse und sie hatte das Gefühl, als würde sie ihren Rücken verbrennen. Seine Bartstoppeln kratzten an ihrer Wange und seine
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