Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten von Montmartre

Im Schatten von Montmartre

Titel: Im Schatten von Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
um
Mademoiselle Cargelo kümmern und versuchen, ein wenig Licht ins Dunkel zu
bringen? Natürlich werde ich Sie dabei aus dem Spiel lassen. Ihre Verlobte wird
nie erfahren, daß Sie Bescheid wissen.“
    Zunächst zeigte er sich wenig erbaut von meinem
Vorschlag. Doch dann willigte er — als Reeder — schließlich doch ein, mir das
Ruder zu überlassen..
    Als ich sein Haus verließ, besaß ich einen
ganzen Haufen wichtiger Informationen über die Schauspielerin, vor allem über
ihre wirkliche Identität. Außerdem hatte ich die Adresse der UImen in
Verrières in der Tasche, dazu die private Telefonnummer, die es mir erlaubte,
den Filmstar direkt an die Strippe zu bekommen, ohne das Personal bemühen zu
müssen.
    Diese Nummer rief ich vom erstbesten Bistro aus
an. Selbst das Telefon von Louis Rigaud wollte ich aus dem Spiel lassen.

11

Nagelprobe
     
     
    Um zu den Ulmen in der Gemeinde Verrières
zu gelangen, dorthin, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, wählte ich eine
Straße, die schnurgerade am Wald von Verrières entlangführte. Die vielen
Gendarmen, die hinter jedem Baum lauerten, zusammen mit den Schlapphüten direkt
aus der Tour Pointue, zwangen mich zu einem Umweg. Es wimmelte von berittener
Polizei. Über allem schwebte ein Hubschrauber und erfüllte die Luft mit dem
Gebrumm einer wütenden Hummel. Ich fragte einen der Flics, was denn los sei,
und er war so liebenswürdig, es mir zu erklären.
    Im Wald versteckten sich angeblich ein paar
Leute, die man daran hindern wollte, per Autostop abzuhauen: die Gangster von
Bagneux. Ob ich davon nichts gehört hätte? Man veranstalte eine regelrechte
Treibjagd, um sie zu ergreifen.
    Ich gab Gas, denn den Gedanken, dem Professor
gegenüberzutreten, fand ich alles andere als lustig.
    Endlich erreichte ich die Ulmen. Eine
Marmorplatte am Pfeiler eines vornehmen Eisentores wies mich darauf hin.
    Das Anwesen verdiente diese Bezeichnung, mit der
hohen Umfassungsmauer, dem baumbestandenen Park, der Autoauffahrt, dem Rasen
samt Blumenbeeten und dem eigentlichen Wohnkomplex.
    Ich mußte an einem Gärtner vorbei, der gleichzeitig
den Wachhund spielte, dann an einer dicken Köchin und an einem Zimmermädchen
mit wiegenden Hüften, und endlich stand ich vor Rita Cargelo. Sie empfing mich
in einem Zimmer, dessen heruntergelassene Jalousien ein künstliches Dämmerlicht
schufen. Offenbar wollte die Schauspielerin verhindern, daß ich ihre Gefühle
von ihrem schönen Gesicht ablesen konnte.
    „Guten Tag, Monsieur Burma“, gurrte sie mit
ihrer dunklen Stimme. „Am Telefon habe ich gar nicht so richtig verstanden,
warum Sie mich eigentlich sprechen wollen.“
    Da war er wieder, dieser kombinierte
Italo-Yankee-Akzent! „Am Telefon habe ich Ihnen das auch noch gar nicht
gesagt“, erwiderte ich. „Ich habe Sie nur gebeten, zu Ihnen kommen zu dürfen.“
    „Und ich habe eingewilligt, stimmt. Unser
Telefonat war wirklich sehr kurz... Aber setzen Sie sich doch“, forderte sie
mich auf und wies auf einen Sessel, der von einem Sonnenstrahl liebkost wurde.
Sie selbst nahm in einem anderen Sessel Platz, mit dem Rücken zum Fenster.
    „Äußerst kurz, ja“, wiederholte sie. „Sie haben
so schnell aufgelegt... Ich konnte nicht einmal fragen, woher Sie meine
Privatnummer haben. Die kennen nämlich nur wenige Leute...“
    „Ganz einfach“, erklärte ich. „Sie stand im
Adreßbuch von Emile Prunier.“
    Jeder besitzt ein Adreßbuch. Wie Landru. Prunier
hatte da wohl keine Ausnahme gemacht. Es war jedenfalls einen Versuch wert.
    „Ah ja, interessant... Das ist natürlich eine
Lüge“, stellte sie in gleichbleibendem Tonfall fest, „die jedoch beweist, daß
Sie eine Menge wissen. Übrigens habe ich deswegen unserem Treffen zugestimmt:
Ich glaube, daß Sie eine Menge wissen! Aber vielleicht bin ich schon dabei,
mich um Kopf und Kragen zu reden, nicht wahr?“
    „Wer redet denn hier von Kopf und Kragen?“ sagte
ich lächelnd und machte es mir in meinem Sessel bequem. „Was ich wissen will,
ist lediglich, ob Sie schuldig oder unschuldig sind. Prunier war ein Schwein.
Wenn Sie ihn umgebracht haben, soll das nicht meine Sorge sein. Ich werde Sie
nicht anzeigen. Außer, Sie haben es mit der Absicht getan, den Mord Simone
Coulon in die Schuhe zu schieben..
    Sie machte eine stumme Geste des Protests.
    „Doch das glaube ich nicht“, wiegelte ich ab.
„Ganz im Gegenteil: Sie wollten Sie retten... Aber könnten Sie nicht die Gesprächsleitung
übernehmen, Mademoiselle? Und ohne

Weitere Kostenlose Bücher