Im Schatten von Montmartre
knüpfen dort wieder an, wenn es Ihnen recht ist. Also, Sie
hatten das besagte Foto durch die Post erhalten...“
„Ja, etwa drei Wochen, bevor ich zu Ihnen
gekommen bin. An mich persönlich adressiert, per Einschreiben. Ich habe Ihnen
gesagt, ich hätte den Umschlag vernichtet. Das habe ich nicht, aber ich konnte
Ihnen den Umschlag ja schlecht zeigen, nicht wahr? Möchten Sie ihn sehen? Es
war nämlich noch ein Brief dabei...“
„Das ist jetzt nicht mehr so wichtig, aber
zeigen Sie mal her.“
Er stand auf, ging zu seinem Schreibtisch,
schloß eine Schublade auf, holte einen großen Umschlag heraus und reichte ihn
mir. Ich entnahm den Brief und las:
Lieber Monsieur Rigaud,
zu Ihrer Information senden wir Ihnen ein Foto,
das Sie sich bitte mit der nötigen Aufmerksamkeit ansehen mögen, da es sich
nicht um eine Montage handelt. In der gesicherten Annahme, daß Sie das
Kunstwerk angemessen zu würdigen wissen, verbleiben wir, bis wir das Vergnügen
haben werden, Sie persönlich kennenzulernen, mit den besten Grüßen
PHILIPPE
„Das können Sie ebenfalls verbrennen“, sagte
ich.
Und während er der Aufforderung nachkam, fragte
ich: „Wie haben Sie darauf reagiert?“
„Ich verfiel in eine tiefe Depression.“
„Haben Sie daran gedacht, sich von Mademoiselle
Cargelo zu trennen?“
„Nein. Ich glaube, ich habe sie von jenem Tag an
noch mehr geliebt. Ich fühlte mich verpflichtet, ihr zu helfen, mögliche dunkle
Punkte in ihrem Leben zu vergessen. Und wenn ich daran dachte, daß diese
Schweine ihr etwas Böses antun wollten... Aber daß ein richtiger Gangster
hinter all dem steckte...“
„Ja, der Professor! Ein etwas verrückter
Professor, aber ganz und gar nicht dumm. Spezialist in einer kriminellen
Branche, die sozusagen am ausgestreckten Arm verhungert, weil die Versorgungskanäle
für Rauschgift zur Zeit verstopft sind. Den dahinsiechenden Markt könnte der
Boß als erster wiederbeleben. Einen Reeder als Verbündeten zu haben, den
hochanständigen Chef einer internationalen Schiffahrtsgesellschaft, und ihn
dazu zu zwingen, die heiße Ware über die Weltmeere zu transportieren...! Der
Professor hat Ihnen das Foto geschickt, um auf den Busch zu klopfen. Sollte es
zu einem Bruch zwischen Ihnen und Mademoiselle Cargelo kommen, na ja, schade! Dann
würde man sich etwas anderes ausdenken müssen. Sollten Sie sich aber nicht von
ihr trennen, das heißt, sollten Sie sie so sehr lieben, daß Sie ihr diese
Jugendsünde verziehen, dann konnte man alles von Ihnen verlangen. Man brauchte
nur damit zu drohen, die Ehre Ihrer Verlobten in den Schmutz zu ziehen. Nicht
schlecht kalkuliert. Wann haben Sie sich mit ihm getroffen? Wahrscheinlich
gestern, nicht wahr?“
„Gestern, ja.“
„Was hat er Ihnen vorgeschlagen?“
„Das, was Sie soeben gesagt haben: In Tripolis
wartet eine große Menge Rauschgift auf den Weitertransport. Ich sollte die Ware
nach Frankreich bringen, entweder an Bord meiner Privatjacht oder an Bord eines
meiner Frachter. Wenn es soweit ist, will er mir seine Leute schicken, die das
Zeug verstecken.“
„Wollte!“ korrigierte ich ihn. „Er wollte Ihnen seine Leute schicken! Von denen werden Sie nämlich nichts mehr hören.
Sagen Sie... Entschuldigen Sie meine Egozentrik... Aber was hat der ehrwürdige
Professor über meine Person gesagt?“
„Daß man Sie bremsen und davon abhalten müsse,
noch weiter herumzuschnüffeln. Ich war einverstanden. Allerdings muß ich Ihnen
gestehen... Na ja, ich fing an zu bereuen, daß ich mich an Sie gewandt hatte.
Ich glaubte, einen Fehler gemacht zu haben. Unser Gespräch am Montag kam mir ziemlich
merkwürdig vor. Und dann hatte ich das Gefühl, daß Sie mich beschatten
ließen...“
„Stimmt, ich habe Sie beschatten lassen. Doch
Sie sind meinen Mitarbeitern durch die Lappen gegangen... Aber reden wir nicht
mehr davon, kommen wir lieber auf das Foto zurück. Sie haben es also bekommen,
und um seinen Ursprung herauszufinden, engagieren Sie mich. Warum mich? Hat
Monsieur Coulon Ihnea gegenüber meinen Namen erwähnt?“
„Ich hatte Ihren Namen in der Zeitung gelesen.
Es ging um gestohlene Jadefiguren...“
„Richtig. Auch Mademoiselle Cargelo hat von
Ihnen gesprochen, in Zusammenhang mit Coulons Tochter Simone. Und dann hatte
ich die Gelegenheit, mit Monsieur Coulon persönlich zu sprechen. Wir haben über
dies und das geredet, nichts Konkretes, aber er ließ durchblicken, daß man sich
Ihnen getrost anvertrauen könne.“
„Schwamm
Weitere Kostenlose Bücher