Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Delinsky
Vom Netzwerk:
voller Überzeugung sagte: »Ich mag ja nicht wissen, ob Robin jahrelang an lebenserhaltende Apparate angeschlossen sein möchte, aber ich weiß, dass sie diesen Mann nicht hier haben will.« Sie erhob sich, nahm ihr Tablett und ging zum Mülleimer.
     
    Chris kam nicht nach Hause. Nachdem er eine Stunde lang gefahren war, landete er erneut im Krankenhaus und machte sich auf
     die Suche nach Molly. Er fand sie im Warteraum und zog sie in eine ruhige Ecke.
    »Wir haben ein Problem«, sagte er leise. »Liz droht, uns Ärger zu machen. Was ist das für eine Geschichte? Ist es abgemacht, dass sie gefeuert ist?«
    Molly sah wütend aus, was kein gutes Zeichen war. »Ja«, antwortete sie. »Hat sie dich tatsächlich angerufen, um sich zu beschweren?«
    »Sie hat keinen Job und macht sich deshalb Sorgen«, erklärte er und versuchte, beiläufig zu klingen. »Besteht irgendeine Möglichkeit, dass sie wieder eingestellt wird?«
    »Absolut keine.«
    »Ist Mom damit einverstanden?«
    »Sie wird es sein«, warnte Molly. »Wenn Liz wieder eingestellt wird, bin ich hier raus. Und das wird Mom nicht gefallen.«
    Chris kam sich unter Druck gesetzt vor. Seine Schwester rückte ihn in eine schlechte Position. »Du hast etwas Persönliches daraus gemacht. So kann man kein Unternehmen führen.«
    »Das hier ist ein Familienunternehmen. Wir können es führen, wie immer wir wollen. Womit droht sie denn?«
    Er sah voller Abscheu weg. »Ach, blöder Kram, aber sie hat ein großes Mundwerk.«
    »Deshalb habe ich sie entlassen.«
    »Ich wünschte, du hättest dich erst mit mir verständigt. Sie und ich kennen uns schon lange, deshalb fühle ich mich verantwortlich. Ich war es, der sie Mom vorgestellt hat.«
    »Und Mom mochte sie. Wir beide mochten sie. Das muss ihr zu Kopf gestiegen sein, denn sie ist unmöglich geworden. Eine Primadonna, und zwar eine echte. Keiner wird eine Träne darüber vergießen, dass sie weg ist.«
    »Vielleicht sollten wir eine Abfindung anbieten.«
    »Vielleicht sollten wir ihr drohen, sie zu verklagen«, gab Molly zurück. »Was sie getan hat, war fast Betrug.«
    »Das ist etwas übertrieben.«
    »Sie hat eine Familientragödie ausgenutzt, Chris. Schlimmer kann es nicht werden.«
    »Okay«, gab er zu, »ihr Timing war schlecht.«
    »Es ist es noch immer. Sie ruft dich an, um sich wegen Geld zu beschweren, während das Leben deiner Schwester kurz vor dem Ende steht?«
    »Die Entscheidung muss Mom treffen, nicht ich.«
    »Aber du gehörst zur Familie, also bist du beteiligt. Wie kann Liz erwarten, dass du dich im Moment mit ihrer Kleinlichkeit auseinandersetzt?«
    »Sie sieht es nicht als kleinlich«, erklärte Chris. Und ja, er war beteiligt. Da hatte die Sozialarbeiterin recht. Er empfand ein heftiges Ziehen, wenn er an Robin dachte. Das war einer der Gründe, weshalb er wollte, dass das hier geklärt wurde. Er suchte nach einem Kompromiss, als er sagte: »Was wäre, wenn wir Liz in Snow Hill arbeiten ließen, bis sie etwas anderes findet?«
    »Tu das«, warnte Molly erneut, »und sie wird die Zeit damit verbringen, ihr Rolodex zu verdoppeln, unsere Verkäufer abzuwerben und uns bei jedem Kunden schlechtzumachen, der ihr zuhören will. Irre ich mich da?«
    Leider nicht. Liz war kein leichter Mensch, wenn sie das Gefühl hatte, dass man ihr in die Quere gekommen war. Das war einer der Gründe, weshalb Chris sich von ihr getrennt hatte. Und er hatte niemals zurückgeschaut.
    Das Problem war zu wissen, was er nun tun sollte.

[home]
12
    I nnerhalb von fünf Minuten nach dem Beginn des Unterrichts am Donnerstag wusste David, dass Alexis Ackerman etwas beunruhigte. Sie weigerte sich, ihn anzuschauen. Als er versuchte, sie in die Diskussion einzubeziehen, zuckte sie mit den Schultern und sah wieder in ihr Buch. Jeden anderen Schüler hätte er herausfordern können –
Hast du die Aufgabe gelesen? Möchtest du deine Gedanken mit uns teilen?
 –, aber Alexis war zu verletzbar. Er konnte sie nicht drängen, vor allem, da er sich so schuldig fühlte.
    Die Glocke läutete, doch sie rührte sich nicht. Als der Raum sich leerte, ging er zu ihrem Pult. »Geht es dir gut?«
    »Was haben Sie zu meinem Vater gesagt?«, fragte sie wütend.
    Schuldig? Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. »Ich habe gesagt, dass ich mir Sorgen um dich mache.«
    »Haben Sie mich magersüchtig genannt?«
    »Nein, aber ich habe ihm erzählt, dass du zusammengebrochen bist.«
    Sie fing an zu jammern. »Ich bin nicht zusammengebrochen. Meine Beine

Weitere Kostenlose Bücher