Im Schatten meiner Schwester. Roman
Blumen und deshalb wundervoll. Doch Snow Hill war nur so gut wie seine Lieferanten, und dieser Lieferant hatte einmal schlechte Blumen geschickt, ein anderes Mal die falschen und beim dritten Mal gar keine. Snow Hill hatte eine Bestellung aufgegeben. Jedes Mal waren Kunden enttäuscht worden. Nein, es gab andere exotische Pflanzen, die Liz Tocci verwenden konnte.
Doch wie blöd war es, sich Sorgen wegen Liz zu machen, wo Robin doch im Koma lag?
Molly konnte keine weitere Sekunde mit Nachdenken verschwenden und begann, für die Veranstaltungen zu bestellen. Aber sie war nicht in Hochzeitsstimmung. Also konzentrierte sie sich auf Weihnachten. Es war Zeit für Vorbestellungen. Letztes Jahr hatten sie keine Christsterne mehr vorrätig gehabt und mussten sie in aller Eile und zu einem hohen Preis einkaufen. Dieses Jahr wollte sie viele im Großhandel bestellen.
Wie viele Hundert sollte sie bestellen – drei, vier? Töpfe mit sechzehn Zentimetern, zwanzig oder vierundzwanzig? Und wie viele von jeder Größe als Tontöpfe?
Sie kämpfte mit den Entscheidungen, doch ihr fiel kaum etwas ein. Sie war langsam genauso wenig interessiert an Christsternen, wie sie es am Umzug war. Sie kramte die Nummer ihres Vermieters Terrance Field hervor und wählte sie. »He, Mr. Field«, sagte sie, als der alte Mann abnahm, »hier ist Molly Snow. Wie geht es Ihnen?«
»Nicht schlecht«, antwortete er wachsam. »Was ist es jetzt schon wieder, Molly?«
»Meine Schwester hatte einen Unfall. Es ist ziemlich ernst. Diesmal brauche ich wirklich eine Verlängerung.«
»Das haben Sie letztes Mal auch gesagt. Wann war das, vor einer Woche?«
»Das war ein Problem mit dem Umzugsunternehmen, Mr. Field, und ich habe es gelöst. Das hier ist etwas anderes.« Innerhalb eines Atemzugs erkannte sie, dass ihr Argument ohne die Wahrheit lahm klang. »Robin hatte einen Herzinfarkt.«
Es entstand eine Pause, dann kam ein sanftes Spotten. »Soll ich das wirklich glauben?«
»Sie ist beim Rennen zusammengebrochen. Sie sagen, sie hat einen Hirnschaden. Ihr Zustand ist kritisch. Rufen Sie im Dickenson-May an, die werden es bestätigen.«
Nach einer weiteren Pause seufzte er. »Ich nehme Sie beim Wort, Molly, aber ich habe hier überzogen. Sie haben versprochen, am Montag raus zu sein, und mein Bauunternehmer will Dienstag anfangen. Ich habe ihm einen hohen Vorschuss gezahlt, damit er schnell arbeitet, weil es, wenn das Haus nicht fertig ist, um es am ersten November dem Makler zu zeigen, schwierig wird, es zu verkaufen. Ich brauche das Geld.«
Molly kannte seine Maklerin. Sie war eine alte Freundin der Familie. »Dorie McKay wird es verstehen«, bettelte sie, »und sie ist sehr überzeugend. Sie kann das Ganze mit dem Bauunternehmer klären. Ich will nur ein oder zwei zusätzliche Wochen.«
Doch Terrance gab nicht nach. »Es geht nicht um den Bauunternehmer, Molly. Es geht um mich. Am 1. Dezember verdreifacht sich meine Miete. Das Gebäude wird in Eigentumswohnungen umgewandelt. Wenn ich nicht in Hanover verkaufe, kann ich hier in Jupiter nicht kaufen, und ich kann mir die dreifache Miete nicht leisten.«
Molly hätte vielleicht weitergebettelt – nur ein zusätzlicher Tag, zwei zusätzliche Tage? –, doch ein oder zwei Tage würden nichts bringen, nicht jetzt, da Robin durch dieses verdammte Atmungsgerät beatmet wurde.
Außerdem war es ja nicht so, dass sie nicht packen konnte. Robin hätte sowieso nicht viel getan, und sie hatten einen Ort, an den sie gehen konnten. Molly wollte einfach nicht ausziehen. Trotz der ganzen natürlichen Schönheit der Gegend, darunter der von Snow Hill, hatte das Cottage einen besonderen Charme. Sie liebte es, die Auffahrt hineinzufahren und unter der Eiche zu parken, liebte es, hineinzugehen und das alte Holz zu riechen. Das Haus gab ihr ein gutes Gefühl. Es wäre schön, noch etwas länger zu bleiben, vor allem, da Robins Zukunft in Frage stand.
Eines war sicher, Robin würde weder heute Nachmittag ein Seminar leiten noch am Freitag mit Sechstklässlern sprechen. Molly begann mit dem Anruf wegen Freitag, da sie wusste, dass ein Sportlehrer, der weniger persönlich engagiert war, eine Absage leichter akzeptieren würde als eine Laufgruppe. Und sie hatte recht. Als sie erklärte, dass Robin krank sei, war der Lehrer enttäuscht, aber verständnisvoll. Die Vorsitzende der Laufgruppe war eine andere Sache. Jenny Fiske kannte Robin persönlich und war besorgt.
Als sie fragte, was los sei, brachte Molly es nicht
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