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Im Schatten von Montmartre

Im Schatten von Montmartre

Titel: Im Schatten von Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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die Bekanntschaft Ihrer Verlobten gemacht habe, nicht wahr? Hab neulich
ein wenig mit ihr geplaudert, in Cannes, als ich die Tochter eines Ihrer
Freunde suchte: Simone Coulon.“
    „Ja, ich weiß.“
    „Auf dem Festival hab ich Sie gar nicht gesehen,
Monsieur Rigaud...“
    „Ich war nicht in Cannes.“
    „Also, wie gesagt, die imitierte Frau hat mich
nicht wiedererkannt, und das hat mir zu denken gegeben.“
    Er blieb weiterhin einsilbig. Begriff offenbar
nicht ein Viertel von dem, was ich ihm erzählte. Aber er sagte etwas. Immerhin
ein Fortschritt!
    „Ja, ich weiß sehr wohl, daß die Frau auf den
Fotos nicht Rita ist. Rita hat von Geburt an ein besonderes Merkmal, das die
Imitation, wie Sie es nennen, nicht besitzt. Aber von diesem Detail abgesehen,
ist die Ähnlichkeit frappierend. Ich war eben so überrascht, weil ich es für
unmöglich hielt, daß jemand außer mir diesen Betrug durchschauen könnte...
Großer Gott, so eine Ähnlichkeit! Man könnte sie für Zwillingsschwestern
halten! Wie ist das nur möglich? Eine Doppelgängerin?“
    „Eine künstlich hergestellte, ja.
Pornozeitschriften bilden häufig Modelle ab, die bekannte Schauspielerinnen
mehr oder weniger ähnlich sehen. Das gibt dem Ganzen die nötige Würze. Ein
guter Maskenbildner und ein guter Fotograf können die Ähnlichkeit noch
verstärken.“
    Fassungslos hob Rigaud die Schultern.
    „Leider ändert das nichts an dem Problem.
Doppelgängerin oder nicht, wenn diese Fotos in Umlauf gebracht werden, so wie
es der Mann angedroht hat...“
    „Immer mit der Ruhe! Lassen Sie sich nicht
gleich verrückt machen!“
    Ich schüttete den gesamten Inhalt der Tasche auf
ein rundes Tischchen. Einige Fotos fielen auf den Boden.
    „Das sind die Waffen von Bresson, dem Professor.
Negative und Positive. Und dies hier ist ein Geschenk des Hauses Fiat Lux ,
Privatdetektei.“
    Ich zog eine Schachtel Streichhölzer aus der
Tasche, legte sie auf den Bilderhaufen und wies auf den Kamin, über dem in Öl
ein ehrwürdiger Alter mit Bart thronte, wahrscheinlich ein Vorfahre meines
weniger ehrwürdigen Klienten.
    „Verbrennen Sie den ganzen Kram, dann wird Ihnen
wärmer ums Herz! Und machen Sie sich keine Gedanken! Der vornehme
Drogen-Erpresser hat ausgespielt. Sein Unternehmen ist geplatzt. Zur Zeit hat
er andere Sorgen.“
    Rigaud konnte sich nicht sogleich entschließen.
Doch dann nahm er die Fotos, ganz langsam, warf sie in den Kamin und riß ein
Streichholz an. Flammen schossen hoch, das Fotomaterial brannte schnell und
fröhlich. Die Abzüge krümmten sich im Feuer. Der Reeder betrachtete stumm das
Spiel der Flammen, stocherte mit dem Schürhaken darin herum. Dann kam er zu mir
und gab mir meine Streichhölzer zurück, was ziemlich lächerlich wirkte.
    „Haben Sie vielen Dank“, sagte er. „Das ist
alles sehr hübsch, aber es existieren noch die anderen.“
    „Die anderen?“
    „Ja, die Fotos von früher. Die richtigen!“, er
schrie beinahe. „Ich will offen mit Ihnen reden, Monsieur Burma: Es existieren
Fotos, die...“
    „Existier ten , wollen Sie wohl sagen“,
unterbrach ich sein Geständnis. „Glauben Sie denn, unser Erpresser hätte sich
die ganze Mühe mit dem Ersatzprodukt gemacht, wenn er die Fotos von früher
besäße? Ja, er hat sich eins davon besorgen können, durch eine groß angelegte
Aufkaufaktion; und das hat er Ihnen geschickt, um mit Ihnen ins Gespräch zu
kommen. Dafür brauchte er ein echtes Foto von früher. Machen sie sich also
keine Sorgen mehr darum. Die alten Fotos sind schon seit langem vom Markt
verschwunden.“
    Er wägte das Für und Wider meiner These ab,
wobei er von einem Fuß auf den andern trat. Plötzlich nahm er meine Hände und
drückte sie.
    „Ja, ich glaube, Sie haben recht“, seufzte er.
„Nochmals vielen Dank! Und... ich... Entschuldigen Sie, aber ich habe mich
Ihnen gegenüber nicht sehr korrekt verhalten, und...“
    „Schon vergessen. Aber ich hätte doch noch gerne
ein paar Erklärungen von Ihnen. Setzen wir uns und plaudern wir ein wenig.“
    „Aber... Ja, natürlich, wenn Sie meinen... Wenn
Sie meinen...“
    Ich nahm in einem Sessel Platz. Rigaud läutete
und setzte sich ebenfalls. Der stocksteife Butler erschien, verschwand,
erschien wieder mit Getränken und verschwand wieder. Als die Gläser gefüllt
waren, zündete ich mir meine Pfeife an und sagte:
    „Wir sitzen hier beinahe so zusammen wie am
Freitag letzter Woche, als Monsieur Raphanel mich in meinem Büro aufgesucht
hat. Am besten, wir

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