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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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Vielleicht solltest du heute zu Hause bleiben«, schlug Werner ungewohnt mitfühlend vor. Seine freundlichen Worte machten Valerie ganz nervös. Wäre er wie sonst üblich desinteressiert gewesen, wäre die Situation für sie ironischerweise wesentlich leichter zu ertragen gewesen. So aber fühlte sie sich schuldiger denn je. Dort stand er, betrachtete sie tatsächlich besorgt und ein winzig kleiner Teil in ihr überlegte, warum sie ihm das alles antat. Beinahe ein wenig unsicher antwortete sie:
    » Nein, geht schon. Ist ja eh Freitag. Aber der Chef ist heute wieder da, und ich muss ihm berichten, was in Leipzig passiert ist.«
    » Die Gesundheit geht doch wohl vor, oder?«, rügte Werner sie, doch sie erklärte leichthin:
    » Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Das stimmte, denn ihre Nase war frei, keine Spur von Allergie oder Erkältung , und nur in ihrem Kopf tobte ein Gewittersturm, der sich auch nicht legte, als Mark eine Stunde nach ihr im Büro erschien. Wie üblich begrüßte er die bereits anwesenden Kollegen und in seinem Verhalten Valerie gegenüber war keine Veränderung gegenüber sonst zuerkennen, außer dass er sie nun auch weiterhin in Anwesenheit der anderen duzte. Er ging in sein Büro, sah sich die neu auf seinem Schreibtisch angehäuften Unterlagen durch, darunter auch Valeries Bericht, und bat sie schließlich zu sich. Kurz und ganz und gar sachlich besprachen sie, was Valerie auf der Baustelle erlebt hatte, er stellte Fragen, nickte zu den Antworten und entließ sie schließlich mit den Worten:
    » Na siehst du, war doch gar nicht so schlimm. Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    Den Rest des Tages verbrachten beide mit angestrengtem Arbeiten und nichts, absolut gar nichts ließ darauf schließen, dass Mark auch nur noch einen winzigen Gedanken an den letzten Nachmittag verschwendete. Valerie dagegen hätte ihr Leben für nur ein einziges Lächeln von ihm gegeben.
    Das ganze Wochenende über bemühte Werner sich auffällig um sie. Er fragte sie ständig, wie es ihr ging, obwohl sie ganz deutlich sichtbar kerngesund war. Er machte sogar den Vorschlag zu einem gemeinsamen Spaziergang, und so liefen sie beide zusammen am Ufer der Förde entlang und später durch die Stadt, bummelten durch Läden und erstanden für beide einige Kleinigkeiten zum Anziehen. So waren sie schon seit vielen Monaten, ja beinahe Jahren nicht mehr zusammen gewesen, und Valerie war verwirrt über den plötzlichen Wandel in Werners Verhalten. Hatte er etwa Verdacht geschöpft? Oder war, bedingt durch die Veränderungen in ihrem äußeren Erscheinungsbild, plötzlich sein Interesse an ihr wieder geweckt worden? Seit Langem waren sie nicht mehr so gelöst miteinander umgegangen, so fröhlich und nett, und Valerie musste sich eingestehen, Werner war an diesem Wochenende genauso, wie sie ihn immer geliebt hatte. So sehr sie diese Stunden auch genoss, so sehr verstärkten sich ihre Schuldgefühle. Seine Freundlichkeit reizten sie mehr und mehr, und als er schließlich am Sonntagnachmittag vorschlug, sie sollten gemeinsam ihre Tochter besuchen, fragte Valerie ihn schon beinahe unfreundlich:
    » Und was ist mit deiner Sportschau?«
    Werner zuckte mit den Achseln und meinte: »Nicht so wichtig.«
    » Nanu, was ist denn mit dir los? Die kannst du doch sonst nie ausfallen lassen.«
    Valerie wusste, sie war ungerecht, doch sie wurde immer nervöser, denn die Frage, warum sie einen so netten und zuvorkommenden Mann betrog, quälte sie in einem fort.
    »Na dann lassen wir es eben. War ja nur ein Vorschlag.« Nun war auch Werners Geduld am Ende, und er setzte sich in das Wohnzimmer.
    Wieso bist du eigentlich so bescheuert? , fragte Valerie sich. Sei doch froh, dass Werner so nett zu dir ist. Entschlossen ging sie in die Küche und setzte Kaffee auf. Mit dem fertigen Getränk, Geschirr, Milch, Zucker und einem kleinen Teller Kekse ging sie zu ihm und stellte alles auf den Couchtisch.
    » Entschuldige bitte, Werner«, begann sie. »Es war sehr blöd von mir. Trinkst du einen Kaffee mit mir, bevor wir zu Kathy gehen?«
    Versöhnt lächeln d sah ihr Mann sie an, und so verbrachten sie auch einen schönen Sonntagnachmittag miteinander. Doch in der Nacht kamen die Zweifel zurück. Nach langer Zeit näherte Werner sich ihr auch hier wieder, und auch wenn sie es genoss, konnte sie die Gedanken an den anderen Mann nicht verdrängen.
     
    Am Montag im Büro versuchte sie sich ausschließlich auf ihren Job zu konzentrieren,

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