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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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die Intensivstation.
    »So viele wir wollen«, gab Charlie zurück.
    Sie begegnete seinem Blick. Was das bedeutete, war klar. »Es geht jetzt um uns, nicht um Robin.« Als er nicht widersprach, verließ sie ihn und ging zum Bett. Positiv zu bleiben wurde immer schwerer, doch sie grub tief in sich und brachte ein munteres »Guten Morgen, Robin« hervor.
     
    Molly stand in der Morgendämmerung auf, legte ihre Beutel ins Auto und fuhr nach Snow Hill. Ihre Pflanzen mussten gegossen werden, und ja, jemand von den Angestellten hätte das tun können. Doch das Gewächshaus stärkte sie. Sie band sich eine Schürze um die Taille und arbeitete sich von einer Abteilung zur anderen vor. Während die Feuchtigkeit den reichen Geruch nach Erde verstärkte, wurde sie ruhiger. Robin schwor auf Aromatherapie. Das hier war Mollys eigene Marke.
    Hätte sie nicht weiter unter deren Wirkung gestanden, hätte sie sich vielleicht mehr aufgeregt, als sie eine Pause machte und die Zeitung sah. Die Erwähnung von Robin hatte sich eine Stelle erobert, die völlig getrennt war vom Polizeibericht. Der Artikel war nicht lang, doch Nick war der Verfasser. Selbst jenseits von persönlicher Enttäuschung schuf das Probleme.
    Sie konnte sich nicht länger damit befassen und machte sich auf ins Krankenhaus. Ihre Eltern waren dort, als sie in Robins Zimmer kam, doch ein Atemtherapeut arbeitete mit dem Beatmungsschlauch. Molly ging zum Fenster hinüber und las die Karten an den Blumen, bis er gegangen war. Dann drehte sie sich wieder um.
    Ihre Mutter war so attraktiv wie immer. Ihr brünettes Haar hatte einen gesunden Schimmer, ihre Wangen waren leicht gerötet. Ihre Hosen waren adrett, ihr Blazer lag im Trend. Doch in ihren Augen standen Tränen der Angst, die sie zehn Jahre älter aussehen ließen.
    Aufgewühlt sprach Molly sanft. »Diese Blumen sind nur der Anfang. Robin hat die besten Freunde. Ich schwöre, die Hälfte von ihnen würde ins Flugzeug steigen und heute Nachmittag hier sein, wenn wir sie informierten. Die E-Mails hören einfach nicht auf. Ich habe allen gesagt, dass wir es langsam angehen.«
    Sie hielt inne, wusste jedoch, dass es gesagt werden musste. »Ich habe ihnen auch gesagt, dass es nicht gut aussieht.«
    »Molly …«, begann Kathryn.
    »Schweigen funktioniert nicht«, erklärte Molly. Sie hielt ihre Stimme sanft, doch wenn man sie schon in die Rolle der Sprecherin drängte, dann hatte sie auch ein Wörtchen mitzureden. »Nimm nur mal diese Blumen. Sie sind von Leuten, mit denen ich nicht gesprochen habe – Susie Hobbs, der Laufclub von San Diego. Robins Freunde rufen einander an, hinterlassen Nachrichten, spielen Telefonkette, und die Geschichte wird immer wilder. Wenn wir wollen, dass sie die Wahrheit verbreiten, müssen wir ihnen auch die Wahrheit sagen.«
    Sie spürte, dass ihre Eltern ihr zuhörten, und zog die Morgenzeitung aus ihrem Beutel. Sie war schon so gefaltet, dass Nicks Artikel oben lag. Sie reichte sie ihrem Vater – der vielleicht einen Herzfehler hatte oder auch nicht. Ihrer ganzen Erinnerung nach war er immer ruhig und gelassen gewesen. Sie hatte angenommen, das sei einfach seine Persönlichkeit. Nun fragte sie sich, ob die Disziplin nicht absichtlich war.
    Kathryn las die Zeitung über seine Schulter. Dann starrte sie Molly vorwurfsvoll an und sank auf den Stuhl neben dem Bett.
    Molly geriet schnell in Verteidigungshaltung. »Ich konnte es einfach nicht vermeiden, Mom.«
    »Nick ist dein Freund. Konntest du das nicht verhindern?«
    »Die Zeitung hätte mit oder ohne ihn etwas gedruckt. Das sind Nachrichten.«
    »Und er konnte nicht damit warten? Natürlich hätte er es tun können, aber er wollte es nicht. Er ist gnadenlos. Er ist auch auf deine Schwester fixiert. Er benutzt dich, um an Nachrichten über sie heranzukommen.«
    »Nein, Mom. Wir führen ganze Gespräche, die nichts mit ihr zu tun haben.«
    »Jetzt? Nein, das glaube ich nicht. Wie viel erzählst du ihm?«
    »Nichts. Kannst du das an dem Artikel nicht erkennen? Ich weigere mich zu reden, und er kommt an den Gesetzen zum Schutz der Privatsphäre vom Krankenhaus nicht vorbei, also druckt er Klatsch. Aber vielleicht wenden wir die falsche Taktik an. Wir sollten ihn benutzen, um das herauszugeben, was wir gedruckt sehen wollen.«
    Kathryn blickte zu Charlie, der eine Augenbraue hob und das Argument anerkannte.
    Kühner geworden, fuhr Molly fort: »Dasselbe mit Snow Hill. Wir müssen unseren Angestellten etwas sagen. Im Moment sind sie nur am

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