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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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Spekulieren. Tami ist wieder ganz früh gekommen …«
    »Du warst da?«, fragte Kathryn überrascht. »So aufgemotzt?«
    Molly trug eine Bluse mit einem Gürtel und einen kurzen Rock. »Das ist nicht aufgemotzt.«
    »Normalerweise hast du Jeans an.«
    »Das hier ist cooler. Außerdem muss ich vielleicht autoritärer aussehen, wenn du willst, dass ich dich vertrete. Tami sagt, dass die Gerüchteküche am Kochen ist. Sie reichen von ›Robin braucht eine Transplantation‹ bis ›Etwas ist mit dir oder Dad nicht in Ordnung‹. Ich habe sie auf Robin gelenkt, indem ich von dem Koma erzählt habe. Aber wenn du willst, dass ich etwas anderes sage, musst du mir auch sagen, was.«
    Ihre Eltern schwiegen beide. Und Molly hatte nicht das Herz, ihnen zuzusetzen. Sie verstand, warum sie mit dem hier nicht
     umgehen konnten. Sie wollte es auch nicht.
    Doch hier lag Robin, still und reglos. Entmutigt betrachtete Molly ihre Schwester. »Es ist lächerlich, es zu beschönigen. Selbst wenn sie aufwacht, wird sich ihr Leben verändert haben.« Natürlich forderte sie damit ihre Mutter heraus zu widersprechen.
    Doch Kathryn sagte bloß: »Ich weiß. Ich schaffe es nur noch nicht.«
    Das Eingeständnis half. Das war ein Fortschritt.
    Charlie drückte Kathryns Schulter und verließ das Zimmer. Mollys erster Instinkt war, ihm zu folgen, um ihn nach seinem Herzen zu fragen, doch sie spürte, dass ihre Mutter weicher wurde, und wollte das ausnutzen.
    »Es tut mir leid, Mom. Ich wünschte, das wäre ich da in dem Bett.«
    »Ich wünschte, ich wäre es«, entgegnete Kathryn.
    »Aber wer würde denn dann Snow Hill leiten?«, gab Molly nur halb im Scherz zurück.
    »Du. Was ist in dem Beutel?«
    »Ich kann Snow Hill nicht leiten. Ich habe nur einen Scherz wegen des Rocks gemacht.«
    »Natürlich kannst du Snow Hill leiten. Du kennst es besser als jeder andere. Was ist in dem Beutel?«
    Molly wollte nicht streiten und hob den Beutel aufs Bett. »Die Schwestern haben gesagt, wir sollten das Zimmer persönlicher gestalten, und deshalb habe ich Sachen von zu Hause mitgenommen.«
    »Sie haben es nicht noch mal gesagt«, erzählte Kathryn ihr mit einem ängstlichen Blick. »Seit gestern Morgen nicht mehr. Das macht mir Sorgen.«
    Molly wusste, was ihr Sorgen machte, war, dass die Schwestern allmählich glaubten, dass Robin sich jenseits jeder Hilfe befand; doch da kamen Mutter und Schwester ins Spiel. Sie nahm Dinge aus dem Beutel. »Wir haben Nanas Zimmer persönlicher gestaltet, um Erinnerungen anzustacheln. Wenn es bei ihr funktioniert, kann es auch bei Robin funktionieren.«
    »Es hat bei Nana nicht funktioniert.«
    »Doch. Sie hat mir gestern erzählt, dass du eine Tochter namens Robin hast.«
    Kathryn setzte sich wieder hin. »O Molly, du hast ihr davon erzählt.«
    »Sie hat das Schlechte daran nicht aufgenommen. Wirklich, Mom, ich habe sie nicht aufgeregt. Aber ich musste mit jemandem reden, und sie brauchte Besuch.«
    Kathryn warf ihr einen skeptischen Blick zu.
    »Außerdem«, fuhr Molly fort, »wissen wir nicht, ob es nicht funktioniert.« Ohne Kathryn noch einmal anzuschauen, stellte sie Bilderrahmen auf und heftete Briefe an das Schwarze Brett. Sie legte Robins Buch aufs Nachtkästchen, ihre Kappe aus London auf den Ventilator und hängte ihre Turnschuhe an den Transfusionsständer.
    Sie zögerte, als sie zu dem Armband kam, suchte nach einer passenden Stelle, doch da gab es nur eine. Vorsichtig schob sie es über Robins schlaffe Finger und befestigte es an ihrem Handgelenk.
    Inzwischen weinte sie, doch da war immer noch das Journal. Sie nahm es aus dem Beutel und versteckte es dahinter. »Es tut mir leid … ich weiß, du magst Heulen nicht … aber wie … wo Robin hier liegt … und es ist, als ob all ihre Motivationsmantras sinnlos sind … und dieses Journal ist so alt, dass es nicht mal im Entferntesten einfängt, wie sie jetzt ist … was nützt es also?«
    Kathryns Arme legten sich um sie, und der Trost war nicht so anders als der, den Marjorie unwissend ihr gegeben hatte. Was mit Robin passierte, war schockierend und neu, doch Kathryns Arme brachten Trost aus der Vergangenheit. Langsam hörte Molly auf zu weinen.
    »Es tut mir leid«, sagte Kathryn schließlich und klang selbst nicht allzu fest. »Das ist schwer für dich, und ich konnte nicht helfen. Es gibt Zeiten, da fühle ich mich … als steckte ich im Augenblick fest.«
    »Wie Robin.«
    »Vielleicht.«
    Molly wischte sich die Augen. »Es ist das Warten. Du

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