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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
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Deine Entschlossenheit? Wo ist dieser MUMM ? Wunder passieren nicht einfach – wir müssen dafür sorgen, dass sie passieren. Ich zähle darauf, dass Du wieder gesund wirst. Es geht nicht nur um Dein Leben, es geht auch um meines. Erinnerst Du Dich an unsere Pläne? Ich liebe Dich, Duke.«
    Mollys Herz begann zu hämmern, als sie es noch mal las. Und wieder. Sie wollte so gerne denken, dass die Nachricht einfach die Aufmunterung eines guten Freundes war – nur dass, wenn man Robin hörte, Nick weder gut noch ein Freund war, weshalb
Erinnerst Du Dich an unsere Pläne?
eine Illusion wäre. Und dann war da noch das
Ich liebe Dich
am Schluss. Besessen, wie Kathryn behauptete?
    Sie scrollte zurück zu den Mails, die Robin vor Montag erhalten hatte. Sie fand nichts von Nick und ging erst eine Woche, dann eine zweite zurück. Und da war es.
    »He. Das Rennen letzte Woche war kein großes, aber Du hast es gut gemacht. Du wirst immer besser. Ich vermisse Dich wirklich, Babe. Erinnerst Du Dich, wie wir nach jedem Rennen geredet haben? Ich rede jetzt mit mir selbst – kein großer Spaß. Manchmal rede ich mit Deiner Schwester, aber das macht es nur schlimmer. Sie redet nicht gerne über Dich, was nützt es also? Ich weiß immer noch nicht, was mit uns schiefgegangen ist. Bist Du sicher, dass wir es nicht hinkriegen können?«
    Was nützt es also?
Molly hätte den Computer schließen sollen, bevor der Schaden angerichtet war, doch eine morbide Neugierde trieb sie an. Sie fand eine Nachricht von vor fünf Wochen. »Hast Du über das nachgedacht, was ich gesagt habe, Babe? Ich weiß, Deine Familie ist ein Problem. Deshalb wäre es besser, wenn wir wegzögen. Deine Eltern werden sich schon berappeln. Sie brauchen einfach Zeit.« Und noch eine, die zwei Wochen davor geschickt worden war. »Du bringst mich um, Robin. Ich habe mir Folgendes gedacht: Ich muss nicht darauf warten, die Leiter hier emporzuklettern. Ich kann es überall schaffen. Wo möchtest Du also am liebsten leben? Sag es mir, und wir gehen dorthin.«
    Molly kam sich vor wie eine Närrin. Ihre Mutter hatte recht, Nick benutzte sie. Und warum kümmerte sie das? Freunde kamen und gingen. Doch sie hatte ihm geglaubt. Sie hatte an ihn geglaubt. Sie hatte sich besser in ihrer Haut gefühlt, weil sie gedacht hatte, dass ein Mensch wie Nick ihre Freundschaft schätzte.
    Sie sagte niemandem, was sie gelesen hatte, redete gar nichts. Und sie konnte auch nichts essen, als Chris Pizza aus dem Laden in der Straße mitbrachte. Sie verließ leise das Zimmer, als der Neurologe kam, um das EEG zu machen. Und als Kathryn in Tränen aufgelöst herauskam, weinte Molly um Robin.
     
    Kathryns Tränen währten nicht lange. Sie wurde wieder wütend – auf den Neurologen wegen der Testergebnisse, auf Charlie, weil er sie gedrängt hatte, den Test machen zu lassen, auf Molly, weil sie in Snow Hill Probleme verursachte, auf Chris, weil er nichts tat. Sie ließ es jeden von ihnen spüren, als sie wieder ins Zimmer zurückkehrten. Dabei erschöpfte sie sich selbst am meisten.
    Charlie ergriff ihre Hand. »Lass uns heimgehen, Liebes.«
    Doch Kathryn empfand eine plötzliche, fast kindliche Angst. »Ich kann sie nicht allein lassen.«
    »Ich bleibe«, bot Molly an.
    »Du verstehst es nicht. Ich bin ihre Mutter.«
    »Ich bin ihre Schwester. Ich liebe sie auch. Es wird ihr gutgehen, Mom. Ich sorge dafür, dass nichts passiert.«
    Ihre Stimme klang überzeugend. Und Kathryn war einfach müde genug, um nachzugeben.
     
    Molly wartete, bis sie und Robin allein waren. Dann legte sie den Kopf nieder, berührte den Arm ihrer Schwester und weinte. Sie versuchte, sich ein Leben ohne Robin vorzustellen, und es gelang ihr nicht. Robin mochte eine egoistische Schlampe sein, die Molly in allem in den Schatten stellte, doch sie ging nirgendwohin, ohne Molly etwas mitzubringen, das einfach zu ihr passte.
    »Es ist nicht das Geschenk«, sagte ihre Großmutter immer. »Es ist der Gedanke.« Zum ersten Mal verstand Molly das.
    Langsam versiegten ihre Tränen, und sie saß ruhig da. Sie erinnerte sich an die Kraft, die Robin stets an den Tag gelegt hatte, und versuchte, das wenige aufzusaugen, was davon vielleicht noch vorhanden war.
    Dann stieß sie einen niedergeschlagenen Seufzer aus. »Ach Robin«, sagte sie traurig, »du hattest recht. Wie habe ich die Wahrheit über Nick nicht erkennen können?« Seine ständige Neugierde, was Robin anging, hätte ein Hinweis sein sollen.
    Molly hatte die Wahrheit nicht

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