Im Schatten meiner Schwester. Roman
meine Gefühle
nicht
ausdrücken.«
»Vielleicht ist das Problem, wie du das tust. Vielleicht solltest du eine Stufe herunterschrauben.«
»Aber das bin nicht ich. Du hast die Ruhe von Dad geerbt, ich nicht.«
»Könntest du mit jemandem wie ihm verheiratet sein?«
Molly dachte im Moment nicht an Heirat, doch da er gefragt hatte, antwortete sie. »Sofort. Ich bin wie Mom. Ich brauche jemanden, der mich beruhigt.«
»Würdest du es nicht langweilig finden? Dad kommt von der Arbeit nach Hause und sagt nicht viel.«
»Aber er ist immer da.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Meinst du, dass Mom und Dad das von dem vergrößerten Herzen wussten und es geheim gehalten haben?«
Chris schnaubte. »Frag sie doch.«
Molly überlegte das nur zwei Sekunden lang, bevor sie erwiderte: »Das werde ich.« Sie wollte sofort ins Krankenhaus.
»Molly wird also alles einpacken und sich um den Umzug kümmern«, erzählte Kathryn Robin. »Es ist perfekt, dass ihr beide zusammenwohnt. Molly ist eine tolle Unterstützung, wenn du weg bist. Und selbst jetzt kann sie deine Freunde darüber auf dem Laufenden halten, was los ist, bis wir diesen blöden Schlauch los sind …« Sie atmete tief aus und stand von ihrem Stuhl auf.
Schnell war Charlie an ihrer Seite.
»Hast du das gesehen?«, fragte Kathryn aufgeregt. »Ihre andere Hand. Sie hat sich bewegt.«
»Bist du sicher? Auf dieser Hand ist viel Pflaster.«
Kathryns Herz raste. »Hast du es gemacht, Robin? Wenn ja, will ich, dass du es wieder tust.« Sie starrte die Hand an. »Komm schon, Süße«, befahl sie. »Ich weiß, es ist schwer, aber du bist doch an schwere Dinge gewöhnt. Denk daran, wie es bei Einundzwanzig-Meilen-Rennen ist, wenn du vor die Wand läufst und dich schwindlig und müde fühlst und du sicher bist, dass du nicht weitermachen kannst. Aber du beendest das Rennen immer. Es gelingt dir immer, noch ein bisschen mehr Kraft aufzubringen.« Das Beatmungsgerät atmete ein und aus, doch kein Finger rührte sich.
»Tu es jetzt, Robin«, bettelte sie. »Lass mich wissen, dass du mich sprechen hören kannst.« Sie wartete und versuchte es dann wieder. »Denk an die Spiele, die du spielst. Wenn du rennst, stellst du dir diesen langen, glatten Schritt vor. Stell ihn dir jetzt vor, Süße. Stell dir das Vergnügen vor, das du aus der Bewegung ziehst.« Nichts geschah. Mit gebrochener Stimme flüsterte sie: »Sehe ich es nur nicht, Charlie?«
»Wenn ja, dann tue ich das auch.«
Entmutigt sank sie auf ihren Stuhl zurück und führte Robins Hand an ihren Mund. Ihre Finger waren schlaff und kühl. »Ich weiß, dass ich etwas gesehen habe«, hauchte sie und wollte nichts anderes, als sie warm halten.
»Du bist erschöpft«, meinte Charlie.
Sie sah ihn scharf an. »Willst du damit sagen, dass ich es mir eingebildet habe? Vielleicht ist ja dein Problem, dass du dir nicht so sehr wünschst wie ich, es zu sehen.«
Es gab eine Pause, dann ein leises: »Das war unter der Gürtellinie.«
Das hatte Kathryn in dem Moment gewusst, als ihr die Worte über die Lippen gekommen waren. Mit seinen warmen haselnussbraunen Augen, Schultern, die in der Theorie breiter waren als in Wirklichkeit, und einer Loyalität, wie sie sie noch nie zuvor oder seitdem an einem Menschen erlebt hatte, war Charlie von Anfang an für sie da gewesen. Die Tatsache, dass sie ihn beschuldigen konnte, dass es nicht so war, zeigte nur, wie gestresst sie war.
Gestresst? Sie war nicht gestresst, sie war am Boden zerstört. Robin so zu sehen brachte sie um, selbst bevor sie an die langfristige Bedeutung gedacht hatte. Das war nicht nur ein Rückschlag, das war eine Katastrophe.
Charlie verstand. Sie konnte es in seinem Gesicht erkennen, doch das entschuldigte nicht das, was sie gesagt hatte. Sie legte den Arm um seine Taille und barg das Gesicht an seiner Brust. »Es tut mir leid. Das hast du nicht verdient.«
Er umfasste ihr Gesicht. »Ich kann es vertragen. Molly aber nicht. Sie versucht es, Kath. Keiner von uns hat das hier erwartet.« Seine Hand senkte sich, um ihren Nacken an genau dem Punkt zu massieren, an dem sie es am nötigsten hatte.
Kathryn sah gehetzt auf. »Habe ich Robin zu weit getrieben?«
Er lächelte traurig. »Du musstest sie nicht treiben. Das hat sie schon selbst getan.«
»Aber ich habe sie dauernd angestachelt.«
»Nicht angestachelt, ermutigt.«
»Wenn ich es nicht getan hätte, hätte sie sich vielleicht nicht so angestrengt.«
»Und wäre niemals einen Marathon in
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